Münnerstadt
Bildung

Ein neues Gebäude für den alten, guten Geist

Das neue Berufsbildungszentrum Münnerstadt mit seinen sechs Schulen ist am Freitag feierlich eingeweiht und gesegnet worden. Neben Lob und Dank gab es viele launige Worte.
Blick in das Herz des neuen Berufsbildungszentrums, die Aula. Am Freitag erteilten Stadtpfarrer Martin Hild (links) und Weihbischof Ulrich Boom dem neuen Gebäude den Segen. Foto: Thomas Malz
Blick in das Herz des neuen Berufsbildungszentrums, die Aula. Am Freitag erteilten Stadtpfarrer Martin Hild (links) und Weihbischof Ulrich Boom dem neuen Gebäude den Segen. Foto: Thomas Malz
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Eine Einweihungsfeier folgt einem Muster. Es werden Reden gehalten und Dank ausgesprochen. Vielleicht lag es ja an dem viel beschworenen besonderen Geist, der an dieser Schule herrscht, dass die Einweihungsfeier des neuen BBZ ein wenig anders war. Und das lag nicht nur daran, dass die Feier wegen Corona knapp ein Jahr nach der eigentlichen Eröffnung stattfand und das Gebäude sich längst bewährt hat. Da verglich Staatsministerin Dorothee Bär (CSU) das BBZ mit dem Reichstag und kündigte an, dass Landrat Thomas Bold (CSU) den Spüldienst übernehmen werde. Da redeten der evangelische Stadtpfarrer Martin Hild und Weihbischof Ulrich Boom spontan über einen gemeinsamen christlichen Religionsunterricht: Obwohl die Festreden und Grußworte rund zwei Stunden dauerten - dabei dürfte es niemanden langweilig geworden sein.

Ein erstes Urteil

Den Reigen eröffnete Schulleiter Georg Gißler, der sich mit Pauline Beck von der Fachakademie für Sozialpädagogik und Fabian Bulheller von der Fachschule für Heilerziehungspflege zwei Studierende zur Seite gestellt hatte. Nach einem Jahr konnten die Drei ein Urteil über das neue Gebäude fällen. Und das fiel durchweg positiv aus.

"Es ist ein imposanten Gebäude, das sehr modern gebaut wurde und außerdem ein Statement für den Klimaschutz ist", sagte Pauline Beck. "Für mich ist es die modernste und am besten ausgestattete Schule, in der ich je war", fügte Fabian Bulheller hinzu. Die beiden Studierenden lobten das viele Licht und die Transparenz sowie die Ausstattung der Räume.

"Es ist ein Schulgebäude, für das wir dankbar sind", betonte Georg Gißler. "Es bietet ausgezeichnete Lern- und Arbeitsbedingungen und man spürt und sieht in jedem Raum, dass unsere Sachaufwandsträger uns eine optimale Schule zur Verfügung stellen wollten." Dafür dankte er Landrat Thomas Bold und dem Kreistag sowie Caritas-Vorstand Domkapitular Clemens Bieber und Geschäftsführer Rudolf Hoffmann von der Caritas Schulen gGmbH. Georg Gißler hob den Architekten Professor Gunther Benkert, seinen Schulleiter-Vorgänger Harry Koch, die Schulaufsicht und Bürgermeister Michael Kastl (CSU) hervor. Die Zusammenarbeit mit Projektleiter Harald Hofmann sei sehr gut gewesen: "Ich würde noch einmal ein Schulhaus mit ihnen bauen."

Diskussionen seit 1990

"Gut Ding will Weile haben", betonte Landrat Thomas Bold und erinnerte daran, dass bereits 1990 im Kreistag über die Generalsanierung des alten BBZ in Münnerstadt diskutiert wurde. 20 Jahre später seien die Überlegungen konkreter geworden, eine Untersuchung ergab: "Eine Generalsanierung wäre unwirtschaftlich, ein Neubau wirtschaftlicher. Und so fiel am 22. November 2012 die Entscheidung, eine Generalsanierung des alten BBZ nicht mehr weiter zu verfolgen", so der Landrat.

2013 ist dann die Caritas eingestiegen und hat die kommunalen Schulen übernommen, 2015 folgte ein Architekturwettbewerb, bei dem am Ende Professor Gunther Benkert als Sieger hervorging, 2018 erfolgte der Spatenstich, der Umzug erfolgte in den Herbstferien letzten Jahres. Thomas Bold nannte imposante Zahlen: 660 Lernende werden derzeit unterrichtet insgesamt ist Platz für 800 Schülerinnen und Schüler auf einer Nutzfläche von 6660 Quadratmetern. Die für den Landkreis als Bauträger wohl wichtigste Zahl. Selbst in diesen Zeiten wurde der Kostenplan eingehalten: 30,1 Million Euro waren veranschlagt, am Ende werden es 29,6 oder 29,7 Millionen Euro sein.

