Fit und motiviert arbeiten in Bad Kissingen

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Durchtrainiert: Iris Vollert, Leiterin der Marketing-Abteilung der Heiligenfeld-Kliniken, nutzt regelmäßig das Fitnessangebot im Haus. Im Trainingsraum wird sie unter anderem von Thorsten Stüwe, dem Leiter der Physikalischen Therapie der Luitpoldklinik, betreut. Foto: Ralf Ruppert
Durchtrainiert: Iris Vollert, Leiterin der Marketing-Abteilung der Heiligenfeld-Kliniken, nutzt regelmäßig das Fitnessangebot im Haus. Im Trainingsraum wird sie unter anderem von Thorsten Stüwe, dem Leiter der Physikalischen Therapie der Luitpoldklinik, betreut. Foto: Ralf Ruppert
Durchtrainiert: Iris Vollert, Leiterin der Marketing-Abteilung der Heiligenfeld-Kliniken, nutzt regelmäßig das Fitnessangebot im Haus. Im Trainingsraum wird sie unter anderem von Thorsten Stüwe, dem Leiter der Physikalischen Therapie der Luitpoldklinik, betreut. Foto: Ralf Ruppert
Durchtrainiert: Iris Vollert, Leiterin der Marketing-Abteilung der Heiligenfeld-Kliniken, nutzt regelmäßig das Fitnessangebot im Haus. Im Trainingsraum wird sie unter anderem von Thorsten Stüwe, dem Leiter der Physikalischen Therapie der Luitpoldklinik, betreut. Foto: Ralf Ruppert
 
 
In der Region holen sich die Arbeitnehmer immer noch überdurchschnittlich oft eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung von ihrem Arzt. Der Krankenstand liegt im Schnitt bei rund 15 Tagen pro Jahr. Foto: Archiv
In der Region holen sich die Arbeitnehmer immer noch überdurchschnittlich oft eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung von ihrem Arzt. Der Krankenstand liegt im Schnitt bei rund 15 Tagen pro Jahr. Foto: Archiv
 
Übergabe der Studie: Wolfgang Flaig von der DAK, Joachim Galuska, Ärztlicher Direktor Heiligenfeld-Kliniken und sein Stellvertreter Rüdiger Höll. Foto: Ralf Ruppert
Übergabe der Studie: Wolfgang Flaig von der DAK, Joachim Galuska, Ärztlicher Direktor Heiligenfeld-Kliniken und sein Stellvertreter Rüdiger Höll. Foto: Ralf Ruppert
 
Wolfgang Flaig von der DAK. Foto: Ralf Ruppert
Wolfgang Flaig von der DAK. Foto: Ralf Ruppert
 
Joachim Galuska, Ärztlicher Direktor Heiligenfeld-Kliniken. Foto: Ralf Ruppert
Joachim Galuska, Ärztlicher Direktor Heiligenfeld-Kliniken. Foto: Ralf Ruppert
 
Prof. Dr. Rüdiger Höll, stellvertretender Ärztlicher Direktor Heiligenfeld-Kliniken. Foto: Ralf Ruppert
Prof. Dr. Rüdiger Höll, stellvertretender Ärztlicher Direktor Heiligenfeld-Kliniken. Foto: Ralf Ruppert
 

Die Zahl der Fehltage in der Region ist weit über dem Durchschnitt. Betriebe wie Heiligenfeld versuchen, mit Prävention gegenzusteuern.

Yoga, Lauftreff, Rückenschule oder Kraft-Training: Die rund 800 Beschäftigten der Heiligenfeld-Kliniken haben jede Menge Auswahl, wenn es um einen Ausgleich zur Arbeit geht. "Ich versuche, das regelmäßig einzuplanen", sagt etwa Iris Vollert, die die zwölfköpfige Marketing-Abteilung leitet. Zwei Mal in der Woche geht sie in den Trainingsraum, in dem sich sowohl Mitarbeiter, als auch Patienten fit halten. Zudem schaltet die 50-Jährige bei Joggen und Schwimmen ab. "Ich mache schon immer Sport, aber dass man das hier so gut im Haus machen kann, ist schon etwas Besonderes", sagt Iris Vollert.

Belohnung für aktive Mitarbeiter

"Die, die kommen, kommen regelmäßig", fasst Thorsten Stüwe, Leiter der Physikalischen Therapie der Luitpoldklinik Heiligenfeld, die Resonanz auf das Programm zusammen. Anreize gibt es mehrere: Zum einen wird die Trainingszeit zur Hälfte als Arbeitszeit angerechnet. Zum anderen gibt es ein Punktesystem: "Für jeden Punkt gibt es zwei Euro, und für die Grippeimpfung gibt es zum Beispiel zehn Punkte", berichtet der Ärztliche Direktor Joachim Galuska. Trotzdem seien nur rund 15 Prozent der Beschäftigten geimpft, schränkt Galuska ein. "Es muss wirklich fundamental angesetzt werden", betont der Mitbegründer der Heiligenfeld-Kliniken, und: "Es reicht nicht nur, einzelne Angebote zu machen, man muss an die Strukturen ran."
Deshalb gebe es ganz viele Aspekte, um den Krankenstand der Mitarbeiter möglichst niedrig zu halten: Vollwertiges Essen in der Kantine etwa, die Dokumentation der Raucherpausen oder das Verhalten der Führungskräfte. Für die Teilnahme an einem Ernährungsseminar gibt es zehn Punkte, für Hautkrebs- oder Darmkrebsscreening fünf und für den Lauf-Treff oder Nordic Walking 20. Deshalb war es auch kein Zufall, dass die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) ihren Gesundheitsreport genau dort vorgestellt hat.

