Nur das Totenglöckchen läutet

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Die Glocken der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen werden wohl noch einige Zeit schweigen. Ein Blitzschlag hatte in der Nacht des 20. Juli die Elektronik und Steuerung zerstört. Lediglich "Toten- und Ipthäuser Glocke" (im Hintergrund) funktionieren. Foto: Friedrich
Die Glocken der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen werden wohl noch einige Zeit schweigen. Ein Blitzschlag hatte in der Nacht des 20. Juli die Elektronik und Steuerung zerstört. Lediglich "Toten- und Ipthäuser Glocke" (im Hintergrund) funktionieren. Foto: Friedrich

Ein gewaltiger Blitzschlag hat die Elektronik der Glocken der Stadtpfarrkirche in Bad Königshofen zerstört. Die Reparatur wird teuer.

Als in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli heftige Gewitter über Bad Königshofen tobten und Blitze die Nacht erhellten, da schlug ein Blitz in den Turm der Stadtpfarrkirche ein. "Es tat einen mächtigen Schlag... ich dachte, hoffentlich hat es nicht bei uns eingeschlagen... plötzlich ging das Telefon nicht mehr... " Aussagen von Anwohnern im Bereich des Kirchplatzes. Was sie da noch nicht wussten: Der Blitz hatin die Stadtpfarrkirche eingeschlagen und das Glockenwerk zerstört.


Um 0.25 Uhr bliebt die Uhr stehen

Und um 0.25 Uhr ist in der Kirche die elektronische Läuteuhr der Steuerung stehen geblieben. Genau zu diesem Zeitpunkt hatte der Blitz den Turm getroffen. Von dieser Hauptuhr führen die Stromleitungen und Kontakte zur Turmuhr, aber auch zu den Glocken, erklärt Georg Tüller, Projektleiter der Glockenfirma Perner in Passau. Er spricht von einem "wirtschaftlichem Totalschaden".


Schaden: 8500 Euro

Es ist ein Versicherungsfall, sagt Pfarrer Karl Feser, weshalb schon wenige Tage später ein Gutachter aus Römhild vor Ort war. Der Elektromeister stellte fest, dass die vier großen Glocken betroffen sind. Also: Marien-, Pauls-, Michaels- und Zwölf-Uhr-Glocke. Lediglich die Totenglocke und die Ipthäuser Glocke sind noch intakt. Mittlerweile ist auch die Schadenshöhe bekannt. Sie pendelt sich nach derzeitigem Stand bei 8500 Euro ein. "Ein enormer finanzieller Brocken für die Pfarrei", sagt Pfarrer Karl Feser, verweist aber auf die Versicherung, die wohl einen Großteil übernimmt. Außerdem seien auch bereits Spenden beim Pfarrfest für die Reparatur der Läuteanlage eingegangen. Vor Ort war auch die Glockenfirma Perner aus Passau, die nun den Auftrag zur Reparatur bekommen hat.

Georg Tüller sagt dazu, dass Blitzeinschläge in Kirchtürmen natürlich nicht unbekannt sind. Trotz Blitzableiter und einem inneren und äußerem Blitzschutz, sei die Energie eines solchen Blitzes, wenn er den Turm trifft, so gewaltig, dass eine Überspannung eintritt.

Bei einem Totalschaden wie in Bad Königshofen hat das nun zur Folge, dass die gesamte Elektronik von Grund auf erneuert werden muss und zwar von der Turmuhr über die Glockenanlagen bis zur Schaltuhr in der Sakristei. Ersatzteile gibt es keine mehr, die Anlage dürfte bei der Turmsanierung Ende der 1980er Jahre eingebaut worden sein.


"Plötzlich ist es so ruhig"

Damit sind die Glocken der Stadtpfarrkirche auch weiterhin außer Betrieb. Lediglich der Stundenschlag ist noch intakt und eben die beiden Glocken. "Plötzlich ist es so ruhig und man muss selbst auf die Uhr schauen, damit man nicht zu spät zum Gottesdienst kommt", sagen Bad Königshofener.
Der Blitzschlag hatte in der Nacht des 20. Juli hatte übrigens auch die Glocken der evangelischen Kirche heimgesucht. "So manch einer mag sich gewundert haben, warum auch hier die Glocken plötzlich nicht mehr läuteten", sagt Pfarrer Lutz Mertten. Den Schaden hatte Andreas Krieger vom gleichnamigen Elektrogeschäft in Bad Königshofen festgestellt. Er konnte zwischenzeitlich die Anlage wieder reparieren.


Auch die Orgel hatte einen Treffer

Doch zurück zur Stadtpfarrkirche. Von dem Blitzeinschlag waren nicht nur die Glocken betroffen, sondern auch die Orgel des Gotteshauses. Sie musste zunächst manuell ein- und ausgeschaltet werden, weil die Steuerung defekt war, ist aber bereits repariert. Ebenfalls wieder intakt sind die Liedanzeiger und einige Strahler im Chorraum, sowie ein weiterer an der Marienstatue. Betroffen ist nach wie vor der Router im Pfarrhaus, der unter anderem für die Übertragung der Gottesdienste in das Juliusspital genutzt wird. Wann die Glocken der Stadtpfarrkirche wieder repariert sind, das kann auch der Projektleiter der Firma Perner, Georg Tüller, noch nicht sagen. "Der Auftrag zur Reparatur ist jedenfalls erteilt und damit können wir auch los legen." Für Küster Michael Löhr ist das alles auch ungewohnt, denn er läutete die Glocken noch per Knopfdruck. Auch im Gottesdienst, beim Evangelium oder der Wandlung ist sein Dienst zur Zeit nicht gefragt. Die Glocken sind ja außer Betrieb. Allerdings kann man in der Pfarrei Bad Königshofen wenigstens anzeigen, wenn in der Stadt jemand verstorben ist. Denn die Totenglocke kann man ja läuten."Zu den Gottesdiensten sollte man aber nach wie vor selbständig kommen und nicht auf ein Glockenläuten warten."