Eine etwas andere Bahnhofsmission in Münnerstadt

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Hartmut Hessel betreibt die "literarische Bahnhofsmission", ein Bestandteil des Kunstprojektes else!2. Thomas Malz
Hartmut Hessel betreibt die "literarische Bahnhofsmission", ein Bestandteil des Kunstprojektes else!2. Thomas Malz
Alte Landkarten aus dem Schulunterricht schmücken die Bahnhofshalle. Thomas Malz
Alte Landkarten aus dem Schulunterricht schmücken die Bahnhofshalle. Thomas Malz
 

Hartmut Hessel präsentiert im Rahmen des Kunstprojektes else!2 in der alten Bahnhofshalle eine Reise in die Gedanken.

Hartmut Hessel muss es wissen: "Insgesamt wird die Atmosphäre als wohltuend empfunden", sagt er. "Man kommt rein und fühlt sich empfangen. Das ist bei Büchern so, das merke ich auch im Laden." Diese Atmosphäre spüren alle Besucher des Kunstprojektes else!2 im Münnerstädter Bahnhof. Denn an Hartmut Hessels literarischer Bahnhofsmission kommt keiner vorbei. Sie bildet den Eingangsbereich.

Die Grundidee: Lesen als Zeitvertreib während der Reisende auf den Zug wartet. "Ein Bahnhof ist ja ein Ort, an dem man ankommt oder aufbricht", sagt die künstlerische Leiterin des Projektes, Mia Hochrein. "Gleichzeitig ist es ein Ort des Fernwehs oder des Heimwehs." Der Reisende schwelge in Gedanken weg, entweder in Tagträume, oder aber in die Welt der Literatur. Mia Hochrein ist auf Hartmut Hessel zugegangen. "Sie hat mich gefragt, ob ich dieses Thema umsetzen kann", sagt er. Da hat er sich seine Gedanken gemacht und ist auf die literarische Bahnhofsmission gekommen, die Reise in die Gedanken. Das Kunstprojekt sei für ihn hochinteressant, auch schon vor fünf Jahren bei der Erstauflage von else! Hartmut Hessel ist sich sicher: "else!2 ist für Münnerstadt und die Region ein Volltreffer."

Seine literarische Bahnhofsmission hat er in der alten Wartehalle des Münnerstädter Bahnhofs aufgebaut. "Da gehört sie ja auch hin." Er erinnert an die Zeit, in der es noch kein Internet gab. "Damals begann eine Reise mindestens mit dem Kauf einer Zeitung oder einer Zeitschrift. Manchmal war es auch ein Buch", so Hartmut Hessel. Und auch Mia Hochrein sagt es unmissverständlich: "In eine Bahnhofshalle gehören Bücher."

Um beim Grundthema zu bleiben, hat Hartmut Hessel vor allem Reiseliteratur, Bildbände, und Reiseführer ausgewählt. Dazu gibt es alte Landkarten aus dem Schulunterricht. 16 000 Bücher umfasst sein Fundus im Antiquariat "Schätze und Co." am Münnerstädter Anger. Da war es kein Problem, die passenden herauszusuchen. Es sind Bildbände zum Thema Bahn, aber auch zur Mobilität allgemein darunter. "Es geht nicht alles auf einmal." Deshalb tauscht er die Bücher gelegentlich auch aus.

Sein Antiquariat betreibt Hartmut Hessel als Ein-Mann-Geschäft. Er kann nicht gleichzeitig an zwei Orten sein. Deshalb läuft seine literarische Bahnhofsmission wie fast alles bei else!2 auf Basis des Vertrauens. Schilder verweisen darauf, wo die Preise zu finden sind und wie bezahlt werden kann. Besucher können sich auch an die Aufsicht wenden. "Bisher habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht." Er hat das Projekt else!2 auch schon mit einer Spende unterstützt.

Damit sich der Besucher wirklich wohl fühlt, hat Hartmut Hessel zum Teil eigens für die Bahnhofshalle Regale konstruiert, vor allem um den hässlichen Block zu kaschieren, den ein Vorbesitzer mitten in die Halle bauen lassen hat. Er beherbergt die Heizungsanlage. "Es ist mein persönlicher Wunsch, dass bei einer Sanierung des Hauses, die Halle wiederhergestellt wird", sagt der frühere Kulturreferent und Zweite Bürgermeister. Der Bahnhof gehört jetzt der Stadt Münnerstadt.

"Die literarische Bahnhofsmission wird sehr gut angenommen", sagt Oliver Schikora, einer der Vorsitzenden des Altstadtvereins Münnerstadt, Veranstalter von else!2. "Hartmut Hessel war einer der Ersten gewesen, der seine Beteiligung am Projekt zugesagt hat." Es sei toll, wie er das Thema "abgefahren" umgesetzt habe. "Wir sind schon froh, dass wir ihn haben, und was er hat, wird dem Namen seines Antiquariats Schätze und Co. auch wirklich gerecht", betont Oliver Schikora.

else!2 ist von Freitag bis Sonntag von 14 bis 20 Uhr geöffnet.