Der Landkreis Bad Kissingen stellt sich selbst gerne als Gesundheitsregion dar: Viele Kliniken und Labore und die hohe medizinische Kompetenz tragen zum guten Ruf Bad Kissingens bei. Umso erstaunlicher ist, dass der Landkreis zu den Regionen in Bayern zählt, die laut DAK-Gesundheitsreport den höchsten Krankenstand haben.

Hohe Werte in der Branche

Erklärungsversuche dafür gibt es viele: "Zu uns kommen vielleicht viele Menschen, die Heilung suchen", vermutet etwa Prof. Dr. Rüdiger Höll, stellvertretender Leiter der Heiligenfeld-Kliniken. Wolfgang Flaig, Leiter der Bad Kissinger DAK-Servicestelle, könnte sich auch einen Zusammenhang mit den vielen Pendlern vorstellen: Wer einen weiten Weg zur Arbeit hat, muüsse länger daheim bleiben.
Auch das Alter und der Branchenmix bei den DAK-Versicherten, deren Daten für die Studie ausgewertet wurden, könnte eine Rolle spielen: Der Landkreis hat besonders viele Erwerbstätige im Gesundheitswesen , fast ein Viertel der DAK-Versicherten sind in Kliniken, Praxen oder Laboren beschäftigt. Mit 4,7 Prozent Krankenstand belegt das Gesundheitswesen den vorletzten Platz, nur im Bereich Verkehr, Lagerei und Kurierdienste ist der Krankenstand höher. Am gesündesten sind übrigens die Erwerbstätigen, die im IT -Bereich arbeiten: Nur 17 von 1000 Beschäftigten sind dort im Schnitt krank. Danach folgen Rechtsberatung und Unternehmensdienstleistungen mit 2,5 Prozent sowie Banken und Finanzdienstleistungen mit 2,9 Prozent.
In der Region umfassten rund 40 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen einen Zeitraum von höchstens drei Tagen. "Das ist natürlich das größte Ärgernis für die Arbeitgeber", verweist Flaig auf die praktischen Folgen von kurzfristigen Ausfällen. Nach 42 Tagen endet dann die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: Nur in 4,3 Prozent aller Fälle kommt es soweit, allerdings tragen diese 4,3 Prozent 48,2 Prozent aller Krankheitstage zur Statistik bei.

Aufputschmittel auf Rezept

Erstmals hat die DAK im Gesundheitsreport das Thema Hirndoping untersucht, also die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit, um die Leistungsfähigkeit zu steigern oder das psychische Wohlbefinden zu verbessern. In Bayern haben sich laut DAK sieben Prozent der Befragten schon mindestens einmal mit Pillen für Prüfungen oder Job fit gemacht, knapp zwei Prozent machen das regelmäßig.

Überblick Bundesweit sank der Krankenstand laut DAK-Studie von 4,0 auf 3,9 Prozent, das entspricht einem Rückgang von 14,6 auf 14,2 Tage, an denen sich die Erwerbstätigen im Schnitt arbeitsunfähig meldeten. In Bayern blieb der Wert mit 3,4 Prozent, also 12,4 Krankheitstagen, konstant.

Region In der DAK-Studie sind die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zusammengefasst: Rund 17 500 Versicherte hat die DAK in den beiden Kreisen, 9127 davon sind erwerbstätig. Insgesamt gibt es in den beiden Landkreisen laut dem Lanesamt für Statistik 94 800 Erwerbstätige. Die Region hat zwar die rote Laterne beim Krankenstand abgegeben, belegt aber immer noch den zweitschlechtesten Platz in ganz Bayern: Nur die Region Bayreuth steht mit 4,2 Prozent (15,3 Tage im Jahr) noch schlechter da. In den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld waren im vergangenen Jahr 4,1 Prozent der erwerbstätigen DAK-Versicherten arbeitsunfähig. Den besten Wert hat Starnberg mit 2,6 Prozent.

Krankheiten Im Schnitt 4,3 Fehltage pro Erwerbstätigen gehen auf das Muskel-Skelett-System zurück, jeweils rund zwei Fehltage entfallen im Schnitt auf Verletzungen und - bei steigendem Trend - psychische Erkrankungen.

Altersstruktur Die 9127 erwerbstätigen DAK-Versicherten in den Kreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld hatten 2014 folgendes Alter: unter 20 Jahre: 834, 20 bis 29 Jahre: 1771, 30 bis 39 Jahre: 1847, 40 bis 49 Jahre: 2003, 50 bis 59 Jahre: 1798 sowie über 60 Jahr: 874.

Langzeiterkrankungen Auf Anfrage hat die DAK die besonders langwierigen Erkrankungen in den Kreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld ausgewertet: Demnach gingen zum Beispiel bei den Psychischen Leiden 4,8 Fälle je 100 Versicherte mit 200,6 Arbeitsunfähigkeitstagen in die Statistik ein. Die Betroffenen waren also im Schnitt rund 50 Tage krank geschrieben. Insgesamt führen psychische Erkrankungen bayernweit im Schnitt zu 193 Krankheitstagen auf 100 Versicherte. Das ist annähernd eine Vollzeitstelle, somit ist statistisch durchgehend jede hunderste Stelle unbesetzt wegen psychischer Erkrankungen.

Hirndoping Im Jahr 2008 wussten laut DAK 45 Prozent aller Bundesbürger um die leistungssteigernde Wirkung mancher Medikamente, mittlerweile sind es 70 Prozent. Laut Studie haben es zwischen 7,2 und 12 Prozent getestet, das wären im Landkreis zwischen 3800 und 6300 Erwerbstätige. 1,6 Prozent, also im Landkreis knapp 1000, putschen sich regelmäßig auf: Männer eher zur Leistungssteigerung, Frauen eher für bessere Stimmung oder zum Abbau von Ängsten.