Bisher kümmerte sich Thomas Straub als Jugendwart um den Nachwuchs der Waldfenster Wehr und war als stellvertretender Kommandant aktiv. Jetzt übernimmt er die Verantwortung für den kompletten aktiven Dienst.
Erst knackt es, dann folgt ein Rauschen. Philipp dreht an einem Knopf des Gerätes in seiner Hand. Nun kann er ganz deutlich ein lautes "Hallo" hören. Der 14-Jährige muss schmunzeln und antwortet: "Hallo Sophia". Ausbilder Thomas Straub ist zufrieden. "Na, also, klappt doch prima mit dem Funken", sagt er zu Philipp und klopft ihm anerkennend auf die Schulter. Auch Thomas Eckert erhebt keine Einwände. Gemeinsam mit seiner Kollegin Monika Konopka ist der Polizist am Samstagvormittag zu Gast bei der Waldfensterer Jugendfeuerwehr.
Umstellung im Januar
Ein Dutzend Jugendliche haben sich hier im Schulungsraum versammelt. Heute dürfen sie erstmals die neuen, analogen Funkgeräte benutzen. Zunächst bekommen sie von Jugendwart Thomas Straub eine Einweisung, wie diese funktionieren. Die beiden Polizisten unterstützen ihn dabei. Schließlich haben sie bisher mit diesen Geräten gearbeitet. Da der Polizeifunk auf digitalen Betrieb umgestellt wird, werden die analogen Apparate nicht mehr gebraucht.
"Wir hätten sie zum Recyceln fortgeben können", erklärt Harry Brandl, ein Waldfensterer, der als Techniker bei der Polizei arbeitet. Doch das fand er irgendwie schade. "Schließlich kostete die Anschaffung pro Gerät rund 200 Euro", erklärt er. So kam ihm der Gedanke an eine Weiternutzung bei der heimischen Feuerwehr. Die stellt zwar ab Januar wie alle anderen Wehren im Landkreis auf digitalen Funk um, nutzt aber die analogen Geräte jedoch zu Übungs- und Ausbildungszwecken.
Jugend ist begeistert
Aber so einfach war die Übernahme dann doch nicht. "Bürgermeister Waldemar Bug hat uns unterstützt und die Geräte im Namen der Gemeinde angefordert", erklärt Thomas Straub, wie diese schließlich ihren Weg nach Waldfenster fanden. Jetzt sind die analogen Funkgeräte vor Ort und werden seither rege genutzt. "Wir bauen sie in unsere verschiedenen Ausbildungen ein. Die Atemschutzgeräteträger hatten sie diese Woche erst bei ihrer Übung am Wittelsbacher Turm dabei", erklärt der 47-Jährige.
Die Jugendlichen sind begeistert von der zusätzlichen Ausbildung am Wochenende, auch Philipp. Er gehört seit zwei Jahren zur Waldfensterer Feuerwehr. "Wir lernen echt viele Sachen, nicht nur, wie man Feuer löscht", sagt er. Normalerweise trifft sich der Nachwuchs alle zwei Wochen montags. Doch wenn es etwas Spezielles gibt, kommen die Jugendgruppen auch schon mal außer der Reihe zum Feuerwehrhaus, das sich unterhalb vom Pfarrgemeindezentrum (PGZ) befindet.
Mädchen in der Überzahl
Auch Polizistin Monika Konopka ist an diesem Samstag ehrenamtlich vor Ort. Schließlich ist ihre Tochter Sophia eine der angehenden Feuerwehrfrauen. "Sie hat sich das als Hobby selbst rausgesucht. Ich unterstütze sie gerne", sagt die Polizistin, auch wenn die Ausbildung für die 13-Jährige durchaus anstrengend ist. "Aber Mädchen schaffen das bei der Feuerwehr genauso gut wie Jungs", sagt sie.
