Niemand traut sich in den Vorstand

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Ein Bild mit Symbolcharakter: Die leeren Plastikstühle vor dem Kindergarten. Foto: Peter Rauch
Ein Bild mit Symbolcharakter: Die leeren Plastikstühle vor dem Kindergarten. Foto: Peter Rauch

Hartnäckig schweigen die bisherigen Vorstandsmitglieder des Stangenrother Kindergarten-Trägervereins Sankt Sebastian darüber, was sie zum Rücktritt bewogen hat. Aber so lange das nicht geklärt ist, ist niemand bereit, die Nachfolge anzutreten.

Der Kindergarten-Trägerverein Sankt Sebastian Stangenroth bleibt auch nach seiner jüngsten Sitzung ein Sorgenkind: Mit Engelszungen erklärten sowohl Caritas-Kreisgeschäftsführerin Claudia Rößner, wie auch Diakon Michael Schlereth in seiner Eigenschaft als Pfarrgemeinderatsvorsitzender den 26 anwesenden Eltern, dass es gelingen müsse, einen neue Vorstand zu finden, um den Verein und damit den Kindergarten am Leben zu erhalten.

Mit Michael Deckert (Würzburg), dem Caritas Fachbereichsleiter für katholische Kindertageseinrichtungen, hatte Claudia Rößner einen kompetenten Gesprächspartner für die Stangenrother Kindergarteneltern mitgebracht, denn hartnäckig hält sich im Ort das Gerücht "die Caritas hat verboten über den Rücktritt der gesamten Vorstandschaft zu sprechen". Fakt sei, dass "der Kindergartenverein ein völlig selbstständiger Verein ist, der nur den eigenen Mitgliedern gegenüber verantwortlich ist".
Die Mitgliedschaft in der Caritas bringe für den Verein aber Vorteile - die übrigens insgesamt 460 Kindertageseinrichtungen nutzen. So würden zum einen durch die Caritas die Gehaltsabrechnungen erstellt, die Kosten für Haftpflicht, Arbeitssicherheit und auch juristische Beratung finanziert und ein umfangreiches Fortbildungsprogramm organisiert. Nutzen könne man die Vorteile allerdings nur, wenn man Mitglied der Caritas sei und in eigener Regie, eben als Trägerverein, den Kindergarten führe.
Warum der gesamte erst im Frühjahr dieses Jahres gewählte Vorstand zurückgetreten ist, blieb offen. Ihre damalige Formulierung "wir müssen das nicht offen legen" sei etwas unglücklich formuliert gewesen, gab die Kreisgeschäftsführerin zu. Kein er sei verpflichtet, zu erklären, warum es von einem Ehrenamt zurück tritt, sagte sie jetzt. Und die anwesenden ehemaligen Vorstandsmitglieder baten darum, dass man ihre Entscheidung respektiert. Auch sie beteuerten, dass ihnen die Caritas keinen Maulkorb verpasst habe.
"Es wird keiner einen Posten annehmen, wenn niemand weis, warum die vorhergehende Vorstandschaft zurückgetreten ist", sagte eine Mutter. Und sie sollte Recht behalten, denn an Wahl war an diesem Abend gar nicht zu denken.
"Ist etwas dran an den Gerüchten, dass dann die Gemeinde den Kindergarten zumacht?" wollte jemand wissen, worauf von der Caritas die Antwort kam, dass diese generell keine Trägerschaft übernimmt. Zwar gebe es einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz, aber der müsse nicht zwingend direkt vor der Haustüre sein.
Martina Keßler, erst im Juli gewählte Kassiererin des Kindergartenvereins und mit den anderen vor Wochen zurückgetreten, erklärte schließlich, sie könne sich vorstellen, weiter zu machen. Ein fast hörbares Aufatmen ging durch die Reihen, denn diese Ankündigung könnte der Auslöser dafür sein, dass sich beim nächsten Treffen genügend Kandidaten melden.
"Wichtig ist, dass sich Eltern in den Kindergarten einbringen, die Initiative soll vor Ort bleiben, aber auch die Gemeinde wird helfen" erklärte 2. Bürgermeister Sandro Kirchner (CSU). Wie und wo, das solle in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen angesprochen werden, denn nach Aussage einiger Eltern sei das Vorstandsamt für den Kindergartenverein St. Sebastian "ein Halbtagesjob und das ist zu viel für uns, da sind wir als Mütter, Hausfrauen oder berufstätige Väter einfach überfordert und vieles, wie ein Einstellungsgespräch, würden wir uns als Laien auf diesem Gebiet auch gar nicht zutrauen", habe es geheißen.
Letztendlich blieb aber doch eine Frage im Raum stehen, die einer der Beteiligten so formulierte "Warum tritt eine komplette Vorstandschaft nach wenigen Monaten zurück?" Man hat einfach eine bleibende Angst -wenn die das nicht geschafft haben..."
In rund vier Wochen soll wieder eine Sitzung stattfinden, in der dann hoffentlich ein neuer Vorstand gewählt wird.