30 Millionen Euro seien eine große Summe. Doch Thomas Bold erinnerte an ein Zitat von Benjamin Franklin: "Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen." In Bildung zu investieren sei heutzutage kein Luxus mehr, sondern unverzichtbar. "Es geht um nicht weniger als die Zukunft unserer Kinder und damit auch um die Zukunft von uns allen als Gesellschaft und auch von unserer Region."

Fruchtbarer Boden

Man befinde sich hier auf fruchtbaren Boden, sagte Domkapitular Clemens Bieber. Jahrhundertelang hatte dieses Aral den Augustinern gehört. Jetzt biete das neue Gebäude optimale Voraussetzungen für das Erlernen von Berufen, die unsere Gesellschaft braucht. Es gehe hier aber auch um die Herzensbildung. Früher seien an dieser Stelle in den Gärten der Augustiner Früchte gewachsen. "Jetzt lernen hier Menschen, die viel Frucht bringen für unsere Gesellschaft."

Rudolf Hoffmann erinnerte daran, dass die Caritas Schulen gGmbH einen Anteil von 42,58 Prozent am Neubau hatte. Er sprach von gegenseitigem Vertrauen zwischen den Caritas Schulen und dem Landkreis Bad Kissingen. "Es ist eine Win-Win-Situation." Der Neubau sei wirklich gelungen. Er sei sicher, dass der gute Geist des alten BBZ mit ins neue Gebäude umgezogen ist.

Es habe zwar keine Kuppel, aber das neue BBZ sei so luftdurchflutet, dass es sie an den Reichstag in Berlin erinnert, sagte Staatsministerin Dorothee Bär. Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (SPD) erinnerte an ihre Zeit am alten BBZ mit seinem ganz besonderen Flair. Sie sprach vom Geist von Münnerstadt - dem familiären Klima an den Schulen.

Weil man sich ja schlecht selbst loben könne, hob Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner Thomas Bold hervor. Er habe sehr viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit dieser Neubau in Münnerstadt entstehen kann. Ohne die Caritas wäre es aber nicht möglich gewesen. Die Stadt Münnerstadt arbeite an einem Leitbild, das wohl "Bildung Soziales, Nachhaltigkeit, Kultur" lauten wird, sagte Bürgermeister Michael Kastl. Das passe ganz genau zum neuen BBZ. "Den Geist des BBZ, den gibt es wirklich", betonte er. Michael Kastl versprach, dass die Stadt die Situation weiter verbessert und eine fußläufige Anbindung des BBZ an die Altstadt schafft.

Architekt Professor Gunther Benkert freute sich über den Vergleich des BBZ mit dem Reichstagsgebäude. "Es ist schön, dass die Schule angenommen wird", sagte er und erinnerte an den Werdegang. Lernlandschaften mit Transparenz und Rückzugsmöglichkeiten sollen geschaffen und dabei der Klimaschutz beachtet werden. "Wenn Großes gelingen soll, dann geht das nur gemeinsam", sagte er und bedankte sich, dass die Bauherrn seine Ideen auch mitgetragen haben, beispielsweise was die Fassadengestaltung betrifft.

Schlüssel für gelingendes Leben

Stadtpfarrer Martin Hild und Weihbischof Ulrich Boom erteilten dem neuen Haus den Segen. "Bildung ist ein Schlüssel, oft ein Schlüssel für gelingendes Leben." Ein Grund für das Engagement der Kirchen im Schulbereich sei, dass man nirgendwo mit so vielen jungen Menschen in Berührung komme. "Gemeint ist nicht nur der Religionsunterricht, es geht um das breite Spektrum des lebenslangen Lernens." Es gehe aber nicht um vereinnahmen, "sondern weil die Botschaft von der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit Gottes allen Menschen gilt und sie nicht ein Privileg ist für einige Wenige." Die Botschaft Gottes müsse allen zuteil werden. Ob sie dann angenommen wird, liege im Ermessen des Einzelnen. Auch im Namen von Martin Hild wünschte Ulrich Boom .

Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Lehrerinnen und Schülerinnen des BBZ. Am Ende lud Personalratsvorsitzende Annette Neugebauer die Gäste ein, sich von der Kunst der Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich Ernährung und Versorgung zu überzeugen.