Wohin der Kulturweg führen könnte

3 Min
Die St. Laurentius und Mariä Himmelfahrt geweihte Kirche in Fridritt mit ihrem Gnadenbild ist wieder vermehrt Ziel von Wallfahrern.
Die St. Laurentius und Mariä Himmelfahrt geweihte Kirche in Fridritt mit ihrem Gnadenbild ist wieder vermehrt Ziel von Wallfahrern.
Bei der Ortsbegehung wegen des Kulturweges in den östlichen Stadtteilen waren Kilian Düring (Stadtmarketing und Tourismus), Mattias Guck (Öffentlichkeitsarbeiter Dominikus-Ringeisen-Werk), Toni Then, Gerrit Himmelsbach (Universität Würzburg) und der städtische Kulturmanager Nicolas Zenzen dabei (im Vordergrund, von links). Fotos: Dieter Britz
Bei der Ortsbegehung wegen des Kulturweges in den östlichen Stadtteilen waren Kilian Düring (Stadtmarketing und Tourismus), Mattias Guck (Öffentlichkeitsarbeiter Dominikus-Ringeisen-Werk), Toni Then, Gerrit Himmelsbach (Universität Würzburg) und der städtische Kulturmanager Nicolas Zenzen dabei (im Vordergrund, von links).  Fotos: Dieter Britz
 

Mit einer Ortsbegehung wurden mögliche Stationen eines Kulturweges erörtert. Noch fehlen jedoch eine gemeinsame Linie und ein Name, darüber hinaus muss natürlich die Strecke festgelegt werden.

Wann kommt der "europäische Kulturweg" im Osten der Stadt? Wie verläuft er und welche kulturellen Sehenswürdigkeiten wird er berühren? Der Zeitpunkt ist sowieso noch unsicher, aber spätestens nach der Ortsbegehung am vergangenen Freitag ist ziemlich klar, dass die Wallfahrtskirche im Stadtteil Fridritt, das ehemalige Kloster Maria Bildhausen und der Rindhof zu den Höhepunkten zählen werden. Interesse an dem Projekt ist vorhanden, denn an dem Rundgang nahmen zwei Dutzend Personen teil, darunter mehrere Stadträte. Auch Dr. Gerrit Himmelsbach, Assistent am unterfränkischen Institut für Kulturlandschaftsforschung an der Universität Würzburg, bei dem die Fäden für die Kulturwege in Unterfranken zusammenlaufen, war dabei, fotografierte überall und machte sich Aufzeichnungen.

Die Stadtteile Großwenkheim, Kleinwenkheim und Wermerichshausen sollen ebenfalls einbezogen werden. Schon am kommenden Freitag (Treffpunkt 13 Uhr in Großwenkheim) werden die Sehenswürdigkeiten in Großwenkheim, Kleinwenkheim und Wermerichshausen erkundet. "Wir alle planen den Kulturweg, nicht ich oder Dr. Himmelsbach. Es wird demokratisch entschieden. Heute geht es um Inhalte, nicht um den möglichen Verlauf des Wegs", betonte Dr. Nicolas Zenzen, der städtische Kulturmanager und Leiter des Henneberg-Museums.

Eigene Wasserversorgung

Stadtrat und Ortsreferent Jürgen Eckert führte die Teilnehmer an dem Rundgang durch den etwas abseits der Hauptstraßen gelegenen Stadtteil Fridritt und hatte viel zu erzählen. Er erwähnte ausdrücklich, dass Fridritt trotz der gegenteiligen Bemühungen des früheren Bürgermeisters Betzer noch immer seine eigene Wasserversorgung hat und darauf stolz ist. Die erste Wasserleitung war bereits 1926 gebaut worden. 1972 wurde das Dorf, das immer zwischen 220 und 230 Einwohner hat, nach Münnerstadt eingemeindet. Durch Fridritt fließt ein Bach, der daran schuld war, dass er es bis zur Hochwasserfreilegung fast in jedem Frühjahr Hochwasser gab. In der Dorfmitte stehen das alte Rathaus und die alte Schule, die zum Teil noch von Vereinen genutzt werden. Ein Gemeindebrauhaus, in dem allerdings seit etwa einem halben Jahrhundert kein Bier mehr gebraut wird, hat das Dorf auch. Im Schlachthof jedoch wird fünfmal pro Jahr geschlachtet. Die prächtige Zehntscheune, die kürzlich von einem Privatmann gekauft wurde, ist ein Einzeldenkmal.

"Unsere Wallfahrtskirche St. Laurentius und Mariä Himmelfahrt ist ein Gebetshaus, kein Denkmal" betonte ein Bürger. Auch über sie hatte Jürgen Eckert viel zu erzählen. Seit 2002 gehört die Kirche zu den Stationen des Fränkischen Marienwegs. Nach 1803 erlosch die Wallfahrt immer mehr, lebt aber seit einigen Jahren wieder auf. Nur wenige Meter weiter, beim Feuerwehrhaus, steht seit vielen Jahrzehnten eine Marienfigur. "Als die Amerikaner am 8. April 1945 mit Panzern ins Dorf einzogen, fiel kein Schuss es gab keine Toten" erzählte ein Bürger. Er führt das auf die Marienfigur und auf die Ehrfurcht, die die US-Soldaten davor hatten, zurück.

In der nächsten Station, im Kloster Maria Bildhausen, wurde die Gruppe von Matthias Guck, dem Öffentlichkeitsarbeiter des Dominikus-Ringeisen-Werks, empfangen. Er wartete mit vielen Daten und Fakten aus der Geschichte und dem Leben im früheren Kloster und in den jetzigen Behinderteneinrichtungen auf. Die Zisterzienserabtei wurde 1158 gegründet. Während des Bauernkrieges 1525 wurde das Kloster vom legendären "Bildhäuser Haufen" erobert. 1792 wurde es zum Lazarett für verwundete Soldaten. 1803 wurde das Kloster, das in 645 Jahren 40 Äbte hatte, verstaatlicht und verkauft. 30 Ordensgeistliche wurden in den Ruhestand versetzt. Die Kirche wurde bis zum Jahr 1826 bis auf das Fundament abgebrochen. Manche Altäre und Altarbilder befinden sich noch heute in umliegenden Kirchen.

1884 gründete der Geistliche Dominikus Ringeisen die "Ursberger Anstalten" für Menschen mit Behinderung und 1897 die Sankt Josefskongregation. 1897 kaufte er das frühere Zisterzienserkloster Bildhausen und den dazugehörigen Rindhof als Kornkammer für Ursberg. Erst 1929 wurde hier die "Versorgungsanstalt für Geistesschwache und Epileptische" eingerichtet. 150 behinderte Menschen leben und arbeiten hier. Maximal 130 Schwestern der Josefskongregation lebten hier ebenfalls, die letzten drei zogen vor vier Jahren nach Ursberg um. Heute wird die Einrichtung von einer Stiftung getragen.

Für einen Kulturweg interessant sind nicht nur die historischen Gebäude, es gibt auch einen Klostergasthof. Auf dem Rindhof oberhalb des Klostergeländes erwies sich Toni Then als Experte. Der Rindhof war Sommerresidenz der Äbte und nach der Säkularisation im Jahr 1803 Ruhesitz des letzten Abtes, der 1812 starb. Nur wenige Gebäude stammen aus der Zeit der Zisterzienser, denn 1907 fielen viele einem Großbrand zum Opfer. Seit 1993 wird auf dem Areal Golf gespielt. 2016 verkaufte die St. Josefskongregation das Gelände an Rudolf und Marco Weigand aus Bad Königshofen. "Das war ein Glücksfall für die Kongregation" kommentierte Then. Er vergaß auch nicht die Kirche im Rindhof, die noch heute genutzt wird, und erwähnte auch die Kunstwerke, die hier im Freien stehen und viel bewundert werden. Darum kümmert sich der Münnerstädter Galerist Thomas Pfarr.

Ein Anziehungspunkt

"Der Rindhof wird ein Anziehungspunkt bei diesem Kulturweg, davon bin ich überzeugt" betonte Then. Nun fehlen für die Ausweisung des Kulturwegs noch eine gemeinsame Linie und ein Name, und natürlich muss die Strecke festgelegt werden. Ohne eine gute Beschilderung geht es auch nicht.