Das zeigen auch die aktuellen Zahlen. Momentan gehören der Waldfensterer Jugendfeuerwehr 23 Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren an. "Zwölf davon sind Mädchen", erklärt Thomas Straub. Somit sind die weiblichen Mitstreiter in der Überzahl. Weshalb das so ist, das kann sich niemand so recht erklären. Nur die 15-Jährige Ramona Metz hat da eine Theorie: "Schön ist, dass der Thomas da ist", sagt sie.
Doch die Jugendlichen müssen schon bald ohne ihn auskommen und mit den anderen drei Jugendbetreuern Vorlieb nehmen: Das sind Sabrina Schmitt, Simon Kleinhenz und Victoria Wehner. Denn Thomas Straub übernimmt ab sofort die Leitung der Waldfensterer Feuerwehr. Am Samstagabend haben ihn die Floriansjünger bei ihrer Jahreshauptversammlung zu ihrem neuen Kommandanten gewählt. Parallel dazu wird Thomas Straub zum Brandmeister befördert.
Mit viel Erfahrung
Bisher hatte Klaus Preisendörfer das Amt des Kommandanten inne, ist aber seit 1. November als Kreisbrandmeister (KBM) des Marktes Burkardroth tätig. Und für Thomas Straub ist die Kommandantur keine wirklich neue Aufgabe. "Schließlich war ich bisher als Klaus' Stellvertreter tätig", sagt er. Zudem verfügt er über die entsprechende Ausbildung und die für dieses Amt nötigen Führungsqualitäten.
Die konnte er in den vergangenen 15 Jahren bei den nicht selten pubertierenden Jugendlichen bereits zu genüge unter Beweis stellen. "Ein sehr guter Jugendwart wird auch mal Kommandant", lobt ihn Kreisbrandinspektor Marco Brust in der Jahreshauptversammlung.
Aber so ganz ohne die Jugendarbeit will Thomas Straub künftig nicht aktiv sein. "Ich werde schon noch eine Weile mitmachen", sagt er. Schließlich ist die Truppe seine Familie.
Die Feuerwehr in Waldfenster
Der neue Kommandant Thomas Straub ist 47 Jahre alt und Sparkassenbetriebswirt. Seit 1984 ist er aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Waldfenster und bereits seit 1991 im Vorstand es Vereins tätig. Im selben Jahr startete er seine Laufbahn als Gruppenführer. 2001 übernahm Straub das Amt des Jugendwartes. Als stellvertretender Kommandant fungiert er seit 2009.
Mitglieder Momentan leisten 75 aktive Mitglieder Dienst, darunter 13 Frauen. 15 Feuerwehrleute sind ausgebildete Atemschutzgeräteträger, darunter ist eine Frau. Insgsamt hat der Verein 200 Mitglieder.
Einsätze 2015 In diesem Jahr halfen die Waldfensterer bereits bei 15 Einsätzen: Bei drei Bränden in Hassenbach, Lauter und Waldfenster, bei vier technischen Hilfeleistungen und acht Verkehrsabsicherungen. Insgesamt wurden 76 Einsatzstunden geleistet.
Ehrungen Für zehn Jahre aktiven Dienst wurden in der Jahreshauptversammlung Simon Kleinhenz und Markus Wehner, für 20 Jahre Steffen Schade und Johannes Vorndran sowie für 25 Jahre Jochen Schlereth und Friedhard Wehner geehrt. Seit 40 Jahren sind bereits Gerold Wehner und Erich Schmitt aktiv. Sie werden in einer separaten Feierstunde ausgezeichnet.
Der Vorstand wurde neu gewählt: Vorsitzender ist Roland Schlereth, stellvertretender Vorsitzender Volker Müller, Schriftführer Ralf Schlereth, Kassier Julia Wehner. Zu Beisitzern wurden Sabrina Schmitt, Simon Kleinhenz, Norbert Wenzel und Nadine Bachmann bestimmt. Ausgeschieden ist der bisherige Kassierer Josef Schmitt, der das Amt zwölf Jahre innehatte.