Offizielle Amtseinführung des neuen Direktors der Realschule, Torsten Stein mit musikalischem Spaß und philosophischem Ernst.
Nach sechsmonatiger Amtszeit ihres neuen Direktors Torsten Stein (41) feierte am Donnerstag die Bad Kissinger Realschule in einem Festakt dessen offizielle Amtseinführung. Neben humorvollen Anspielungen auf seine Person in den Grußworten, Musikbeiträgen von Schulchor und -band sowie einer Würdigung seines Vorgesetzten überraschte der neue Schulleiter seine Gäste und Berufskollegen mit einem philosophischen Gedanken über menschliche Werte und pädagogische Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft.
Einsichten und Ansichten
Freundliche Anspielungen auf seinen im September bayernweit bekannt gewordenen "Jogginghosen-Erlass", mit dem der gerade ins Amt gekommene Rektor das Tragen allzu salopper Kleidung in der Schule verhindern wollte, waren zu erwarten und Torsten Stein ertrug diese mit einem Lächeln. "So würde ich es natürlich nicht wieder machen", gab er nach dem Festakt auf Nachfrage gern zu. "Ich hätte das vorher mit der Schulfamilie grundsätzlich abstimmen müssen." Doch Struktur-, Ordnungs- und Organisationsbedürfnis gehören nach eigener Aussage zu seinem festen Charakterbild, das sich nach Meinung von Freunden erst nach Geburt seiner beiden Kinder Ludwig (4) und Elisa (2) zwangsläufig etwas gelockert habe. Dennoch hält der Pädagoge, wie er es in seinem Einführungsvortrag ausdrücklich bestätigte, an Grundwerten wie Disziplin, Ordnung und Leistungserwartung fest, ebenso aber auch an Fürsorge und Verständnis, Humor und Gelassenheit - auch wenn es bei ihm "mit der Gelassenheit bisweilen noch etwas hapert".
Sein Anliegen als Schulleiter sei es nicht nur, den Schülern reines Wissen zu vermitteln, "sondern sie gemeinsam mit den Eltern zu guten, mündigen, geistig und körperlich gesunden Menschen zu erziehen". Denn die nachwachsende Generation habe "in Zukunft mehr Probleme zu lösen, als wir uns im Moment vorstellen wollen". Deshalb gelte es, als wichtigste Ressourcen zur Bewältigung der Zukunftsprobleme die Gehirne zu nutzen, "weshalb die Kinder nicht den Märkten und elektronischen Geräten preisgegeben werden dürfen".
Freude am Lernen
Die Fähigkeit, Probleme positiv zu lösen, bekommt man nach Steins Auffassung nur durch Freude am Lernen. Als Störfaktor sieht der Realschuldirektor das Smartphone. Das "Gehirn in der Tasche" verstärke die normale Unlust zum Lernen und verleite letztlich dazu, "dass wir gar nicht mehr nachdenken".
Seinen Wechsel von der Realschule Bad Brückenau (380 Schüler), die er im August 2011 als Direktor übernommen hatte, zu der doppelt so großen Bad Kissinger Realschule mit 800 Schülern sieht Stein als große Herausforderung. "In Brückenau hatte ich einen Stellvertreter und eine Sekretärin, hier sind es zwei Stellvertreter und vier Sekretärinnen." Viele Aufgaben würde er eigentlich gern selbst erledigen. Seit seinem Amtsantritt musste er lernen, mehr zu delegieren. "Aber das geht mir schon ganz gut von der Hand."
Viele guten Wünsche
Eine glückliche Hand wünschten ihm die Festredner, allen voran der für die unterfränkischen Realschulen zuständige Ministerialbeauftragte Karlheinz Lamprecht. Er wies auf den Wandel der Schule in der sich ständig wandelnden Gesellschaft hin. Früher sei ein Schuldirektor ein Dienstvorgesetzter gewesen. Selten stellten Eltern, Lehrer oder Schüler die Entscheidungen des Schulleiters in Frage. Es herrschte Einigkeit bei Erziehungsfragen und "man wusste, sich in der Schule richtig anzuziehen". Heute sei, so Lamprecht, der Lehrerberuf viel schwieriger, weil die Gesellschaft sich schnell wandelt und gleichzeitig neue Aufgaben von der Schule verlangt. "Aus Verwaltern wurden Gestalter - auch Sinngestalter."
Landrat Thomas Bold gratulierte dem Familienvater zur Wahl von Oberleichtersbach als Wohnsitz. Dort am Rande der Rhön könne er dem geliebten Rad- und Wintersport besser nachgehen. Zur Erkundung seiner neuen Heimat schenkte der Landrat dem begeisterten Buchleser einen Bildband über die Rhön. Bold wünschte dem neuen Rektor, für die Realschule Bad Kissingen im besten Sinne ein "Stein des Anstoßes" zu sein.