Nüdlinger Lebenshilfe will ins leere Kaufhaus

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Martin Denninger plant, das Erdgeschoss des seit Jahren leeren Kaufhauses Schäfer mit der Lebenshilfe wieder zu beleben. Fotos: Benedikt Borst
Martin Denninger plant, das Erdgeschoss des seit Jahren leeren Kaufhauses Schäfer mit der Lebenshilfe wieder zu beleben.  Fotos: Benedikt Borst
 
Leer und verlassen liegt das Kaufhaus im Moment da
Leer und verlassen liegt das Kaufhaus im Moment da
 
 

Die Behinderten-Werkstatt will Räume im Erdgeschoss des lange leeren Kaufhauses Schäfer mieten.Dort soll ein Logistik- und Versandbetrieb entstehen. Kunden kommen zum Beispiel aus der Hotellerie. Größte Hürde ist der Brandschutz.

Das seit Jahren leerstehende Kaufhaus Schäfer hat eine Chance, in naher Zukunft belebt zu werden. Dank der Lebenshilfe. Darüber hat Bürgermeister Harald Hofmann (CSU) den Gemeinderat am Dienstagabend informiert. "Die Nüdlinger Werkstatt will dort die 750 Quadratmeter große Fläche des ehemaligen Edeka Marktes anmieten", sagte er.
Geplant ist ein Kommissionierungs-,Versand- und Logistikbetrieb mit einem Gruppenleiter sowie zunächst drei bis vier Beschäftigten mit psychischer Behinderung.

Ob der Mietvertrag zustande kommt, steht bislang allerdings unter Vorbehalt. "Es hängt am Okay der Geschäftsleitung (der Lebenshilfe Schweinfurt, Anm. d. Red.) und am Okay des Landratsamtes in Sachen Brandschutz", sagt Martin Denninger, Leiter der Nüdlinger Lebenshilfe. Wenn beide Parteien den Weg fei machen, will er zeitnah das Erdgeschoss des Kaufhauses beziehen.

Drittes Arbeitsfeld für Behinderte

Seit eineinhalb Jahren erledigt die Lebenshilfe Kommissionierungs-, Logistik- und Versandaufgaben für verschiedene Firmen im Bereich Hotellerie, Medizin, und Textil. "Das ist ein Markt für uns. Wir wollen da eine Nische abdecken", sagt Denninger. Die Lebenshilfe sieht er nicht als Konkurrenz zu großen Speditionen. Langfristig plant er, die Logistik als drittes Arbeitsfeld für Menschen mit Behinderung zu etablieren, neben der Fertigung in der Werkstatt und der Grünen Gruppe, die Garten- und Grünpflegemaßnahmen erledigt.

Die Logistiksparte der Lebenshilfe hat sich in den letzten eineinhalb Jahren entwickelt. Nach und nach kamen neue Kunden hinzu. Langfristig plant Martin Denninger, von derzeit zwei behinderten Mitarbeitern in Vollzeit auf langfristig bis zu acht aufzustocken. In Zukunft werden die Lagerkapazitäten in der Werkstatt zu klein. Deshalb sucht Denninger bereits länger nach neuen Räumlichkeiten.

Versandhandel für Familienhotels

Wie genau funktioniert das Logistikgeschäft? Die Lebenshilfe kooperiert unter anderem mit der Bad Kissinger Firma Atlas Zentraleinkauf. Das Unternehmen betreut mehr als 500 mittelständische Hotels in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es berät Hoteliers und Gastronomen bei Investitionen vom Teppichboden über die Kücheneinrichtung bis zur Deckenleuchte und wickelt anschließend die Einkäufe ab. "Wir haben eine Kooperation mit der Lebenshilfe im Bereich Familotels", sagt Geschäftsführer Oliver Hertrich. Familotel ist ein Hotelverbund der sich auf den Betrieb von Familienhotels spezialisiert hat und zu dem auch das Hotel Sonnenhügel in Reiterswiesen gehört.

Ausweitung angestrebt

Die Firma Atlas beliefert die Hotels mit Kindergeschirr, Trinkbechern und Maskottchen. "Die Lebenshilfe unterstützt uns da komplett in der Logistik", sagt Hertrich. Die Familotel-Ware wird von einem Produzenten an die Nüdlinger Lebenshilfe geschickt und zwischengelagert. Gibt ein Hotel eine Bestellung auf, packen die Mitarbeiter der Lebenshilfe die Ware ab und versenden sie weiter. Die Kooperation läuft gut, lobt Hertrich. Drei bis fünf Versandaufträge bearbeitet die Lebenshilfe aktuell jede Woche für Atlas Zentraleinkauf. "Das soll intensiviert werden", kündigt er an.

Unsicherheitsfaktor Brandschutz

Auch wenn in Sachen Kaufhaus Schäfer noch keine Entscheidung gefallen ist, hätte der Standort aus Sicht Denningers seinen Charme. "Wir haben die räumliche Nähe zur Werkstatt und sind gut eingebettet in die Gemeinde", sagt er. Und: "Wir wollen den Ortskern ein bisschen beleben." In den Schaufenstern sollen Produkte aus der Fertigung der Lebenshilfe ausgestellt werden, außerdem könnte in einem weiteren Schritt noch ein kleiner Verkaufsladen folgen.

Die größte Hürde dürfte Denningers Einschätzung nach der Brandschutz sein. Wären im Kaufhaus zu hohe Investitionen nötig, wäre der Umzug unmöglich. "Alles muss wirtschaftlich abbildbar sein."
Für die Gemeinde wäre das jedenfalls ein wichtiger Schritt. "Es wäre eine Nutzung in dem Gebäude, es entstehen Arbeitsplätze. Alles ist besser als ein Leerstand", kommentiert Bürgermeister Hofmann. "Ich hoffe, dass der Brandschutz kein Problem ist."