Platz für künftige Häuslebauer

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In der Altstadt von Münnerstadt gibt es nach Ansicht von Architekt Wolfgang Blümlein so viele Baulücken und Leerstände, dass hier Platz für 500 Einwohner zusätzlich geschaffen werden könnte. Das zeigte er bei einem Vortrag vor dem Forum aktiv auf. Unser Blick über die Altstadt entstand von der Spitze der ausgefahrenen Feuerwehrleiter aus. Foto: Dieter Britz
In der Altstadt von Münnerstadt gibt es nach Ansicht von Architekt Wolfgang Blümlein so viele Baulücken und Leerstände, dass hier Platz für 500 Einwohner zusätzlich geschaffen werden könnte. Das zeigte er bei einem Vortrag vor dem Forum aktiv auf. Unser Blick über die Altstadt entstand von der Spitze der ausgefahrenen Feuerwehrleiter aus.  Foto: Dieter Britz
Wolfgang Blümlein hat Baulücken und Leerstände in der Münnerstädter Innenstadt untersucht und ein grobes Konzept erarbeitet, wie man hier neuen Wohnraum schaffen könnte. Er stellte es in einer Versammlung des Forum aktiv vor. Foto: Dieter Britz
Wolfgang Blümlein hat Baulücken und Leerstände in der Münnerstädter Innenstadt untersucht und ein grobes Konzept erarbeitet, wie man hier neuen Wohnraum schaffen könnte. Er stellte es in einer Versammlung des Forum aktiv vor.  Foto: Dieter Britz
 

In der Münnerstädter Altstadt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, neuen Wohnraum zu schaffen. Das stellte Architekt Wolfgang Blümlein bei Forum aktiv fest.

Rund 500 Einwohner zusätzlich, das sind so viele wie im Stadtteil Seubrigshausen leben, hätten Platz innerhalb der Mauern der Münnerstädter Altstadt, hat der Architekt und Planer Wolfgang Blümlein ermittelt. "Schließung von Baulücken und die damit verbundene mögliche Zunahme von Wohnflächen in der Altstadt" war sein Thema beim jüngsten Treffen des Forum aktiv im Hotel "Tilman".

Im Rahmen der Begrüßung der etwa 30 interessierten Zuhörer, darunter auch mehrere Stadträte, wies die Vorsitzende Rita Schmitt darauf hin, dass sich in Münnerstadt aktuell einiges getan hat. Die Stadt habe Ihre Software zur besseren Verwaltung des Leerstandes im letzten Jahr aufgerüstet. Zudem gebe es professionelle Unterstützung bei der Bewertung des Leerstandes und der Entwicklung von möglichen Konzepten dagegen.


Leerstände aufgezeigt

Anhand einer Kataster-Karte von 1852 zeigte Wolfgang Blümlein auf, dass es auch damals schon Baulücken gab. Er hat fast alle vorhandenen Lücken und Leerstände fotografiert und Handskizzen gefertigt, um zu zeigen, was machbar wäre - unter der Voraussetzung, dass die Eigentümer bereit sind, selbst initiativ zu werden oder aber an Interessenten zu verkaufen, die etwas daraus machen. 19 größere und kleinere Baulücken hat Blümlein in der Kernstadt innerhalb der Stadtmauern entdeckt. Sie entstanden durch Krieg oder Abriss. Durch Abriss seien mehr Lücken entstanden als durch den Krieg selbst, erklärte der Architekt.

Den Bullenstall zum Beispiel und das alte Brauhaus, das vermutlich gotisch war, würde man heute nicht mehr abreißen, ist sich Blümlein sicher. Auf diesem leeren Platz könnten etwa acht Wohnungen entstehen, rechnete er vor. Er betonte auch "das Tolle an Bauplätzen in der Altstadt ist, dass die Erschließung vorhanden und bezahlt ist."


