Im Münnerstädter Erzählcafé berichtete Karin Renner von ihrer Arbeit in Stadtrat, Kreis- und Bezirkstag, die sie seit über drei Jahrzehnten verrichtet.
"Das ewige Kochlöffel-Rühren ist nichts für dich" stellte vor Jahrzehnten der Ehemann von Karin Renner fest. Damit begann ihre Karriere als Stadträtin in Bad Kissingen, Kreisrätin im Landkreis Bad Kissingen und Bezirksrätin im Bezirk Unterfranken. Baldur Kolb konnte die überaus engagierte CSU-Kommunalpolitikerin beim Erzählcafé im Seniorenzentrum Sankt Elisabeth begrüßen. Sie erzählte aus ihrem Leben und schilderte den Senioren auch sehr präzise, welche Aufgaben Gemeinden, Landkreise und Bezirke haben. "Politisches Engagement - Einsatz für die Mitbürger" waren ihre Ausführungen überschrieben.
"Ich hatte eine schöne Jugend und ein schönes Leben, denn ich war in einem der ersten Jahrgänge, die den Krieg nicht miterlebt haben. Ein starkes Europa hat geholfen, dass es keine Kriege gab", erzählte Karin Renner. Sie wurde 1948 in Nüdlingen als ältestes von vier Kindern geboren. Ihr Vater war Postbeamter, ihre Mutter Hausfrau. Nach der Volksschule in Nüdlingen besuchte sie das Institut der Englischen Fräulein in Bad Kissingen. Die Eltern mussten damals noch Schulgeld bezahlen und natürlich auch für das Fahrgeld aufkommen.
Dass junge Mädchen eine höhere Schulbildung bekamen, war damals noch nicht selbstverständlich. Auf Initiative ihres Vaters suchte sie sich nach dem Motto "mäßiges, aber regelmäßiges Einkommen" eine Arbeit beim Staat und wurde Angestellte in der staatlichen Kurverwaltung Bad Kissingen. Mit 19 Jahren heiratete sie. Mit 24 hatte sie drei Kinder und blieb daheim, "denn damit war ich mehr als beschäftigt." Aber sie engagierte sich schon damals, und zwar als Mitglied und als Vorsitzende in den Elternbeiräten der Kindergärten und Schulen ihrer Kinder.
1978 fragte sie eine Bekannte, ob sie nicht für den Stadtrat in Bad Kissingen kandidieren wolle. Sie wollte eigentlich nicht, aber das schon erwähnte Kochlöffel-Zitat ihres Mannes überzeugte sie dann doch. Sie kam auf den letzten Platz der CSU-Liste, erzielte ein gutes Ergebnis, wurde aber noch nicht in den Stadtrat gewählt. 1984 klappte es dann und seitdem gehört sie ununterbrochen dem Stadtrat an. Zeitweilig war sie Vorsitzende oder stellvertretende Vorsitzende ihrer Fraktion. "Kommunalpolitik ist Dienst am Bürger, das bekommt man ziemlich schnell beim Einkaufen zu hören, wenn man direkten Kontakt hat", erzählte sie schmunzelnd.
Ihre kommunalpolitische Karriere ging weiter aufwärts. 1990 wurde sie auf Anhieb in den Kreistag gewählt. Sie erzählte, dass sie dem Kulturausschuss angehört, der unter anderem für die weiterführenden Schulen wie das BBZ (Berufsbildungszentrum) in Münnerstadt zuständig ist. Sie ist auch Mitglied im Stiftungsrat der Carl von Heß'schen Sozialstiftung, die inzwischen fast alle Altenheime und Seniorenzentren im Landkreis betreibt, darunter auch das Julius-Spital und das Senioren-Zentrum St. Elisabeth in Münnerstadt. 1990 wurde sie auch in den Bezirkstag des Bezirks Unterfranken gewählt. Diese dritte kommunale Ebene nach dem Gemeinde- oder Stadtrat und dem Kreistag gibt es nur in Bayern. Dem Bezirkstag, nicht zu verwechseln mit der Bezirksregierung, gehören 20 gewählte Mitglieder an, neun von der CSU, vier von der SPD, drei von den Freien Wählern, zwei von Bündnis 90/Die Grünen und je eines von der FDP und den Linken. Die Wahlen zum Bezirkstag finden jeweils zusammen mit den Landtagswahlen statt. "Die Zusammenarbeit im Bezirkstag läuft wahnsinnig gut, nicht so wie in Münnerstadt. Für uns als größte Fraktion ist es wichtig, dass man auch die anderen mit ins Boot nimmt", sagte Renner. Der Bezirkstag ist "das unbekannteste Wesen und wird meist mit der Bezirksregierung verwechselt", meinte sie.
Der Bezirk hat einen Etat von einer Dreiviertelmilliarde Euro. Mit 3500 Arbeitnehmern ist er der größte Arbeitgeber im Bezirk. Er ist Träger vieler Fachkrankenhäuser wie zum Beispiel der Michelsklinik ("Hustenburg") in Münnerstadt oder der orthopädischen und der psychiatrischen Klinik in Werneck. "Alle Kliniken des Bezirks schreiben schwarze Zahlen. Man kann also kommunale Krankenhäuser auch ohne Defizit betreiben", hob Karin Renner ausdrücklich hervor.
Auch sonst hat der Bezirk im sozialen Bereich viele Aufgaben. Er ist zum Beispiel zuständig, wenn Menschen ihre Heimplätze nicht bezahlen können. Seit 1. Januar wurde die ambulante Krankenpflege von den Landkreisen übernommen. Als Behindertenbeauftragte des Bezirks hat Karin Renner natürlich besonders engen Kontakt zu Behinderten. Sie kümmert sich darum, wenn ein Behinderter sich in seiner Werkstatt nicht wohl fühlt, um nur ein ganz simples Beispiel zu nennen.
Auch im kulturellen Bereich ist der Bezirk aktiv. Die Ausgaben werden über die Kulturstiftung des Bezirks finanziert. Als das Überlandwerk an den Stromversorger E.ON überging, erlöste der Bezirk 210 Millionen Euro aus dem Aktienverkauf und legte diese Summe gut an. Damit werden zum Beispiel das Museum in Münnerstadt, das Theater in Maßbach, die Musikakademie in Hammelburg, der Kissinger Sommer oder das Freilandmuseum Fladungen unterstützt. Das Schloss Aschach mit seinen Museen gehört dem Bezirk sselbst und wird zurzeit saniert.
Nur ganz nebenbei erwähnte Karin Renner, dass sie in der Frauenunion aktiv war und ist. "Die Frauenunion ist die Basis, die die Frauen selbstbewusster machen kann", sagte sie.