Die Unternehmerfamilie ist seit der Gründung die Konstante, in der nicht ganz einfachen Transport-Branche.
"Am Anfang stand das Mehl" heißt es in der Firmenchronik der Firma Seger Transporte. Das Mehl der eigenen Mühle in Brünn musste transportiert werden. Dazu schaffte Bernhard Seger einen Pferdekarren an. Das ist 90 Jahre her.Den Pferdekarren gibt es nur noch in der Chronik, heute steht eine hochmoderne Fahrzeugflotte auf dem Betriebshof. 130 Mitarbeiter sorgen dafür, dass alle Räder des Unternehmens rollen. Zu verdanken ist dies einer ganz wichtigen Konstante: Der Unternehmerfamilie. Heute wird die Firma Seger Transporte in der 3. Generation von der Enkelin des Gründers, von Christine Seger geführt. Und die vierte Generation bereitet sich bereits auf die Firmennachfolge vor.
Firmenchefin Christine Seger ist wie auch schon ihre Vorgänger, ihr Vater Theo und ihr Onkel Eustach, von klein auf in diese Aufgabe hineingewachsen. Betrieb und Familienleben gingen fließend ineinander über. Die Firma hatte Vorrang, sie war die Lebensgrundlage; das war Christine Seger und ihren vier Schwestern immer bewusst. "Wir saßen beim Mittagessen, erzählten von der Schule und mussten sofort still sein, wenn das Telefon klingelte und jemand Sand und Kies bestellte", erinnert sich die 51-jährige Firmenchefin zurück.
Erste kleinere Aufgaben in der Firma übernahm sie schon als kleines Mädchen. "Als Sechsjährige habe ich den ersten Kunden bedient und als Zehnjährige Rechnungen, damals natürlich von Hand - geschrieben". Mithelfen im Betrieb und in der Firma war ganz selbstverständlich. Sie hätte früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen, erklärt die Unternehmerin. "Und wir waren uns für keine Arbeit zu schade", ergänzt Christine Seger. So hat sie sich auch die Hände schmutzig gemacht,hat nach der Schule eine Lehre als Kfz-Mechanikerin absolviert und saß ab 1987 auch am Steuer eines Lkw. Danach folgte eine betriebswirtschaftliche Ausbildung. Als sie 2000 in die Geschäftsführung des Unternehmens einstieg, wusste sie somit genau, wie das Unternehmen lief.
Schwierig waren die Jahre, als Vater Theo Seger erkrankte. Ihre Mutter Gertrud habe für den Frieden und Zusammenhalt gesorgt, sagt Christine Seger, so dass der Wechsel von der 2. in die 3. Generation funktionierte. Dafür ist Christine Seger dankbar. Denn viele Unternehmen seien daran schon gescheitert.
So wie Christine Seger schon als Kind das Leben in einem Unternehmerhaushalt verinnerlicht hat, wurde auch den beiden Kindern Lisa (24 Jahre) und Kilian (22 Jahre) das Leben in einer Unternehmerfamilie mit in die Wiege gelegt. "Der Spielplatz war der Sandhaufen auf dem Betriebshof", betonen Lisa und Kilian Seger. Das Lieblingsspiel war "Büro" mit ausgedientem Telefon, einer alten Schreibmaschine. Sie hätten viel Zeit bei Oma und Opa, weniger Zeit mit den Eltern verbracht, sagen die mittlerweile erwachsenen Segerskinder. "Aber die Eltern waren immer da, wenn wir sie gebraucht haben", betonen sie.
Lisa und Kilian sind die vierte Generation "Seger", die in den Betrieb hineingewachsen ist. Kinder müssen da auch mal zurückstecken; diese Erfahrung haben sie wie Jahrzehnte zuvor ihre Mutter Christine gemacht. "Ich würde dennoch sagen, dass uns gerade diese Erfahrung viel mit auf den Weg gegeben hat", resümiert Lisa Seger. Kilian Seger erinnert an die Verantwortung, die sie früh gelernt hätten. Kilian und Lisa Seger schätzen diese Erfahrung und haben gleichzeitig tiefen Respekt vor der Lebensleistung ihrer Eltern.
Wie ihre Mutter haben beide früh mitgeholfen im Betrieb. Mittlerweile haben sie sich beruflich orientiert. Kilian will den Betrieb in der vierten Generation weiterführen und bereitet sich gerade darauf vor. Er macht eine Ausbildung zum Speditionskaufmann, ist wie seine Mutter schon Lkw gefahren. Die Weichen sind seit 2014 gestellt. Seitdem ist Kilian Seger auch als Gesellschafter eingetragen.
