Heiterer und friedlicher Rathaussturm eröffnet fünfte Jahreszeit jetzt auch in Münnerstadt.
Lautstark angeführt von der Stadtkapelle und in großer Truppenstärke zogen am Samstagvormittag vom Oberen Tor her der Elferrat, die Garden und weiteres närrisches Volk in die vom Fastnachtstrubel bisher noch unbeleckte Stadt ein. Unter Tuten und Blasen, Pfeifen und Trommeln sowie vereinzelten Helau-Rufen zog der närrische Lindwurm, bestaunt und beklatscht von einer doch recht imposanten Zuschauerkulisse, zu Marktplatz und Rathaus hin. Nur ab und zu gestoppt von manchen Geschäftsinhabern, die mit alkoholischen Kleinigkeiten lockten. Denn auch die Mürschter Geschäftswelt, firmierend unter dem Begriff "Kaufhaus Mürscht", war wieder mit dabei bei der offiziellen Eröffnung der närrischen Zeit und beteiligte sich mit Sonderangeboten und Preisen, wobei die Doppelelf als Prozentsatz für gewährte Rabatte oder Währungseinheit lockte.
Keine wehrhaften Stadträte Am Marktplatz spielte die Stadtkapelle erst mal flotte Musik, zum Rhythmus stampfende Beine brachten den leicht unterkühlten Kreislauf mancher Zaungäste und Aktiven wieder etwas in Schwung; der nahende Winter blies ein frisches Windchen um das Rathaus. Dort waren weder Zeichen von Verteidigungsanlagen oder wehrhaften Stadträten zu erkennen. Scheinbar hatte es im Vorfeld schon massive Übergabe- beziehungsweise Friedensverhandlungen mit den "anstürmenden" Truppen gegeben.
Zum Zeichen seines Interesses an friedlicher Koexistenz mit der Narrenschar schenkte Bürgermeister Helmut Blank, umgeben von den hilfsbereiten Geistern von KulTourisMus, wärmenden Glühwein und Kinderpunsch aus.
Wer sich traute - doch die Mürschter gehen scheinbar nicht so gern ins Rathaus - konnte dort sogar der Einladung zu kostenlosem Kuchen und Kaffee nachkommen.
Draußen vor dem Tore hatten sich mittlerweile die Mannen des Elferrates und die holde Weiblichkeit der Elferratsgarde zu massiven Angriffsformationen aufgestellt. Zum einen setzte ein verbales Wortgefecht ein, zum anderen schleuderten die Gardemädchen ihre liebreizenden Beine gegen das Rathaus, der heiße Kampf war entbrannt.
"Die Qual der Wahl" In seiner Narrenpredigt wusste Sitzungspräsident Andreas Albert nicht nur den etwas verspäteten Rathaussturm zu erklären ("Nicht alle Elferräte sind schon im Rentnerstatus!"), sondern auch den Hintergrund zu erläutern: "In allen Straßen, in jedem Haus - die Narren dürfen wieder raus!" Und: "Das Narrenherz, es kommt zum Rasen; die Garde hat zum Marsch
geblasen!"
Auch das Motto der Fastnacht-Session in Münnerstadt, "Die Qual der Wahl im Lauertal" wurde vorgestellt. Es ist eine Anspielung auf die bevorstehende Kommunalwahl, wobei auf der mitgeführten Wahlliste der Elferrat an erster Stelle steht und ein eigener Kandidat gekürt ist: "Unser Spitzenkandidat, der arme Tropf, es ist der Nagel mit dem Kopf!" Nach noch einigen mehr oder mehr weniger heiteren politischen Einlassungen aus der großen und kleinen Politwelt gab's dann endlich auch einige "Mürscht - Helau!" - Rufe: Die Narren haben nun Mürscht in der Hand.
Im Deutschherrn-Keller brillierte Johannes Bloching mit einer rotzfrechen Bütt. Erstmals in diesem Rahmen und nicht wie gewohnt in eine der Kolping-Fastnachtsitzungen eingebaut, wurde eine Reihe von Ehrungen an langjährige und verdiente Aktive der Kolping-Fastnacht vorgenommen.
Mit dem FVF (Fastnacht Verband Franken)-Sessionsorden wurden Julia Hellmig, Norbert Düring und Philipp Neugebauer geehrt; die Ehrennadel in Silber wurde an Wolfgang Bayer verliehen, der seit 30 Jahren alle Veranstaltungen mit der Kamera dokumentiert. Er war es auch, der im Jahre 1988 die Symbolfigur der Mürschter Kolping-Fastnacht, nämlich den "Mürschter Nagel mit Kopf" eigenhändig geschnitzt hatte. Gar mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet wurde Anneliese Albert, die sich seit 1983 in vielfacher Weise aktiv in die Kolpingfastnacht einbringt; ebenso Caroline Schwarz und Franziska Eckert, die seit 1994 aktiv sind und seit 2002 gemeinsam sehr erfolgreich als Büttenrednerinnen auftreten. Den Verdienstorden überreicht bekamen Klaus Skuppin und Michael Meckel, die sich schon seit der Zeit vor der Jahrtausendwende sehr aktiv und vielseitig in die Mürschter Fastnacht einbringen und ebenso lange dem Elferrat angehören.