Schatten-Tote gegen das Rasen

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Bürgermeister Helmut Blank und Schülerinnen des BBZ haben sich um einen der "Schatten-Toten" gruppiert. Dieter Britz
Bürgermeister Helmut Blank und Schülerinnen des BBZ haben sich um einen der "Schatten-Toten" gruppiert. Dieter Britz

Im BBZ in Münnerstadt wird mit Schicksalen junger Verkehrstoter auf die Gefahren für Fahranfänger hingewiesen.

Sie heißen Benjamin, Jasmin, Roccy, Sissi, Sarah, Sascha. Diese sechs jungen Frauen und Männer im Alter von 15 bis 24 Jahren haben eines gemeinsam: Sie verloren bei Verkehrsunfällen ihr junges Leben. Ihre Schicksale dokumentiert die Wanderausstellung "Ich wollte doch leben! Sechs
Schicksale - sechs Schatten", die jetzt im BBZ (Berufsbildungszentrum) in
Münnerstadt eröffnet wurde. Im Foyer des Schulgebäudes stehen während
dieser Ausstellung bis zum 27. Oktober sechs mannshohe, geschwärzte
Pappfiguren, auf denen das Schicksal dieser Unfallopfer dokumentiert ist
vom Hergang des tödlichen Unfalls bis hin zu persönlichen Daten. Es sind
keine fiktiven Fälle, sie haben sich wirklich ereignet; die Angehörigen
haben erlaubt, dass die Geschichte ihrer Kinder öffentlich gemacht wird und
junge Leute zur Vorsicht mahnt.

Mit dieser Ausstellung will der ADAC dazu beitragen, das Risiko junger Fahranfänger, im Straßenverkehr tödlich zu verunglücken, zu verringern. Es ist zwei- bis dreimal (das variiert von
Jahr zu Jahr etwas) größer als bei allen anderen Altersgruppen. Im letzten
Jahr kamen laut ADAC 67 junge Fahrer ums Leben.

Oberstudiendirektor Harry Koch betonte, mit dieser Ausstellung sollten
junge Menschen für die Gefahren des Straßenverkehrs sensibilisiert werden.
Er dankte dem ADAC Nordbayern, dass diese Ausstellung nun an seiner Schule
gezeigt werden kann. Bürgermeister Helmut Blank begrüßte es ebenfalls, dass
der ADAC auf diese Problematik aufmerksam macht. Es sei immer ein großer
Schock, wenn plötzlich von einer Sekunde auf die andere ein Freund, ein
Kumpel verunglücke. Er berichtete, dass selbst vor nicht all zu langer Zeit
ein Trainingspartner in seinem Fitnesscenter tödlich verunglückt sei, "und
der fehlt dann ganz plötzlich."

Zweimal im Jahr finden die GTI-Treffen in Münnerstadt statt. "Die jungen Leute wissen um das Problem, schnell fahren ist wie eine Sucht" meinte er dazu. Das gelte aber auch für Radfahrer, die
zum Beispiel vom Kreuzberg herunterfahren. Er selbst habe sich auch schon dabei ertappt, dass er "eigentlich zu schnell" war. Er berichtete aber auch, dass einmal in einer Straße auf Betreiben von Eltern Tempo 30 eingeführt worden worden sei. Kontrollen hätten ergeben, dass nicht
Auswärtige, sondern die Eltern zu schnell gefahren seien.

Verkehrserzieher Stefan Löhser von der Polizeiinspektion Bad Kissingen sagte aus eigener Erfahrung zu den anwesenden Schülerinnen und Schülern: "Als ich in eurem Alter war, war mir das alles auch scheißegal." Er berichtete, dass er selbst als junger Mann einmal einen Unfall hatte. Der
Wagen landete auf dem Dach. Aber alle vier Insassen kletterten unverletzt aus dem Fahrzeug, denn sie waren angeschnallt. Zum Problem Alkohol gab er den Rat "Einer bleibt nüchtern und fährt das Auto, die anderen trinken und halten den Fahrer frei." Die stellvertretende Landrätin Monika Horcher
schilderte einen tödlichen Unfall in ihrer eigenen Familie, "ich wünsche keine Menschen, dass er so etwas erlebt." Hinter jedem toten Verkehrsteilnehmer stünden Familien, Freunde, Klassenkameraden. Die Verkehrserziehung ende nicht mit der Aushändigung des Führerscheins, hob sie hervor.

Thomas Dill, Vorstandsmitglied Verkehr, Technik und Umwelt im ADAC
Nordbayern, betonte, dass der ADAC mit seiner Ausstellung dazu beitragen
möchte, die Zahl der toten Fahranfänger zu reduzieren. "Wir wollen damit
junge Leute für einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit
individueller Mobilität gewinnen." Die Schüler des BBZ werden ebenfalls in
die Ausstellung einbezogen, so Thomas Dill: An die jungen Damen und Herren
werden Fragebögen ausgeteilt, in denen sie selbst dazu Stellung nehmen
sollen, wie sie die Problematik der vielen Unfälle mit jungen Fahrern
einschätzen.