Die Sommertour des Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel führte nach Schloss Aschach. In den nächsten beiden Jahren wird das Kleinod umgestaltet.
Die Alarmanlage heult los. Erwin Dotzel setzt sich trotz des penetranten Piepsens hinter den historischen Schreibtisch. Die Wohnräume des Graf-Luxburg-Museums dürfen die besucher bisher nur von außen einsehen aber nicht nicht betreten. Anlässlich seiner Sommertour gilt für den Bezirkstagspräsidenten und Bezirksrätin Karin Renner eine Ausnahme. Früher wohnte hier Friedrich Graf von Luxburg, der Ende des 19.
Jahrhunderts Regierungspräsident von Unterfranken war. Bald soll jeder Museumsbesucher durch die historischen Räume laufen dürfen. Denn: Schloss Aschach stellt sich neu auf. Damit es als Ausflugsziel attraktiver wird, soll es umgebaut werden und ein neues Ausstellungskonzept bekommen.
Museum kommt in die Jahre
Der Bezirk Unterfranken wird dafür in den kommenden Jahren mehr als 3,1 Millionen Euro investieren.
Am Dienstag stellten der Kulturdirektor des Bezirks Unterfranken, Klaus Reder, und Museumsleiterin Anette Späth die Pläne vor. Das Graf-Luxburg-Museum wurde 1957 eröffnet, bis heute blieb die Präsentation weitgehend unverändert. Die Geschichte des Schlosses und seine historischen Bestände wurden in den vergangenen Jahren wissenschaftlich aufgearbeitet. Klaus Reder sagt, es gebe viele spannende Exponate, und diese wolle man nun zeigen.
2018 soll das neu konzipierte Museum eröffnet werden.
Die Grafenfamilie von Luxburg hat zwei Generationen lang in Schloss Aschach gelebt (von 1874 bis 1955). Die früheren Schlossherren haben wertvolle Kunstwerke gesammelt und dem Museum hinterlassen. Die neuen Themenschwerpunkte des Museums werden "Adeliges Leben" und die "Geschichte des Wohnens in einem Schloss" sein, erläuterte Späth.
Auch der Alltag des Gesindes wird thematisiert.
Authentizität und Kunst
Die Museumsmacher wollen in Aschach historische Wohnräume und Ausstellungsräume nebeneinander präsentieren, aber klar voneinander trennen. Das heißt, der Besucher kann in einem Raum die Einrichtung eines authentischen Schlosszimmers erleben und nebenan wertvolle Kunstwerke und Sammelobjekte betrachten.
"Als ob die Grafenfamilie gerade erst
den Bau verlassen hätte..." - das ist die Idee, die Ausstellungsgestalter Marco Unterhaslberger vorschwebt. Er ist der Geschäftsführer der Berliner Firma "m.o.l.i.t.o.r.", die das neue Museumskonzept entwickelt hat. Unterhaslberger präsentierte einige Vorschläge. In Zukunft dürfen die Besucher in die Wohnräume hinein , statt sie nur hinter einer Barriere ansehen zu können, farbige Läufer werden die Wege markieren.
Der Wohnbereich wird so inszeniert, dass er möglichst authentisch und lebendig wirkt. Denkbar sind zum Beispiel ungefaltete Servietten, so, als ob die Grafenfamilie gerade den Tisch verlassen hätte, oder scheinbar benutzte Aschenbecher. Gleichzeitig sollen über versteckte Lautsprecher Sprachfetzen und Alltagsgeräusche abgespielt werden. Vor allem die Museumsgänge ließen sich mit Schattenspielen und Projektionen an den Wänden beleben.
In den Sitznischen an den Fenstern könnten sich Besucher analoge und digitale Alben anschauen. "Trotzdem wollen wir behutsam mit dem Medieneinsatz umgehen", fügt Unterhaslberger hinzu.
Stars der Ausstellung
In den Ausstellungsräumen hingegen stehen die Kunstobjekte im Vordergrund.
Die "Stars" der Sammlungen, wie ein Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, eine ostasiatische Buddha-Figur und eine Malerei von Leo von Klenze, werden in der neuen Ausstellung mehr Bedeutung bekommen. Sie sollen in den Mittelpunkt der Ausstellungsräume gerückt werden. Das neue Museumskonzept will außerdem inklusiv sein. Das heißt, die Ausstellungsmacher wollen leicht verständliche Sprache und verschiedene Sinneseindrücke anbieten, auch zum Vorteil von
seh- oder hörbehinderten Menschen.
Vorbild für Bayern
"Auf der Grundlage dieser Ideen, wollen wir weiterarbeiten", sagt Klaus Reder. In den nächsten zwei Jahren sollen Ausstellungsgestalter und Museumsleitung die konkrete Umsetzung erarbeiten. Bezirkstagsspräsident Erwin Dotzel bezeichnete das Konzept als eine gute Grundlage. Außerdem lobte er den Inklusionsansatz und hofft, dass Schloss Aschach ein Vorbild für die bayerische Museumsszene wird.