Die Ministranten kehrten zurück

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Ein aufgelöster Martin Luther (alias Pater Felix) empfing die Gruppen im großen Saal. Der Teufel sei bei ihm gewesen, und bei der Flucht habe er wichtige Passagen der deutschen Bibelübersetzung verloren. Die gelte es zu finden, sagte er den Ministrantengruppen. Fotos: Hanns Friedrich
Ein aufgelöster Martin Luther (alias Pater Felix) empfing die Gruppen im großen Saal. Der Teufel sei bei ihm gewesen, und bei der Flucht habe er wichtige Passagen der deutschen Bibelübersetzung verloren. Die gelte es zu finden, sagte er den Ministrantengruppen.  Fotos: Hanns Friedrich
Gar nicht so einfach: Ein Gesicht aus Rasierschaum malen und dann auch noch eine Tonsur rasieren - und das alles auf einem Luftballon.
Gar nicht so einfach: Ein Gesicht aus Rasierschaum malen und dann auch noch eine Tonsur rasieren - und das alles auf einem Luftballon.
 
Ministrantentreffen in Bad Königshofen Foto: Hanns Friedrich
Ministrantentreffen in Bad Königshofen  Foto: Hanns Friedrich
 
Ministrantentreffen in Bad Königshofen Foto: Hanns Friedrich
Ministrantentreffen in Bad Königshofen  Foto: Hanns Friedrich
 
Ministrantentreffen in Bad Königshofen Foto: Hanns Friedrich
Ministrantentreffen in Bad Königshofen  Foto: Hanns Friedrich
 
Ministrantentreffen in Bad Königshofen Foto: Hanns Friedrich
Ministrantentreffen in Bad Königshofen  Foto: Hanns Friedrich
 
Ministrantentreffen in Bad Königshofen Foto: Hanns Friedrich
Ministrantentreffen in Bad Königshofen  Foto: Hanns Friedrich
 

72 Ministranten aus den von Augustinern betreuten Pfarreien trafen sich erstmals in Bad Königshofen. Aus Münnerstadt kam die Hälfte.

Ein Gesicht mit Rasierschaum auf einen Luftballon malen und das mit gebundenen Händen, erraten, was in einem Stoffbeutel ist, oder ein Haus aus einem Seil bauen - das waren nur einige der Aufgaben, die bei der Traditionsveranstaltung der Augustiner im Mehrgenerationenhaus St. Michael in Bad Königshofen zu lösen waren.


Zurück in Unterfranken

Dort trafen sich am Pfingstwochenende 72 Ministranten und deren Freunde zum Augustiner-Ministrantentreffen. Nach der Schließung des Jugendhaus am Dicken Turm in Münnerstadt fand das Treffen vor einem Jahr in Berlin statt und kehrte nun wieder nach Unterfranken zurück, sagt Pater Felix Meckl OSA. Die Teilnehmer kamen zur Hälfte aus dem Münnerstädter Bereich, aber auch aus anderen Augustinerklöstern in ganz Deutschland. Die fünf Augustiner waren aus Würzburg, München, Erfurt und Münnerstadt.


Luther war Hauptthema

Es war das 14. derartige Treffen, erklärt Pater Felix im Gespräch mit unserer Zeitung und verweist auf die Zuschüsse, die notwendig sind, um solch eine Großveranstaltung zu stemmen. Neben der Stiftung der Augustiner in Deutschland ist auch der Bayerische Jugendring "mit im Boot". Das Vorbereitungsteam bestand aus 15 Personen, junge Erwachsene, die einst als Ministranten dabei waren. Im "Lutherjahr" war natürlich auch der Reformator Thema des Treffens, immerhin gehörte er einst dem Orden der Augustiner an, erklärt Pater Felix. Entsprechend gewählt war auch das Thema: "Fassungslos", bezogen auf das Pfingstwunder. In der Apostelgeschichte heißt es unter anderem "Die Jünger waren fassungslos." Eine Aussage, die gerade in die heutige Zeit passt, sagt der Pater. "Kirche und Welt geraten aus den Fugen." Entsprechend aufbereitet waren die Workshops.


