Gaudi auf dem Marktplatz: Die Münnerstädter feiern den Faschingsstartschuss - heuer mit einem besonderen Motto.
Knapp eine Woche nach dem 11.11. begann in Münnerstadt der Fasching und der Mürschter Nagel durfte seinen Schrein verlassen. Am Samstag trafen sich der Kolping-Elferrat mit Sitzungspräsident Andreas Albert an der Spitze, die Elferratsgarde und zahlreiche jüngere und ältere Narren, um durch die Stadt bis zum Marktplatz zu ziehen. Die Stadtkapelle, dirigiert von Martin Fiedler, sorgte dafür, dass man überall hörte, dass nun endlich die fünfte Jahreszeit beginnt.
Wie immer stoppte der Zug der Narren mehrfach vor Geschäften. Dort gab es für sie etwas zu trinken oder sie bekamen Trinkbares für später mit. Wie immer endete der Zug nach einer knappen halben Stunde auf dem Marktplatz vor dem Rathaus und die Elferräte platzierten sich auf der Rathaustreppe. "Helau, ihr Narren, seid ihr bereit? Heut‘ beginnt wieder die Faschingszeit. Wir wollen Frohsinn verbreiten und nicht klagen. Helau, wir sind in den närrischen Tagen", verkündete der Sitzungspräsident.
"Es war einmal ..."
Er kündigte auch gleich an: "Helau, der Mürschter Nagel ist schon gespannt, was die neue Session so alles kann. Es ist viel passiert in unserer Stadt, bestimmt nicht alles er gesehen hat." Das Motto lautet dieses Jahr "es war einmal" - in Erinnerung an die im Jahr 2016 nach über 600 Jahren geschlossene Kloster-Brauerei.
In einem kleinen Nest in Unterfranken gebe es Narren in großer Zahl, "manche seien es freiwillig andere stellten sich zur Wahl", wusste er. Albert klagte "vieles wurde zugemacht, wer hatte sich das nur ausgedacht." Ihm fiel zum Beispiel das Schwimmbad ein, das den Bürgern sehr fehlt. Sein Vorschlag: "Reißt im Tal die Rollschuhbahn dort wieder weg, ein Freibad dort, das wäre doch der Gag." Mit Skepsis betrachtet er die Anschaffung von zehn E-Bikes und kommentierte "willst du überhaupt nicht mehr kommen ins Schwitzen, dann kannst du auch im gemütlichen Stadtbus sitzen." Passend zum Motto erinnerte er daran, dass es vor nicht allzu langer Zeit zwei Tanz-Hallen gab. In einem wurde ein Baumarkt eingerichtet, der sich nur einige Jahre hielt, "die andere war ganz vergessen, wie Dornröschen im ewigen Schlaf festgesessen." Sein Vorschlag: "Zum Tanzen könnten wir doch gehen in den Bärensaal, doch dieser Einfall ist wahrscheinlich zu banal."
Von Vergangenem
Das Motto gilt noch für vieles andere in der Stadt. Vor einigen Jahren gab es Supermärkte in der Altstadt, die alle geschlossen wurden. Der Augustiner-Orden war "richtig groß" und braute den über die Stadtgrenzen hinaus bekannten "Mürschter Urstoff". Auch die Klosterschule und das Studienseminar gehören der Vergangenheit an. Die Alte Aula gehört der Stadt nicht mehr - "dass das hier wirklich keinen stört? Die Kolpingsfamilie darf diese jedenfalls nicht mehr nutz, sie würde zerstörenden den schönen Putz. So ein Hohn, ich kann‘s euch sagen, die Decke muss noch ganz andere Sachen ertragen."
Andreas Albert dankte auch Kaufhaus Mürscht für die Unterstützung des Faschingstreibens. Auch eine Gruppe Stadträte (Freie Wähler, Forum Aktiv, SPD und der fraktionslose Leo Pfennig), die mit einem Getränkestand dafür sorgten, dass die Narren auf dem Marktplatz nicht verdursteten und sich mit Glühwein und Kinderpunsch von innen wärmen konnten, vergaß er nicht zu erwähnen.
Die Elferratsgarde unter der Leitung von Monika Petsch erfreute trotz der Kälte die Zuschauer wieder mit perfekt einstudierten Tänzen und bekam viel Beifall. Auch einige jüngere Gardemädchen der Sternchen- und der Juniorengarde waren mit von der Partie und bekamen ebenfalls viel verdienten Applaus.