Bis September zeigt die Ausstellung "Auf zur Weinlese" in Münnerstadt, wie sich das Winzerleben gewandelt hat. Es geht um einfache Leute und um Burgunder mit fränkischer Mentalität.
Schon früh hat Karoline Knoth ihre Liebe zu Frankreich entdeckt. Sie lernte die französische Sprache und zog vor vier Jahren erst nach Straßburg und dann in den Weinbauort Mersault. "Der deutsch-französische Kulturaustausch war mir schon immer wichtig, ich hatte immer schon eine enge Beziehung zu Frankreich", sagt sie. Knoth leitete von 1991 bis 1999 das Henneberg-Museum in Münnerstadt und ist bis heute eng mit der Stadt verbunden.
Jetzt hat sie eine neue Sonderausstellung konzipiert: Unter dem Thema "Auf zur Weinlese" ist sie ab sofort im Henneberg-Museum zu sehen ist. Im Fokus steht das burgundische Winzerdorf Mersault, das in Fotografien von Maurice Collin aus der Zeit von 1948 bis 1960 gezeigt wird.
Die Zuschauer erfahren nicht nur viel über den Weinbau in Frankreich, sondern können anhand der eindrucksvollen Fotos nachvollziehen, welcher Wandel im Weinbau stattgefunden hat.
Die Liebe zum Weinbau ist Knoth in die Wiege gelegt: "Schon von Kindesbeinen an hat mich dieser fasziniert. Was natürlich kein Wunder ist, bin ich doch in einer Weinbaugegend aufgewachsen", sagt die gebürtige Bad Mergentheimerin. Der Schritt in Frankreichs Weinbaugebiete war nur noch ein kleiner.
Eine Fränkin in Burgund Anfangs fiel ihr der Wegzug allerdings nicht leicht: "Keiner geht gerne von da weg, wo er verwurzelt ist", meint sie. Dennoch habe sie nie bereut, gegangen zu sein. Doch trotz aller Liebe zu Frankreich: Knoth freute sich sehr, zur Vernissage der Ausstellung wieder in Deutschland zu sein. Zwischen Mersault und Münnerstadt hat sie einige Ähnlichkeiten beobachtet.
"Ich finde, dass Burgund und die dortige Mentalität der fränkischen sehr ähnlich sind", meint sie. Die Burgunder rollen das R ebenso wie die Franken, einen Unterschied zwischen P und B mache man auch dort nicht. Außerdem verhalten sich Franken wie Burgunder gegenüber Fremden zuerst einmal zurückhaltend. Sobald Vertrauen aufgebaut ist, würden tiefe und loyale Freundschaften entstehen. Knoth: "Ich wurde in Mersault sehr freundlich aufgenommen und schnell in die Gemeinschaft integriert."
In Mersault kam sie zum ersten Mal mit den Fotografien von Maurice Collin in Verbindung. "Anfangs wusste man nur, dass auf den Fotografien Personen aus Mersault bei der Arbeit abgebildet sind", erzählt Knoth. Dabei fiel auf, dass der Fotograf einen sehr genauen, dokumentarischen Blick hatte und ein Faible für einfache Leute ohne großen sozialen Status.
"Durch Nachforschungen konnte ich dann die Identität des Fotografen herausfinden", berichtet sie weiter. Durch Interviews mit Angehörigen konnte Collins Lebensgeschichte rekonstruiert werden. In Gesprächen mit den alten Winzern, die die Zeit zwischen 1940 und 1960 erlebt hatten, erfuhr sie viel von den Umwälzungen, die damals im Weinbau stattfanden. Familienbetriebe entstanden, die Mechanisierung hielt mehr und mehr Einzug und vereinfachte vieles.
Mit finanzieller Unterstützung gelang es ihr, eine Ausstellung zu dem Thema auf die Beine zu stellen sowie einen Ausstellungskatalog herauszubringen. "Auch für die Mersaulter war das eine tolle Sache: Eine Ausländerin hat ihnen ein Stück ihrer Geschichte zurückgegeben", sagt Knoth.
Vortrag im Deutschordensschloss "Ich freue mich, dass durch die Ausstellung ein Beitrag zur Völkerverständigung geleistet wird", sagt Museumsleiter Björn Hein. Die Fotografien würden eindrucksvoll das damalige Leben vor Augen führen.
Am Dienstag, 21. Juli, hält Karoline Knoth ab 19 Uhr im Trauzimmer im Deutschordensschloss einen Vortrag mit Weinverkostung über Mersault und die Fotografien Collins. Die Sonderausstellung "Auf zur Weinlese" ist noch bis zum 13. September während der Öffnungszeiten von Kultourismus im Schloss zu sehen.