Künstlerfamilie Bals im Blickpunkt

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Sie freuen sich auf die neue Museumsära: Bürgermeister Helmut Blank und Museumsleiter Dr. Nicolas Zenzen.Hartmut Hessel
Sie freuen sich auf die neue Museumsära: Bürgermeister Helmut Blank und  Museumsleiter Dr. Nicolas Zenzen.Hartmut Hessel
Die Reichstruppen, ein Geselligkeitsverein in Münnerstadt, gemalt von Ignaz Bals. Bürgermeister und Museumsleiter zeigen das Selbstportrait des Künstlers.Hartmut Hessel
Die Reichstruppen, ein Geselligkeitsverein in Münnerstadt, gemalt von  Ignaz Bals. Bürgermeister und Museumsleiter zeigen das Selbstportrait  des Künstlers.Hartmut Hessel
 
Der Museumsleiter hat jedoch zu den Bals-Arbeiten vereinzelt andere Maleransichten dazugehängt.Hartmut Hessel
Der Museumsleiter hat jedoch zu den  Bals-Arbeiten vereinzelt andere Maleransichten dazugehängt.Hartmut Hessel
 
Der Museumsleiter hat jedoch zu den Bals-Arbeiten vereinzelt andere Maleransichten dazugehängt.Hartmut Hessel
Der Museumsleiter hat jedoch zu den  Bals-Arbeiten vereinzelt andere Maleransichten dazugehängt.Hartmut Hessel
 

Im Depot fand der neue Münnerstädter Museumsleiter Werke der Künstlerfamilie Bals. Ergänzt durch Leihgaben wurde jetzt eine Ausstellung eröffnet.

Die Idee von Hugo Beudert, der Künstlerfamilie Bals wieder mal eine Ausstellung zu widmen, kam bei Museumsleiter und Kulturmanager Dr. Niklas Zenzen gut an. Er, der sich sowieso im ersten Jahr seiner Tätigkeit in Münnerstadt durch das Depot mit ca. 15 000 Objekten "wühlen" muss, hatte ein Projekt vor Augen, das sich, wie er am Eröffnungsabend schilderte, wunderbar für die Wiedereröffnung des Henneberg- Museums eignete. Aus 80 Bildern und Zeichnungen, sowie bibliophilem Material, wie Skizzenbüchern und Briefen, konnte er auswählen und nach einem öffentlichen Aufruf fanden sich auch einige Leihgeber. Bürgermeister Helmut Blank fand denn auch viele Dankesworte für die Leihgeber, darunter die Städtischen Sammlungen der Stadt Würzburg, dem Geburtsort von Ignaz Bals (1824).

Dr. Niklas Zenzen schilderte den Weg des Künstlers von Würzburg über München nach Münnerstadt. Das Erlernen des Zeichnens als Handwerk begann der junge Ignaz in Würzburg beim Meister Leimgrub. Später blieb er nur kurz an der Kunstakademie in München, denn 1848 waren mit der Revolution auch dort unruhige Zeiten ausgebrochen. Auf der Gesellen-Wanderschaft beobachtete Ignaz Bals 1853 in Münnerstadt die eifrige Schar der Turnvater Jahn-Jünger, turnte mit und stellte sich kurze Zeit später am Humanistischen Gymnasium als Lehrer vor. Auch sein zeichnerisches Talent blieb dem Direktor Ludwig Leitschuh nicht verborgen.

Ignaz Bals blieb Münnerstadt von da an als Turn- und Zeichenlehrer erhalten. Eine Familie gründete er mit Babett Welzenbach, deren Elternhaus bis heute am Vortor zum Jörgentor steht. Sie bekamen neun Kinder, wobei sechs die Säuglingszeit überlebten. Es blieb Agnes Bals (1864 bis 1945) vorbehalten, das künstlerische Talent ihres Vaters geerbt zu haben. Als 4. Kind im Elternhaus in der Grube aufgewachsen, eiferte sie ihm bei der Motivsuche nach und schuf durchaus sehr eigenständige Bilder von einem Münnerstadt auf der Schwelle zwischen dem 19. Und 20 Jahrhundert. Käufer für ihre Arbeiten und die ihres Vaters fand sie in Bad Kissingen, wo sie als Kassiererin im Salinenbad arbeitete.

Ignaz Bals hatte nach Darstellung von Niklas Zenzen zu Lebzeiten wenig Gelegenheit, sein künstlerisches Schaffen zur Schau zu stellen. Beruf und Familie nahmen viel Zeit in Anspruch und trotzdem durfte die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht zu kurz kommen. 1863 war er Gründungsmitglied des Turnvereins, der ihm gleich noch eine Nebeneinkunft als Turnleiter bot. Die Unterscheidung zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft im 19. Jahrhundert fand in Münnerstadt ihren Ausdruck in den "Reichtruppen", einem bürgerlichen Geselligkeitsverein - für Männer, versteht sich - dem neben dem Feiern die Verschwiegenheit ein besonderes Anliegen war. Ignaz Bals wurde Mitglied und legte eine der wenigen Spuren bis heute. Er malte die illustre Gemeinschaft.

Ignaz Bals hatte sein erstes Geld mit anatomischen Zeichnungen verdient, die er im Institut in Würzburg anfertigte. Auch zeigen seine Pferdedarstellungen einen brillanten Blick auf Details.

Ignatz Bals starb 1895, mitten in der Schaffenskraft, im Alter von 71 Jahren in Münnerstadt. Schnell geriet er in Vergessenheit. Seine Tochter Agnes hielt jedoch sein Werk in Ehren damit seine Würdigung als bedeutender fränkischer Künstler.

Der Museumsleiter Dr. Niklas Zenzen hat mit seiner Premiere im Henneberg-Museum eine professionelle Visitenkarte abgegeben. Eine sehr übersichtliche sowie besonders informative Schau zeigt einen Münnerstädter Zeitabschnitt, der viel Nostalgie in sich birgt, jedoch aber schon ein wenig Vergessenheit des Ortes spürbar macht. Wer in der der aktuelleren Geschichte kramt, dem werden die Veränderungen nach dem Neubeginn ab 1945 besonders ins Auge fallen.