Mit 17 gegen elf Stimmen stimmte der Bad Kissinger Stadtrat am Mittwoch-Abend für den Umbau der Garitzer Kreuzung zum Kreisel. Er folgte damit dem Bauausschuss, der ebenfalls für einen Kreisverkehr votiert hatte. Nötig geworden war die Behandlung im Plenum, weil OB Kay Blankenburg einen Nachprüfungsantrag gestellt hatte.
Im Stadtrat begründete Blankenburg, der erneut für eine Ampelkreuzung stimmte, seinen Antrag. Ihm gehe es vor allem um das Thema Sicherheit. Die relativ weit von der Kreuzung entfernt liegenden Bedarfsampeln würden wohl relativ wenig in Anspruch genommen. "Die Menschen nehmen keinen Umweg zur Ampel in Kauf, und damit sind alle Sicherheitserwägungen vom Tisch", sagte Blankenburg.
Außerdem werde der bei einem Kreisverkehr umfangreichere Grunderwerb die Baumaßnahme hinauszögern: "Die Ampel kommt schneller." Und schließlich sei es ihm wichtig gewesen, dass nicht nur die im Bauausschuss vertretenen Stadträte über die Garitzer Kreuzung abstimmen können.
Ganz anders als Blankenburg sah Birgit Eber (ebenfalls SPD) das Thema Verkehrssicherheit. Diese sei für sie der entscheidende Aspekt.
Birgit Eber bemühte mehrere Statistiken, die einem Kreisverkehr eine wesentlich höhere Sicherheit bescheinigen. Dort passierten zum einen weniger Unfälle als an einer Ampelkreuzung, zum anderen seien die Unfallfolgen nicht so gravierend. Sie werde für den Kreisel stimmen.
Laut Klaudia Schick (CSU) gibt es keine eindeutige Sieger-Lösung. So komme der Kreisel mit seinem Baypass dem Kindergarten zu nahe.
Vor allem aber sei die Kreuzung jetzt kaputt, die Erneuerung als Ampelkreuzung gehe schneller. Sie stimmte für die Kreuzung.
Dort, wo sie hinpassen Bürgermeister Toni Schick (DBK) ergänzte, dass mit Kreisverkehren sicher gute Erfahrungen gemacht worden seien, allerdings dort, wo sie auch hinpassen. Das sei an der Garitzer Kreuzung nicht der Fall.
Toni Schick kritisierte unter anderem den deutlich höheren Flächenverbrauch und die höheren Kosten, die ein Kreisel mit sich bringe. Die 30 Meter langen Wege zu den Bedarfsampeln bezeichnete er als fußgänger-unfreundlich. Und letztlich gab er OB Blankenburg auch mit dem Argument Schützenhilfe, dass der Kreuzungsausbau schneller komme.
"Eindeutiger Sieger für mich ist die Kreuzung," sagte Schick.
Wie nicht anders zu erwarten, setzte sich Grünen-Stadtrat Richard Fix ein weiteres Mal vehement für den Kreisel ein. Angesichts des Eindrucks, dass die Mehrheit der Garitzer eine Ampel wünsche, bezeichnete sich Fix als Stadtrat für die gesamte Stadt und nicht nur eines Stadtteils. Er sprach von "unschönen Emotionen" auch in den Sozialen Netzwerken.
Ihm sei es immer um einen guten Verkehrsfluss bei größtmöglicher Sicherheit gegangen. Wie Birgit Eber verwies Fix auf Statistiken, nach denen die Unfallzahlen bei einem Kreisverkehr deutlich geringer wären.
Auch zum Thema Grundverbrauch nahm Fix noch einmal Stellung. Er zog die Notwendigkeit des Bypasses, der für den schnelleren Abfluss des Verkehrs aus Richtung Südbrücke in die Innenstadt sorgen soll, in Zweifel.
Wegen einer Stunde Hauptverkehrszeit am Tag sei ein solcher Bypass zu luxuriös.
CSU-Stadtrat Thomas Leiner erwiderte Richard Fix, dass es nicht anstößig sei, wenn die Garitzer Bürger ihre Meinung sagen. Er bezweifelte wie einige seiner Vorredner, dass die Menschen die Bedarfsampeln in Anspruch nehmen und bedauerte, dass es dem "Plätzle" an den Kragen gehen wird.
Erst der Anfang? Otto Funck (Freie
Wähler) hatte ebenfalls Unfall-Statistiken zu Rate gezogen, diesmal aus Nordrhein-Westfalen. Auch diese sprächen von einem geringeren Unfallrisiko bei Kreisverkehren. Funck ging sogar noch weiter "Wir sollten die Gelegenheit nutzen, für den Kreisel zu stimmen, um den Ring Stück für Stück mit Kreisverkehren auszustatten."
Tempolimit Einen anderen Aspekt brachte Alexander Koller (DBK) ins Spiel.
Er wünschte eine Reduzierung der Geschwindigkeit für Fahrzeuge, die aus Richtung Oberthulba auf die Kreuzung zufahren. Ihm assistierte Karin Reinshagen (SPD), die beobachtet hat, dass viele Lastwagen bei Grün über die Kreuzung rasen. Ein Kreisel würde den Verkehr beruhigen.
Stadtrat Peter Krug (CSU) bemühte abschließend sogar die Bewerbung Bad Kissingens um das Prädikat Weltkulturerbe.
"Wenn dann mehr Verkehr kommt, würde das die Ampel nicht schaffen", meinte Krug.
Bevor die Stadträte abstimmten, musste auch Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt noch Kritik einstecken. Ihm wurde unter anderem vorgehalten, dass die Pläne immer wieder modifiziert worden seien. Er bat um Verständnis dafür, dass auch Mitarbeiter des Bauamtes immer wieder dazulernen.