"Martinade" am Samstag

Der Samstag brachte den Teilnehmern bei der "Martinade" acht Stationen, die Luther zum Inhalt hatten. Im großen Saal von Haus St. Michael wurden sie von einem völlig aufgelöstem Luther (alias Pater Felix) empfangen. Aufgeregt berichtet er davon, dass er auf der Wartburg ist und die Bibel ins Deutsche übersetzt. Plötzlich sei der Teufel bei ihm gewesen, und auf der Flucht vor ihm habe er wichtige Übersetzungen verloren. Die müssten wieder gefunden werden.


Nach dem Teufel geworfen

Auf die Jugendlichen warteten dazu einige nicht ganz leichte Aufgaben. Da galt es mit einem nassen Schwamm die Mitte einer Zielscheibe zu treffen, in Erinnerung daran, dass Luther mit dem Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben soll. Mit einer Bibel, die zwischen die Knie geklemmt war, galt es einen Parcours zu überwinden, und Glühbirnen mussten gefunden und in Fassungen geschraubt werden.
Ein Luftballon, Rasierschaum und ein Einwegrasierer warteten am Marktplatz auf die Jugendlichen. Sie sollten auf einem Luftballon mit Rasierschaum ein Gesicht malen und dabei auch die Haare nicht vergessen. Warum? Das erfuhren sie sofort, denn sie mussten mit einem Einwegrasierer eine Tonsur, den sogenannten Mönchskranz, in den Schaum rasieren, ohne dass der Luftballon platzte. Erschwerend kam hinzu, dass zum Beispiel die Hände gebunden waren.


Sakrale Gegenstände ertasten

War das geschafft, gab es ein Beweisfoto, und es ging weiter zur Stadtpfarrkirche. Dort lagen verschiedene Stoffsäckchen mit kirchlichen Gegenständen, die erraten werden mussten. "Es ist aufklappbar und hat, glaube ich, Beine ... Es ist länglich und hat eine Kugel ... Fühlt sich an wie ein kleiner Löffel." Das "Aufklappbare mit Beinen" entpuppte sich als Stola, der längliche Gegenstand mit Kugel als "Weihwasserstreuer", also als Aspergill, Weihrauchfass und Weihrauchlöffel waren korrekt erraten. Ein Haus aus einem Seil bauen? Zunächst ratlose Gesichter, dann aber war schnell klar, wie man aus dem langen Seil die Aufgabe lösen könnte. Handicap dabei: Diesmal waren einem Teilnehmer die Füße gebunden, so dass er sich nur hüpfend fortbewegen konnte. Wer das Seil an einer Stelle angefasst hatte, durfte es auch nicht mehr vor dem Ende der Aufgabe los lassen.


Erinnerung an Kutschfahrt

An Luthers Kutschfahrt erinnerte ein weiterer Parcours. Hier galt es leere Streichholzschachteln mit einem Strohhalm über einen Parcours zu blasen. Schließlich ging es zurück ins Mehrgenerationenhaus, wo die Gruppe die Gebäude und Sehenswürdigkeiten, die sie auf der "Martinade" in Bad Königshofen gesehen hatten, der Reihenfolge nach wieder zusammen stellen sollte. Eine, wie sich herausstellte, nicht gerade leichte Aufgabe. Der Nachmittag sah die Teilnehmer bei verschiedenen Workshops aber auch beim Basteln von Schmuck.
"Alles heilig, oder was?" hieß es am Sonntagmorgen, bevor am Nachmittag Neigungsgruppen angeboten wurden. Der Pfingstmontag schließlich sah einen gemeinsamen Gottesdienst in der Wallfahrtskirche von Ipthausen vor, bei dem die Messdiener allesamt in ihrer liturgischen Kleidung ministrierten.