Maßbacher Stolpersteine zum Gedenken geputzt

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Die Maßbacher Stolpersteine putzten (von links nach rechts) Klaus Bub, Susanne Ziegler, Matthias Klement, Sabine Dittmar, Wolfgang Rützel und Felix Neunhöfer. Foto: Dieter Britz
Die Maßbacher Stolpersteine putzten (von links nach rechts) Klaus Bub,  Susanne Ziegler, Matthias Klement, Sabine Dittmar, Wolfgang Rützel und Felix Neunhöfer. Foto: Dieter Britz
Einen Rundgang durch das jüdische Maßbach machte Klaus Bub mit interessierten Bürgern. Viele Häuser in der Poppenlauerer Straße hatten bis zur Nazi-Zeit jüdische Eigentümer. Foto: Dieter Britz
Einen Rundgang durch das jüdische Maßbach machte Klaus Bub mit interessierten Bürgern. Viele Häuser in der Poppenlauerer Straße hatten bis zur Nazi-Zeit jüdische Eigentümer. Foto: Dieter Britz
 
Im hinteren Teil dieses Hauses in der Poppenlauerer Straße in Maßbach befindet sich die frühere Synagoge. Der Komplex wird am 18. Oktober zwangsversteigert. Foto: Dieter Britz
Im hinteren Teil dieses Hauses in der Poppenlauerer Straße in Maßbach befindet sich die frühere Synagoge. Der Komplex wird am 18. Oktober zwangsversteigert. Foto: Dieter Britz
 

Nun glänzen die 13 "Stolpersteine" vor den Häusern in mehreren Maßbacher Straßen wieder.

Geputzt wurden die 13 "Stolpersteine" im Rahmen der jüdischen
Kulturtage von der Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar, Bürgermeister
Matthias Klement, den Marktgemeinderäten Wolfgang Rützel und Felix
Neunhoeffer, der evangelischen Religionslehrerin Susanne Ziegler sowie von
Klaus Bub, der in der früheren Maßbacher Synagoge ein Museum eingerichtet
hat. Die Zukunft dieses kleinen, aber sehr interessanten Museums wird sich
am 18. Oktober entscheiden. An diesem Tag wird im Amtsgericht in
Schweinfurt das Gebäude, in dessen Hinterhaus sich die Synagoge befindet,
zwangsversteigert.

Die Stolpersteine in der Bäckergasse, Neuen Straße, Wirthsgasse,
Poppenlauererstraße und auf dem Marktplatz erinnern an die letzten 13 im
Jahr 1942 deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürger von Maßbach.
Verlegt wurden die Stolpersteine im Jahr 2012. Im Landkreis war Maßbach nach Bad
Kissingen die zweite Gemeinde, in der Stolpersteine verlegt wurden. Den
Anstoß dazu gab seinerzeit Andrea Bloch, die den ersten Stein spendete. "Es
war kein Problem, das Geld zusammenzubekommen. Am Ende war mehr da, als
Stolpersteine benötigt wurden", erzählte Klaus Bub. Er hat die Geschichte
der 1942 untergegangenen jüdischen Gemeinde in Maßbach minutiös
dokumentiert.


Führungen angeboten

Im Rahmen der jüdischen Kulturtage bot Klaus Bub für interessierte
und Bürger Führungen an. Dabei erzählte er unter anderem, dass
die jüdische Gemeinde um 1850-1860 am stärksten war. Damals machte sie etwa
20 Prozent der Einwohnerzahl aus. Der Markt Maßbach war schon immer ein
wichtiger Handelsplatz und darum für lange Zeit auch ein idealer Ort für
jüdische Händler, schreibt Bub in einer kleinen Broschüre "Maßbach unterm
Davidstern". Als Teil der Gemeinde seien sie Mitglieder der Vereine oder
bei der Feuerwehr gewesen und saßen, wie der Bäcker Samuel Eberhardt, als
Gemeinderat im Rathaus. Schon weit vor der Nazizeit nahm der Anteil
allerdings stetig ab. Viele jüdische Mitbürger zogen weg in andere Städte
und Gemeinden oder wanderten aus. Spätestens 1933 fingen die Schikanen an,
von der schlimmen "Reichskristallnacht" blieben auch die Maßbacher Juden
nicht verschont. Damals wurde die Synagoge zerstört und aufgegeben. Am 14.
Juli 1942 schließlich wurden die letzten Juden abgeholt, deportiert und
später in Konzentrationslagern ermordet. In einem Internet-Gedenkbuch des
Bundesarchivs finden sich die Namen:
(dort "Suche im Namensverzeichnis" anklicken, dann "Wohnort" und
schließlich "massbach" eingeben). Dort sind auch die 27 jüdischen NS-Opfer
aus dem Ortsteil Poppenlauer aufgeführt.

Die frühere Maßbacher Synagoge befindet sich im hinteren Teil des
Gebäudekomplexes Poppenlauerer Straße 4. Am 18. Oktober um 13 Uhr wird
alles zusammen im Schweinfurter Amtsgericht zwangsversteigert.
"Rückgebäude: eingeschossiges, nicht unterkellertes Gebäude, ehemalige
Synagoge unter Denkmalschutz, Nutzfläche rund 140 Quadratmeter, Errichtung
um 1750 mit Renovierungen, derzeitige Nutzung als Gedenkstätte bzw. Museum"
heißt es im Internet. Als Verkehrswert werden 127.000 Euro angegeben. Wer es
ganz genau wissen will, findet weitere Informationen unter der Adresse
www.zvg-online.net


Bürgermeister Matthias Klement hatte schon früher verlauten lassen, dass er
an der Übernahme des Gebäudes durch die Marktgemeinde und der Erhaltung des
Museums Interesse hat. Allerdings braucht er dazu noch die Genehmigung des
Marktgemeinderates. Am heutigen Dienstag steht die Frage, ob die
Marktgemeinde Massbach am 18. Oktober bei der Zwangsversteigerung mitbieten
wird, auf der Tagesordnung der nicht-öffentlichen Sitzung, wie Klement am
Montag im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilte.