Am 11. September stellt sich Amtsinhaberin Brigitte Meyerdierks der Wiederwahl. Ihre politische Erfahrung und die Leidenschaft fürs Amt zeichnen sie aus.
Sie wirkt etwas angespannt, doch wenn sie über ihre Arbeit spricht, findet Brigitte Meyerdierks (CSU) zu ihrer Stärke zurück. Die Frau, die den Pinklauf nach Bad Brückenau brachte, will fortführen, was sie angefangen hat. Den größten Erfolg ihrer bisherigen Amtszeit sieht sie darin, dass der Bau des neuen Haus Waldenfels nach dem verhängnisvollen Hangrutsch nicht abgebrochen wurde.
Auch die Tatsache, dass ein Investor für das ehemalige Hotel "Post" in der Ludwigstraße gefunden wurde, freue sie: "Wenn wir als Stadt nicht das Gutachten über den Denkmalschutz in Auftrag gegeben hätten, wäre da nichts passiert", ist sie überzeugt.
Fokus auf Gesundheitskompetenz
Generalsanierung der Mittelschule, Neubau eines Kindergartens für Volkers und die Sanierung der Georgi-Halle sind die
Projekte, die unmittelbar anstehen. "Pflicht", nennt Meyerdierks diese Aufgaben. Aber sie hat auch Visionen: In das Gutachten über die städtischen Heilquellen setzt Meyerdierks große Hoffnungen. Sie sieht darin die Chance, die Gesundheitskompetenz der Stadt weiter herauszustellen.
Vieles ist gut gelaufen in den sechs Jahren, die hinter ihr liegen, wenn auch nicht alles. Der Bruch mit dem Forum habe ihr wehgetan, blickt Meyerdierks zurück.
Nach einer Entscheidung des Stadtrats schmiss der Vorsitzende des Verbands der Einzelhändler und Gewerbetreibenden aus Bad Brückenau und Umgebung hin. Auch dass die Osteria auf dem Marktplatz nach kurzer Zeit aufgegeben hat, will ihr nicht in den Kopf. "Was habe ich mich da reingehängt, damit das belebt wird..." Den Leerstand in der Fußgängerzone kann auch sie nicht übersehen.
"Das wäre auch ohne mich passiert", ist Meyerdierks der Meinung, dass eine Bürgermeisterin nicht jedes Kind aus dem sprichwörtlichen Brunnen holen kann.
Kritik am Führungsstil
Ihre Kritiker werfen ihr mangelnde Führungsstärke vor. "Natürlich habe ich nicht den Führungsstil eines Bundeswehrsoldaten", sagt sie in Anspielung auf ihren Gegenkandidaten Mike Richter (PWG), der Berufssoldat ist.
Sie werfen ihr ferner vor, nicht sie, sondern der Kämmerer, hätte im Rathaus das Sagen. "Leo Romeis ist ein sehr guter Mitarbeiter und ein verlässlicher Partner, aber die Entscheidungen treffe ich." Wer ihr sagt, sie würde nur reden und wenig tun, dem antwortet sie selbstbewusst: "Meine Taten beweisen das Gegenteil." Eine Schwäche aber habe sie tatsächlich. "Das Emotionale", nennt Meyerdierks, was ihr schwer fällt.
"Man kann nicht immer beherrscht und cool sein."
Der größte Pluspunkt, der sie auszeichne, sei die Leidenschaft für das Amt, sagt Meyerdierks. Dass ihre familiäre Situation ihr erlaube, sich voll und ganz der Arbeit zu widmen, ein weiterer. Auch ihr Studium zur Verwaltungswirtin sei ein Vorteil, aus ihrer Zeit als Verkaufsleiterin bei "Paul und Co" kenne sie die freie Wirtschaft. "Diese Mischung ist eine gute Basis für eine moderne Verwaltung", sagt sie.
Heute sei ein Bürgermeister nicht mehr nur Repräsentant, sondern auch Manager der Stadtverwaltung.
Was ihr Gegenkandidat Claudio Kleinhans ihr voraus hat? "Jung", sagt die 61-Jährige. "Jung und unerfahren." Es sei leicht, unbekümmert Ideen - etwa zur Ausweisung eines Gewerbegebiets - in den Raum zu werfen, wenn man nichts von FFH-Gebieten und anderen Kriterien wisse.
"Ich weiß, was möglich ist, und was nicht." Jede neue Idee müsse auch finanzierbar sein. Und Mike Richter, der Kandidat der PWG? Was für Stärken sieht Meyerdierks in diesem Mann? "Den kenne ich nicht", antwortet sie knapp, habe ihn wohl schon mal gegrüßt, aber kennen sei etwas anderes.
Herausforderung Jugend
Etwas, das ihr nicht gelungen ist, ist die nachhaltige Belebung des Jugendzentrums (Juz). An den
Räumlichkeiten am Kirchplatz hält sie aber fest: "Ich möchte das, was die Gruppe um Lukas Dill da reingesteckt hat, nicht kaputt machen", begründet sie. Ob die Stunden für Gemeindejugendpfleger Boris Höttinger aufgestockt werden könnten, sei Sache des Stadtrats.
Verändert das Amt einen Menschen? "Sehr", antwortet Meyerdierks, und nach einer Pause: "Die Persönlichkeit sicher nicht, aber das soziale Umfeld verändert sich." Für
manch unpopuläre Entscheidung, wie beispielsweise den Bau des Fachmarktszentrums, brauche es Rückgrat. "Nach so langer Zeit hat man nicht nur Freunde", sagt sie nachdenklich.
Zur Person: Brigitte Meyerdierks Lebenslauf Brigitte Meyerdierks wurde am 30. August 1954 in Tiefenbach bei Passau geboren.
Sie absolvierte eine Ausbildung bei der Deutschen Post, brachte es bis zur Abteilungsleiterin bei der Postbank München. Nach ihrem Umzug nach Bad Brückenau im Jahr 1994 widmete sie sich einige Jahre der Erziehung ihrer beiden Töchter, von 2003 bis 2010 war sie Abteilungsleiterin bei "Paul und Co" in Oberwildflecken. Meyerdierks ist katholisch und seit 2006 verwitwet.
Kommunalpolitik Politisch ist Meyerdierks seit den 1980er Jahren
engagiert, 1982 trat sie in die CSU ein. Seit 2002 sitzt sie im Stadtrat, seit 2002 im Kreisrat des Landkreises Bad Kissingen. Im CSU-Bezirksverband Unterfranken ist sie seit 16 Jahren im Vorstand vertreten. Als zweite Bürgermeisterin machte sie sich seit 2002 mit dem Amt vertraut. Nach einem erfolglosen Anlauf im Jahr 1998 schaffte sie es 2010 zur Ersten Bürgermeisterin gegen den damaligen Amtsinhaber Thomas Ullmann.