Früher war Daniela Sandner ein Faschingsmuffel, jetzt würde sie gerne mal zum Karneval nach Brasilien. Doch sie hat anderes zu tun, unter anderem im Henneberg-Museum.
MünnerstadtDie Zeit vergeht wie im Flug. Manchmal kommt es einem so vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass man mit seiner Familie unter dem Christbaum saß und die Geschenke öffnete. Ein Blick auf den Kalender offenbart: Bald ist Fasching. Einen solchen "Zeitschock" hat man auch im Henneberg-Museum: Am Montag wurde die Sonderausstellung "Adventskalender damals und heute" abgebaut, gleich drauf ging's los mit dem Aufbau der Sonderausstellung "Die Narren sind los ..." Denn schließlich sollen die Themen möglichst aktuell sein, auch in einem Museum. Und dies bedeutet, sozusagen mit Vollgas von Weihnachten auf Fasching zu wechseln.
Zum Großteil aus Kitzingen
Mit zahlreichen Exponaten, welche die "närrische Zeit" und die Bräuche zu Fasching demonstrieren, soll den Besuchern die "Fünfte Jahreszeit" vor Augen geführt werden.
Die Objekte stammen zum Großteil aus dem Depot des Deutschen Fastnachtsmuseums in Kitzingen. Dessen Leiterin Daniela Sandner hat für die Ausstellung in Münnerstadt die schönsten Stücke herausgesucht und auch die Raumeinteilung übernommen. Es freut sie sehr, dass die Stücke einmal das Depot verlassen, um anderweitig gezeigt zu werden. "Bei uns im Museum ist nur ein Bruchteil unseres Fundus ausgestellt, vielleicht zehn Prozent. Der Rest, unter anderem tausende von Orden, wird sicher im Depot verwahrt. Dass jetzt einiges davon in Münnerstadt ausgestellt wird, freut mich ganz besonders", sagt Sandner.
Eine Woche Konzeptarbeit
Mehr als eine Woche war sie mit der Konzeptionierung der Sonderausstellung beschäftigt. "Die Zusammenarbeit mit dem Henneberg-Museum in Münnerstadt hat viel Spaß gemacht, ich freue mich schon auf die Eröffnung der Ausstellung", sagt sie.
Natürlich wird sie vor Ort sein und die verschiedenen Exponate erläutern. Die Museumsleiterin war nach eigenen Worten früher eher ein Faschingsmuffel. "In meiner Heimat in Oberbayern wird der Fasching nicht so groß gefeiert. Hier in Franken ist das ganz anders", erklärt Sandner. Durch die Museumsarbeit hat sie ein anderes Bild vom Fasching bekommen: "Auch kulturell und von wissenschaftlicher Seite aus gesehen ist die Aufarbeitung der verschiedenen Karnevalsbräuche hochinteressant." Als sie an der Konzeption des Fastnachtsmuseums mitarbeitete, tat sich für sie eine ganz andere Welt auf: "Es ist immer wieder überraschend, immer wieder spannend, wie verschieden der Fasching gefeiert wird."
Exponate aus der ganzen Welt
Und so hat man im Deutschen Fastnachtsmuseum auch Exponate aus der ganzen Welt, unter anderem vom Karneval in Rio de Janeiro.
Doch Daniela Sandner ist es leider nicht möglich, während des Faschings dort sein zu können. "Gerade an Fasching ist hier im Museum viel los. Auch wenn ich mal gerne nach Rio, nach Venedig oder nach Nizza gehen würde, um mir dort den Karneval anzuschauen - aus Zeitgründen geht das leider nicht", sagt sie etwas traurig. Gerade Südamerika wäre auch als Forschungsgebiet sehr interessant: mischten sich doch dort europäische Bräuche mit der lokalen Kultur und haben so etwas ganz Besonderes geschaffen.
Traditionell war es übrigens so, dass die Katholiken den Karneval feierten, während die Protestanten das Karnevalstreiben ablehnten. "Heute hat sich dieses Bild allerdings gewandelt: auch in protestantischen Gebieten hat sich der Karneval durchgesetzt", sagt die Museumsleiterin.
Für die Menschen in früheren Zeiten war der Fasching so etwas wie ein Ventil, bei dem man auch einmal seinen Unmut gegenüber der Obrigkeit äußern konnte.
Mit Lokalkolorit
Dieses Element klingt heute in den Büttenreden noch nach. Außerdem konnte man vor der sehr streng reglementierten Fastenzeit noch einmal so richtig feiern. Und verschiedene Teile dieses Brauchtums werden in der Sonderausstellung in Münnerstadt zu sehen sein. Auch das lokale Faschingstreiben wird im Henneberg-Museum zu sehen sein. Der Elferrat der Kolpingsfamilie hat sich an der Ausstellung mit zahlreichen Exponaten beteiligt. "Wir haben heuer ein närrisches Jubiläum. Den Kolping-Elferrat gibt es mittlerweile seit 44 Jahren" erklärt Wilhelm Schmitt.
Als besonderes Exponat ist der "Mürscher Nagel mit Kopf" zu sehen sowie zahlreiche Orden und Bilder.
Die Ausstellung "Die Narren sind los..." wird am Sonntag, 17. Januar, um 15 Uhr eröffnet. Gäste sind willkommen. Danach kann sie während der Öffnungszeiten von KulTourisMus im Schloss bis zum 17. Februar besucht werden. Es wird auch Sonderführungen für Schulklassen und Kindergärten geben. Absprache unter Tel.: 09733/ 787482 .