Lisa Seger hat sich für das Studium der Kommunikationswissenschaften entschieden. Dem Familienunternehmen fühlt sich sich weiter verpflichtet. Sie hilft mit, wenn sie gebraucht wird - beispielsweise bei der Vorbereitung des Betriebsjubiläums.
Die vierte Generation wird im Unternehmen ebenso mit einem ständigen Wandel konfrontiert sein, wie ihn auch Christine Seger in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. Die Transportbranche sei noch nie einfach gewesen, sagt sie. Doch der Straßenraum werde immer hektischer, die Planung immer schwieriger. "Heute wird erwartet, dass man immer erreichbar ist und immer sofort reagiert". Darauf wird man sich immer mehr im Unternehmen einstellen müssen.
Lkw-Fahrer sind gesucht
Sorgen bereitet der Unternehmerin die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Früher hätten mindestens zweimal wöchentlich Lkw-Fahrer nach einer offenen Stelle gefragt. Beliebt war der Beruf vor allem nach der Grenzöffnung. Einige der Mitarbeiter aus Thüringen, die 1989 nach der Grenzöffnung eingestellt wurden, seien heute noch im Unternehmen. So sei Wachstum möglich gewesen, meint Christine Seger.
Heute ist das anders. Es herrscht ein Mangel an Lkw-Fahrern. Deshalb bietet Seger Transporte bei der Leistungsschau zum Jubiläum auch einen eigenen Info-Stand für potenziellen Nachwuchs. Auch die Ausbildung in anderen Berufen wird im Betrieb seit Jahren gefördert.
Christine Seger betont, dass es ihr wichtig ist, dass im Unternehmen ein "offener, ehrlicher und partnerschaftlicher Umgang" gepflegt wird. Verantwortung werde schon den Auszubildenden übertragen. Dieses Vertrauen wissen auch Kilian und Lisa Seger zu schätzen. Sie können und dürfen trotz ihres jungen Alters Entscheidungen treffen und sind froh darüber.
Entscheidung für die Zukunft
Eine wichtige steht im Unternehmen an. Das Firmengrundstück sei längst zu klein für die veränderte Art des Arbeitens und die größeren Maschinen und Lkw, erklärt Christine Seger. Der Betrieb ist nach der Suche nach einem neuen Standort. Noch hofft Christine Seger, dass die Firma in Münnerstadt bleiben und die Stadt eine Fläche anbieten kann. Für Kilian Seger wird die Standortwahl die erste, zukunftsweisende Entscheidung sein, die er für das Unternehmen mittragen wird. Er dürfe und müsse mitentscheiden, sagt seine Mutter. Schließlich sei er es, der dann in Zukunft die Schuldenlast am neuen Standort abarbeiten muss.
Chronik Bernhard Seger gründete 1927 das Transportunternehmen. 1950 übernahmen Eustach und Theo Seger den elterlichen Betrieb und be nannten ihn in Bernhard Seger und Söhne um. 1953 siedelte sich der Betrieb in der Zentstraße in Münnerstadt an.Der Baustoffhandel wurde ein weiteres Standbein. 1960 kam die Müllabfuhr im offenen Kipper-Lkw hinzu. 1962 wurde die staubfreie Müllabfuhr eingeführt; im Landkreis wurde diese erst 1977 Plicht. 1969 wurde die Tankstelle von der Zentstraße in die Meininger Straße verlegt. In den Folgejahren bis heute werden alle Unternehmensbereiche verbessert und ausgebaut. 2014 erhielt das Projekt "Selbstmanagement für Auszubildende" den deutschen Bildungspreis. Seger war am Projekt beteiligt. 2015 wurde Seger für den "Großen Preis des Mittelstandes" nominiert und erreichte die Qualifizierungsstufe.
Jubiläum Zum 90-jährigen veranstaltet die Firma Seger Transporte am Sonntag, 25. Juni, ab 11 Uhr eine Leistungsschau auf ihrem Gelände in der Meininger Straße. Neben Informationen rund um die Firma stellen regionale Handwerksunternehmen ihr Angebotsspektrum vor. Geboten wird ein Rahmenprogramm mit Festbetrieb für groß und klein.