Mit seinen zehn Jahren ist der Reichenbacher Paul Tüchert vom Taubensport absolut begeistert. Und seine Tauben sind deutschlandweit ganz vorne zu finden.
Der Taubensport ist ein faszinierendes Hobby: Bei einem Preisflug sind die Vögel oft Hunderte von Kilometern unterwegs, sie finden jedoch immer zielgenau "ihren" Heimatschlag, der Orientierungssinn der Tiere ist phänomenal. Wenn sie nach einem solchen kräftezehrenden Flug daheim ankommen, so kann man am Himmel zuerst nur einen schwarzen Punkt sehen, der rasch größer wird. Mit hoher Geschwindigkeit fliegt die Taube ihren Schlag an und landet zielsicher. Das ist der Moment, auf den die Taubenfreunde hinfiebern und die Frage stellen: War die Taube schnell genug? Macht sie einen Preis? Dieser Passion ist auch die Schlaggemeinschaft Theo, Bernd und Paul Tüchert erlegen. Seit vielen Jahrzehnten züchten sie im Brieftaubenclub "0123 Reichenbach" diese faszinierenden Tiere.
Erster Platz bei Verbandsjugendmeisterschaft
Paul Tüchert konnte dabei in diesem Jahr einen besonderen Erfolg erringen: Bei der Meisterschaft des Jugend-Arbeitskreises (JAK) setzte er sich im deutschlandweiten Vergleich bei den Alttauben durch und erreichte hier den ersten Platz. Bei der deutschen Verbandsjugendmeisterschaft kam er in seiner Altersklasse (7-10 Jahre) ebenfalls auf den ersten Rang, im gesamten Jugendvergleich landete er deutschlandweit auf den dritten Platz. Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann, und das die gesamte Schlaggemeinschaft freut.
"Paul fliegt heuer zum ersten Mal mit, er ist seit einem Jahr beim Verein angemeldet", sagt Bernd Tüchert, der auf seinen Sohn sehr stolz ist. Die ganze Schlaggemeinschaft ist sozusagen ein "Familienunternehmen". Drei Generationen gehen hier ihrem Hobby nach und haben dabei viel Spaß. Diese Faszination hat auch Paul angesteckt - mit seinen zehn Jahren ist er der Jüngste bei den Reichenbachern. Schon von frühester Jugend an war er mit seinem Großvater Theo im Taubenschlag. Er hilft beim Füttern mit und ist auch beim Einsetzen der Tauben dabei, sofern es seine Zeit zulässt. Denn er ist seit diesem Jahr im Gymnasium in Münnerstadt, wo er die fünfte Klasse besucht. "Schon mit fünf Jahren habe ich beim Einsetzen der Tauben in Niederlauer mitgeholfen, das Hobby macht mir viel Spaß", sagt Paul. Neben dem Taubensport spielt er auch noch leidenschaftlich Fußball.
Besonders die frisch geschlüpften Tiere gefallen ihm
Besonders die jungen, frisch geschlüpften Tiere gefallen ihm, da sie noch sehr flauschig sind. Mittlerweile kann er die Tauben auch schon selbst fangen, auch wenn ihm die großen flatternden Tiere anfangs schon etwas Respekt einflößten. "Langsam wird er hier schon sicherer, man muss eben alles erst lernen", betont Theo Tüchert, sein stolzer Großvater.
Der Taubensport hat bei den Tücherts eine lange Familientradition. Dabei ist Theo, auf dessen Grundstück der Taubenschlag steht, froh, dass er bei der Pflege der Tiere auf Sohn und Enkel zurückgreifen kann. "Wenn ich in Urlaub gehe weiß ich, dass die Tiere gut versorgt werden. Hier muss man sich absprechen, denn die Tauben wollen das ganze Jahr über gut versorgt sein", sagt er. Im Winter besteht der Schlag aus rund 90 Tauben, im Sommer kommen hier noch einmal gut 70 Jungtauben hinzu. Doch auch wenn man viele Vögel hat: "Wenn eine Taube bei einem Flug ausbleibt, ist man traurig", weiß Paul aus Erfahrung. Schließlich ist jedes Tier einzigartig.
Tücherts Tauben in Dortmund ausgestellt
Er freut sich schon auf die Deutsche Brieftaubenausstellung, die Anfang Januar in Dortmund stattfindet: Hier werden seine besten Tauben ausgestellt, natürlich ist dabei die ganze Schlaggemeinschaft mit vor Ort. "Das wird ganz bestimmt ein besonderes Erlebnis", ist er begeistert.
Ohne Unterstützung der Schlaggemeinschaft hätte Paul wohl nicht mit dem Taubensport begonnen. "Einfach so einen Schlag zu errichten ist nicht billig. Außerdem muss die Ausstattung für die Preisflüge eingebaut werden: Anhand der Ringe an den Tauben registriert das System automatisch, wenn das Tier in den Schlag geflogen ist. Das Futter muss gekauft werden, und man muss sich absprechen, wer im Urlaubsfall die Vögel versorgt", so Theo Tüchert. Und auch bei der Verpaarung der Tiere kommt es auf das richtige Händchen und die Erfahrung an. Doch trotz dieser Aufwendungen ist die Jugendsituation bei den Reichenbachern sehr gut.
"Der Taubensport ist ein schöner Ausgleich zum Beruf", weiß Bernd Tüchert. Und auch die Gemeinschaft innerhalb der Züchter ist sehr gut. Besonders beim Einsetzen der Tiere für einen Preisflug sitzt man nachher noch gemütlich beisammen, um über das Hobby zu fachsimpeln. Da ist auch Paul Tüchert immer dabei, sofern es seine Zeit zulässt. Doch jetzt heißt es für ihn erst einmal, seine erfolgreichen Tauben in Dortmund auszustellen. Ein Ereignis, auf das sich schon die ganze Schlaggemeinschaft Tüchert freut.