Ein ganz besonderes Mitbringsel oder eine Erinnerung an die einstige Heimat: In Münnerstadt kann man zahlreiche Gebäude in Miniatur kaufen.
Das Hiller-Haus ist für ganze 22,95 Euro zu haben, das Heimatspielhaus für 54,95 Euro und die Löwen-Apotheke für 63,95 Euro. Das alles klingt nach Ausverkauf in der Stadt, aber so schlimm ist es nicht. Diese Preisangaben hängen nicht im Schaufenster eines Immobilien-Händlers oder der Sparkasse in der Ramsch-Ecke, sondern zum Glück nur in einem Regal von Eisen-Krais direkt am Eingang des Ladenlokals. Arno Reuscher vertreibt in seinem Laden seit fünf Jahren Modelle historischer Münnerstädter Gebäude aus Keramik, die in einer kleinen Keramikwerkstatt in Litauen gefertigt werden. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft kamen drei neue Häuser dazu: das Gasthaus Bären auf dem Marktplatz, das Stadtbild prägende Schuhhaus Moritz sowie das total renovierte Kropfeldhaus am Anger.
Die Miniatur-Häuser werden nicht nur bei Eisen-Krais, sondern auch an der Kasse des Henneberg-Museums im Deutschordensschloss verkauft, wo viele Touristen sie bestaunen. Sie heißen auch Lichterhäuser, weil sie von innen mit Teelichtern beleuchtet werden können und dann ganz besonders romantisch wirken. Nur das Modell der Stadtpfarrkirche hat eine elektrische Beleuchtung. Ursprünglich gab es diese Lichterhäuser nicht bei Eisen-Krais, sondern im Geschäft von Inge Kirch, genannt Inges Lädchen. Sie hatte Modelle aus anderen Städten, die oft in Souvenir-Läden auf Käufer warten, bei einer Kunsthandwerker-Messe in Frankfurt entdeckt und Kontakt mit der kleinen Keramikwerkstatt aus Litauen, die sie produziert, aufgenommen.
Tatsächlich klappte es, der Hersteller aus dem Baltikum reiste ins ferne Münnerstadt, sah sich hier um, war begeistert von dem, was er hier sah. Er lieferte seine Häuser sowie das Obere Tor und das Jörgentor detailgetreu in sehr guter Qualität zu akzeptablen Preisen. Über mangelndes Interesse von Käufern brauchte sich Inge Kirch deshalb auch keine Sorgen zu machen. Doch zum 31. Januar 2013 ging sie nach über zehn Jahren in Rente und schloss ihren Laden. Damit war natürlich auch Schluss mit dem Verkauf der beliebten Keramik-Häuschen, denn ein Nachfolger für ihr Geschäft fand sich leider nicht. Doch immer wieder meldeten sich Interessenten telefonisch bei ihr, die unbedingt das eine oder andere Modell kaufen wollten. Nach rund einem Jahr entschloss sich Arno Reuscher, das Geschäft mit den Lichterhäusern zu übernehmen. Der Kontakt mit dem Hersteller aus Litauen wurde wieder aufgenommen. Reuscher erweiterte sogar das Sortiment auf über ein Dutzend Gebäude.
So kam es, dass in seinem Laden neben Geschirr, Drogerie- und Haushaltswaren, Farben, Gartenbedarf, Eisenwaren, Werkzeugen, Spiedlzeug und vielem anderem auch Münnerstädter Miniaturhäuser und Türme "Made in Lithuania" zu haben sind. Wer kauft sowas? "Viele Einheimische sind unter den Käufern", sagt Arno Reuscher, "aber auch Leute, die von Münnerstadt weggezogen sind und eine Erinnerung an die Heimat haben wollen." Und schließlich gehören auch Touristen dazu, die einfach ein hübsches Souvenir von ihrem Besuch in Münnerstadt suchen. Ganz unten im Ladenregal steht ein Gebäude-Modell, das Arno Reuscher in fünf Jahren nur zweimal verkauft hat: Die Stadtpfarrkirche. Der Grund ist einfach. Die sehr detailgenaue Miniatur-Kirche ist etwa einen halben Meter hoch, braucht entsprechend Platz im heimischen Wohnzimmer und kostet 389 Euro.