Bad Brückenaus Kurstiftbewohner besuchen täglich ihr Shetlandpony, das vor zwei Wochen das Licht der Welt erblickte.
Im wilden Galopp rast der kleine Hengst auf das Gatter zu, hinter dem Mutter Jana mit ihrem zwei Wochen alten Fohlen geschützt steht. Campina heißt das kleine Mädchen, das in der Nacht zum 25. August auf die Welt kam. Nachts. Ganz allein.
An diesem Tag gegen 10 Uhr machte Nelly Schulz ihren Spaziergang zum Gehege, wie jeden Tag. "Da lag es schon auf der Wiese", erzählt die 81-Jährige, die seit über zwölf Jahren im Kurstift wohnt.
"Eine halbe Stunde später stellte es sich auf seine Beinchen, aber die waren ganz wacklig", erinnert sich die Tierliebhaberin.
Große Begeisterung Nachdem im vergangenen Jahr das Fohlen der Stute nicht überlebt hat, sorgt die Geburt von Campina nun für große Begeisterung. Das Fohlen zieht tagtäglich viele Kurstiftbewohner an. So auch Gisela Neubauer.
"Ich bin eine Landpomeranze und bin mit vielen Tieren aufgewachsen", sagt die fast 90-Jährige mit einem strahlenden Blick auf das Pony. Gefunden hat das Neugeborene Wilfried Gutseid.
Auf der Wiese gelegen Das Fohlen habe auf der Wiese gelegen, "es war schon trocken", die Nachgeburt fand er im Stall.
Er kümmert sich um Mutter und Tochter, aber auch um den Vater Campari und die sieben Ziegen.Anita Schlag, die rechte Hand des Geschäftsführers Karl J. Jünemann, rief sofort den Tierarzt, der das Neugeborene begutachtete und ihm die übliche Spritze gegen Fohlenlähme gab.
Noch sei Campina schreckhaft, erzählt Gutseid. Manchmal springt sie verspielt umher, ist aber ständig in der Nähe der Mutter.
Gutseid versorgt die Tiere mit Heu, dazu gibt es Möhren, Salat und Äpfel. Alles dosiert. Deshalb sieht er es nicht so gern, wenn die Bewohner die Pferde zusätzlich füttern. "Das wird dann zu viel."Das kleine Fohlen allerdings frisst noch nichts dergleichen, es trinkt seine Milch bei der Mutter. Und das noch ein paar Monate, sagt Anita Schlag.
Zum Tagesablauf gehört das Striegeln, aber da schreckt die Kleine noch zurück.
Die kleine Campina ist ganz der Vater, wenigstens äußerlich. Ihr Fell ist gescheckt wie seins. Aber derzeit lebt die Familie noch getrennt in zwei Gehegen. Einen ersten Versuch einer Zusammenführung hat es vor gut einer Woche gegeben, erzählt Schlag. Aber Mutter Jana habe sich permanent geweigert, auf die Wiese zum Hengst zu gehen.
Vielleicht wollte sie ihr Junges schützen, meint sie.
Nun steht der Hengst am Zaun und drängt zur Stute. Denn die ist rossig, so Schlag. Aber ob noch einmal Nachwuchs kommen soll, ist wohl noch nicht entschieden. Da hat der Geschäftsführer das letzte Wort. Schließlich bringt Nachwuchs Unruhe und Arbeit mit sich. Bereits im Mai habe man die Ankunft des Fohlens erwartet, erzählt Schlag.
Bei elf Monaten Tragzeit sei das genaue Datum aber schwer zu bestimmen. Denn die Milch schieße erst zwei Tage vor der Geburt ein. Vom Alter der Shetlandponys her sei jedenfalls Nachwuchs noch möglich, so Schlag. Diese Pferde werden 30 Jahre und älter. Hengst Campari, der ursprünglich Kronjuwel hieß und ein Deutsches Classic Pony ist, ist sechs Jahre, Stute Jana ist 14 und lebt seit 2008 im weitläufigen Streichelzoo des Bad Brückenauer Kurstiftes. Beide Ponys stammen aus einer Pferdezucht in Grettstadt.
Ursula Dippold