Auguste erklärte dem begeisterten Publikum den feinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Das Publikum wird dabei immer mit einbezogen.
Die Männer in der ersten Reihe konnten sich nicht so entspannt zurücklehnen, nachdem Auguste (Andrea Wehner) das "Wohnzimmer" des Gasthauses Adler in Großwenkheim betreten hat. Auguste verdreht die Augen, mit Schmacht in der Stimme lässt sie sich das Notenblatt halten, ist aber auch nicht lange enttäuscht, denn "Gerhard" kam, wie die meisten an diesem sehr unterhaltsamen Abend mit Partnerin beziehungsweise Partner zum "fränggischen Kabarettismus", wie die Solokünstlerin aus Maßbach ihre Auftritte bezeichnet. Seit Anbeginn an, also vor 16 Jahren, bearbeitet "Auguste" hauptberuflich den kleinen Unterschied zwischen Mann und Frau, meist aus der Sicht eines Singles, nicht eines Junggesellen. Den Unterschied liniert sie feinsinnig, so wie viele ihrer anzüglich erscheinenden Pointen den Grad der Glitschigkeit gar nicht erst berühren.
Auguste tappt durch die fränkische Wohneinheit, lädt zum Canape-Gespräch über die Entwicklung des Alters, über "Spalten und Spitzen" mit allen seinen - manchmal auch unangenehmen Folgen - und wird gleich wieder hoffnungsvoll, wenn der fränkische Mann sich wieder ernst genommen fühlt - eben Spitze.
Auguste braucht keine Bühne, sie ist eine. Der Platz des Saals ist gerade ausreichend. Höchstens nutzt sie mal einen Tisch, auf dem sie interessante Dinge unter der Kittelschürze zeigt. Von dort geht's mal um die Ecke ins WC, denn sehr ausgiebig wird das Unterschiedliche beim Wasserlassen ausgeführt. Das Publikum wird einbezogen "stehst Du noch, oder sitzt Du schon"?. Überhaupt kann "Auguste" eine echt fränkische Partnerschaft gut nachempfinden. Sie glaubt an den Mann, als ein empfindliches und sensibles Wesen, sie macht den fränkischen Frauen Mut, sich mal was zu trauen und glaubt selbst immer noch an die Liebe ihres auch schon fortgeschrittenen Lebens. "Schönheit ist vergänglich, der Durscht ist lebenslänglich" oder anders gesagt, manches lässt sich ertrinken, doch das Selbstwertgefühl kann bleiben. "Fränggisch für Anfänger" ist das Lied über "Ober-, Under- und Middlfranggen", denn der Zungenschlag mit der Spitze an die Nase löst erst die richtige Aussprache aus. Die Zuschauer versuchen es mit Freude, Auguste treibt die Gesichtsgymnastik immer weiter an.
Es sind die Alltagsbegebenheiten, von denen Auguste viele aufgenommen hat und sie dem Publikum weitergibt. Das fühlt sich erkannt und lacht und schlägt heftig die Hände ineinander. Nicht nur im Programm, sondern auch dazwischen wird "gekehrt", der letzte Raucher von draußen fränggisch derb in den Saal komplimentiert oder zu Beginn des "Dinners" darauf geachtet, dass alle gut sitzen und die "Glöss" auch Mann und Frau erreichen. Auguste ist ein fränkisches Urgestein, zwar eine Kunstfigur, aber eine, mit der sehr gerne ein Abend verbracht werden kann. Demnächst in Rannungen (22. März mit Babet im Gasthaus "Zur Traube"), denn "in der Heimat ist das Programm zehn Minuten kürzer, da muss ich net übersetz".