Mürschter Urgestein: Hans Petsch feiert 80.

3 Min
Urkunden, Zeugnisse und Dokumente, die Auskunft über sein Leben geben, hat Hans Petsch in einem prallvollen Aktenordner gesammelt. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag. Foto: Dieter Britz
Urkunden, Zeugnisse und Dokumente, die Auskunft über sein Leben geben, hat Hans Petsch in einem prallvollen Aktenordner gesammelt. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.  Foto: Dieter Britz

Hans Petsch ist ein Mürschter Original. Vereine, Verbände, Politik - er war überall dabei und ist es noch. Am Freitag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Hans Petsch darf sich mit Fug und Recht ein "echtes Mürschter Urgestein" nennen. Er wurde am 21. Juli 1937 im Haus Kapellengasse 21 (neben dem Schlegelmilch-Haus) geboren. Wenn er am Freitag seinen 80. Geburtstag feiert, wird die Liste der Gratulanten sehr lang sein. Hans Petsch hat sich zeitlebens für die Allgemeinheit eingesetzt und er tut es heute noch.
Feuerwehr, Altstadtverein, Kolpingverein, Liedertafel, Raiba, CSU, Kleintierzuchtverein, Bauernverband - überall war und ist er dabei. Nicht nur passiv, sondern an vorderster Front. Der Ordner mit Urkunden, Zeugnissen und anderen Dokumenten, die sein Leben und seine Aktivitäten dokumentieren, ist ziemlich dick.


Schüler in der Zentscheune

Sein Vater war Landwirt und arbeitete bei einem Agrarkonzern, seine Mutter stammt aus Saarbrücken. 1944 bis 1951 besuchte er die Volksschule in der Zentscheune. Gut erinnert er sich noch an seinen letzten Lehrer Gedig, der gleichzeitig Schulrat war und aus Ostpreußen stammte. Sein Jahrgang war mit 68 Buben und Mädchen sehr groß, weil eine größere Zahl Flüchtlingskinder darunter war. Mädchen und Buben besuchten damals getrennte Klassen. 44 von ihnen leben noch, weiß Hans Petsch.
An das Kriegsende im Jahr 1945 erinnert er sich noch gut, denn er wurde verschüttet. Als er einkaufen war, griffen Flieger die Stadt mit Bomben an. Er konnte sich allerdings selbst wieder befreien. "Ich hatte eine riesige Beule am Kopf und lange Kopfschmerzen, aber geblieben ist nichts."
Nach Ende der Volksschule arbeitete er auf dem elterlichen Hof in der Deutschherrnstraße als Landwirt. "Es war ein total gemischter Betrieb mit Rindern, Schweinen, zwei Pferden, Hühnern, Enten, Schafen", erinnert er sich. Gleichzeitig musste er drei Jahre lang die Berufsschule in der Zentscheune besuchen. 1970 legte er die Prüfung als Landwirtschaftsmeister ab. Später engagierte er sich in der Aus- und Weiterbildung des landwirtschaftlichen Nachwuchses. Auch an der Gründung des Masschinenrings war er beteiligt.


Bio-Betrieb mit Milchvieh

Hans Petsch übernahm den Betrieb seines Vaters, spezialisierte sich und verlegte sich auf schwarzbuntes Milchvieh. 1994 stellte er radikal um, gab die Viehhaltung auf, betrieb Feldbau und Bio-Landwirtschaft. Das hieß in erster Linie: keine Düngemittel und keine Spritzmittel. Er praktizierte wieder die traditionelle Dreifelder-Wirtschaft. Ein Jahr später, 1995, übergab er den Betrieb an seinen Sohn Dieter, der ihn heute noch führt.
Im Jahr 1960 heiratete Hans Petsch. Seine Frau starb 2006. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Außerdem hat er sechs Enkel und freut sich auch über einen Urenkel. Auch mit 80 sieht man Hans Petsch als Ehren-Kommandant gelegentlich noch in der blauen Feuerwehr-Uniform. 1954, vor 63 Jahren, trat er in die Münnerstädter Feuerwehr ein. 1977 wurde er stellvertretender Kommandant, fünf Jahre später wählten ihn seine Kameraden zum Kommandanten. Außerdem wurde er 1978 Kreisbrandmeister für Münnerstadt und die Stadtteile. 1991 hätte er sein Amt aus Altersgründen abgeben müssen. Da sich kein Nachfolger fand, blieb er mit Sondergenehmigung zwei weitere Jahre. Sein Amt als Kreisbrandmeister musste er 1992 aus Altersgründen aufgeben. Was waren seine größten Einsätze? Als erstes fällt ihm das Hochwasser von 1969 ein, an das sich auch viele ältere Mürschter noch erinnern. Außerdem gab es Blitzeinschläge in landwirtschaftlichen Betrieben in den Stadtteilen. Mit Verkehrsunfällen hatte die Feuerwehr damals wenig zu tun, da es noch keine Autobahn gab. Hans Petsch sorgte dafür, dass auch Frauen aufgenommen wurden. In seine Zeit fiel die Gründung einer Jugendwehr und die Atemschutz-Ausbildung wurde vorangetrieben. 2007 wurde er zum Ehrenkommandant ernannt. Bis 2016 war er Vertrauensmann für die Passiven. Bei seinen Feuerwehr-Kameraden, und nicht nur dort, ist er noch immer gerne gesehen.


Schöffe, Obmann, Kreisrat

16 Jahre war er Schöffe in Bad Kissingen und Schweinfurt. Auch dem Kreistag des Landkreises Bad Kissingen gehörte er sechs Jahre lang als CSU-Mitglied an. Landrat war seinerzeit Marko Dyga. "Ich habe dort interessante Leute kennengelernt und möchte diese Zeit nicht missen", erzählt er. Mitglied der CSU ist er seit dem Jahr 1968. Als Aufsichtsrat der Raiba machte er die Fusion mit Bad Kissingen mit. 25 Jahre lang war er Obmann für Münnerstadt im bayerischen Bauernverband.
Der Jubilar ist außerdem begeisterter Kleintierzüchter und gehört dem Verein seit 1962 an. Er war Schriftführer und führt die Kasse seit acht Jahren. Den 1999 gegründeten Altstadtverein hat er wesentlich mitgeprägt. Er war schon beim ersten Treffen dabei und gehörte bis zum vergangenen Jahr dem Vorstand an. Der Novizengarten liegt ihm sehr am Herzen. Zusammen mit Sabine Scheuble und einigen anderen Helfern kümmert er sich noch heute darum, dass dieses schöne Stückchen Park zwischen den beiden Seniorenheimen der Stadt erhalten bleibt.
Seine Mitgliedschaft in der Kolpingfamilie darf nicht unerwähnt bleiben, denn er gab im Wechsel mit Geistlichen Gruppenstunden und er zählt zu den Gründungsmitgliedern des Kolping-Elferrates. Der Liedertafel gehört er seit 1958 an. In diesem Jahr wollte er einmal tanzen gehen, doch es hieß "da musst du Mitglied werden, wenn du rein willst." Also trat er schnell ein.
Seinen Geburtstag feiert Hans Petsch am Bienenlehrstand mit seiner großen Familie, mit seinem Freundeskreis und seinen Weggefährten.