Zwei Orgeln im Wettstreit

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Gemeinschaftskonzert in Münnerstadt: Nik Jira (links) und Peter Rottmann Foto: Björn Hein
Gemeinschaftskonzert in Münnerstadt: Nik Jira (links) und Peter Rottmann Foto: Björn Hein

Regionalkantor Peter Rottman und sein ehemaliger Klavierschüler Nik Jira überzeugen in der Stadtpfarrkirche bei einem Gemeinschaftskonzert mit der großen Pfeifenorgel und einer Hammondorgel

Ein Konzerterlebnis der besonderen Art gab es in der katholischen Stadtpfarrkirche Maria Magdalena in Münnerstadt: Gleich zwei Orgeln übten sich hier im Wettstreit, nämlich die große Pfeifenorgel auf der Westempore und eine auf den Altarstufen aufgestellte elektronische Hammondorgel. Improvisationskunst auf höchstem Niveau war zu hören, als Peter Rottmann und Musikstudent Nik Jira in die Tasten griffen.

Experimentelle Weisen

Dem Konzert kam die wunderbare Akustik der Kirche zugute, die zahlreichen Zuhörer durften sich auf ein interessantes und abwechslungsreiches Konzert freuen, das auch experimentellen Weisen Platz bot und musikalisch auf höchstem Niveau angesiedelt war. "Die Akustik hier im Kirchenraum war sehr reizvoll", sagte Jira nach dem Konzert. Ihm machte es Spaß, sich ganz auf sein Improvisationstalent verlassen und sich von der ganz besonderen Akustik leiten lassen zu können. "Jira gelang es meisterhaft, die Stimmungen der Stücke zu erfassen und diese in seiner Spielweise auszudrücken", lobte Peter Rottmann, der Jira einst Klavierunterricht gegeben hatte. Deshalb freute es ihn ganz besonders, nun mit dem gereiften Profi ein Konzert zu bestreiten. "Es hat uns ganz außerordentlich Spaß gemacht, das Konzert gemeinsam zu gestalten", sagte die beiden unisono.

Weit entfernt vom Mainstream

Lobenswert am Konzert war vor allem, dass es Raum zum Experimentieren ließ und dabei auch vom Publikum verlangte, sich ganz auf die Stücke einzulassen und manchmal gewohnte Hörtraditionen über Bord zu werfen. Besonders die Interpretationskunst Rottmanns und Jiras, die sich in den verschiedenen Stücken hervorragend ergänzten und in den Duetten glänzend harmonierten, kam sehr gut an. Den Fokus hatten die beiden gerade auf außergewöhnliche Stücke weit entfernt vom Mainstream klassischer Orgelmusik gelegt. Doch genau das ist es, was die Orgelkonzerte in Münnerstadt ausmacht und weshalb sie so viele Bewunderer finden. Als kleinen Kritikpunkt muss man verzeichnen, dass die Übergänge in der Lautstärke an der Hammond-Orgel manchmal etwas zu abrupt waren.
Ein Höhepunkt war das L'Ascension, eine Improvisation über "Christ fuhr gen Himmel", bei der beide Orgeln zum Einsatz kamen. Rottmann wusste der Pfeifenorgel tiefe Basstöne zu entlocken, Jira an der Hammond-Orgel fügte sich mit seinem Instrument nahtlos in das Stück ein. Doch auch die Pfeifenorgel verließ den traditionellen Pfad und gefiel mit interessanten Variationen. Glockenspielartige Sentenzen zeigten, dass man auch an der Pfeifenorgel hervorragend experimentieren kann. Jira nahm den Ball, den er von Rottmann zugespielt bekam, wieder auf und interpretierte die "Glockenspielweisen" auf seine ganz eigene Art und Weise. Beide harmonierten hier außerordentlich gut.
Mit dem Andante aus dem Bach-Werke-Verzeichnis 871, dem Italienischen Konzert, stimmte Rottmann dann wieder traditionellere Weisen an. Dabei bewies er Mut zum Experiment, da man die Rollen getauscht hatte und er diese traditionelle Weise an der Hammond-Orgel interpretierte. Altbekanntes wurde so auf ganz neue Weise dargebracht, was erfrischend und musikalisch äußerst reizvoll war.

Meditativ und harmonisch

Auch Nik Jira machte beim "Instrumentenwechsel" mit und zeigte an der Pfeifenorgel sein Können, als er sein "Nature Boy" spielte. Auch an diesem Instrument verstand er es, interessante Klangteppiche zu weben und dabei die Akustik des Kirchenraums zu nutzen. Sehr meditativ und harmonisch war die Eigenkomposition, die sich doch sehr von traditioneller Orgelmusik unterschied und mit der Klangfarbe zu spielen wusste, was faszinierend war.