Wohnungen statt Scheunen

Eine "Riesenfläche", auf der man 20 Wohnungen unterbringen könne, ortete Blümlein beim Dicken Turm. "Das ist doch Sportplatz" protestierte allerdings Britta Bildhauer. Im nördlichen Teil der Henneberger Straße sei Platz für ein stattliches Haus, meinte er weiter. Ein "großer Schandfleck" ist in seinen Augen die Ecke Streitgasse und Landgerichtsgasse mit dem Trafo-Turm. Nicht nur Baulücken in der Stadt, sondern auch leer stehende Häuser und insbesondere Scheunen könnten nach seiner Ansicht genutzt werden, um neuen Wohnraum in der Altstadt zu schaffen. In der "Grube", dem Gebiet und der Straße südlich und östlich des Anger, sieht er gute Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Innenstadt. Er schlägt vor, die benötigten Parkplätze, die nach offizieller Planung in der Lache vorgesehen sind, am Ludwig-Nüdling-Weg zu schaffen, da sie dann viel näher an der Innenstadt seien.

In der Grube müssten die Scheunen weg, dann sei die Schaffung von 1000 oder mehr Quadratmeter Ladenfläche möglich; eine Tiefgarage sei vorhanden und Platz für Lagerräume und Parkplätze auch. Supermarktbetreiber wollten ihre Läden aber mit großen Fahrzeugen anfahren, was da nicht möglich sei, gab Britta Bildhauer zu bedenken. Es gäbe auch Betreiber, die da keine Probleme sehen würden, bekam sie zur Antwort.


Lebhafte Diskussion

In der Diskussion zeigte sich, dass die Anwesenden zumindest in groben Zügen mit Wolfgang Blümleins Vorstellungen übereinstimmen, die Baulücken in der Innenstadt zu schließen. Der Zugriff der Stadt auf Grundstücke sei wichtig; diese müsse aktiver werden, forderte Leo Pfennig. Die Stadt müsse ihr Vorkaufsrecht rigoros ausüben und die Grundstücke an solche Investoren und Interessenten weitergeben, die dort Vorhaben verwirklichen wollten, ergänzte Bernd Eckert. Er stellte die Frage: "Brauchen wir wirklich Neubaugebiete? 70 Prozent der Stadträte heben doch die Hand für Neubaugebiete!"


Eine tote Stadt?

Franz Wüst betonte "wir brauchen Leute, die bereit sind, in Münnerstadt wohnen zu wollen, dann kommt die Nachfrage automatisch." Aber er ist offenbar skeptisch. Er kritisierte, dass es im ganzen Umland keine andere Gemeinde gebe, die so teures Wasser hat. Das Hallenbad sei zu.

"Was ist in in dieser Stadt noch attraktiv, um hier wohnen zu wollen?" , fragte er in die Runde. Manche Schaufenster in der Stadt seien mit Papier zugeklebt, klagte Wüst und merkte dazu an: "Das ist doch eine tote Stadt." Viele Grundstücks- und Gebäudebesitzer hätten keinerlei Interesse, aktiv zu werden oder sich von ihrem Besitz zu trennen, hieß es in der Diskussion mehrfach.

Ein wenig makaber war sogar die Rede von einer "biologischen Lösung" - man müsse halt warten, bis die alten Eigentümer gestorben seien und die Jungen dann verkaufen würden. Bernd Eckert fragte in den Raum: "Was nützt es, wenn die Leute einfach nicht wollen?" "Man muss ausloten, was möglich wäre, was dann realisiert wird, ist was anderes", antwortet darauf wiederum Eckert.

Einig waren sich alle, dass der Wohnwert der Stadt gesteigert werden müsse. Blümlein ist überzeugt, das Projekt würde zum Selbstläufer, wenn die ersten Baulücken geschlossen sind. In den Augen von Hartmut Hessel ist die Altstadt "das ideale Baugebiet." Die Politik müsse die Bedingungen schaffen; daneben seien Eigeninitiative und gesellschaftliches Engagement notwendig. "Die Stadt sind wir", hob er hervor.