Die neue Schneckenpresse entwässert seit einigen Tagen den Klärschlamm der Kläranlagen von Poppenlauer und neuerdings auch von Münnerstadt. Der Vertrag zwischen dem Abwasserzweckverband und der Stadt Münnerstadt ist noch nicht unter Dach und Fach.
Auf dem weitläufigen Gelände der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Obere Lauer nördlich von Poppenlauer steht seit einigen Monaten eine dritte Halle. Sie schützt eine sogenannte Schneckenpresse, die neu angeschafft wurde und den Klärschlamm der Kläranlagen von Poppenlauer und neuerdings auch von Münnerstadt entwässert.
Seit einigen Tagen produziert die Anlage schon eine schwarze Substanz, die Laien vom Aussehen her mit Kohle aus dem Kohlenkeller verwechseln könnten. Brennbar ist sie allerdings nicht, denn sie enthält noch immer 70 Prozent Wasser, und außerdem ist sie nicht geruchlos wie Kohle. Alles in allem hat die neue Anlage eine gute halbe Million Euro gekostet, die die Mitgliedsgemeinden als Umlage aufbringen müssen.
Entwässern immer teurer
Die Kläranlage in Poppenlauer produziert pro Jahr etwa 8000 Kubikmeter Klärschlamm mit einem Wassergehalt von etwa 97,5 Prozent. Früher wurde er als Düngemittel in der Landwirtschaft geschätzt, doch das ist heute wegen strenger Vorschriften kaum noch möglich. Alle paar Monate kam bisher ein externer Dienstleister, der diesen Klärschlamm mit seiner mobilen Presse entwässerte. Dann wurde die entwässerte Substanz in ein Zementwerk nach Karlstadt gebracht - allerdings nicht etwa als Brennstoff, sondern als Kühlmittel bei der Verbrennung. "Das Entwässern wurde von Jahr zu Jahr teurer", erklärte der Maßbacher Bürgermeister Matthias Klement (CSU), der gleichzeitig Verbandsvorsitzender des Abwasserzweckverbandes Obere Lauer ist, bei einem Ortstermin.
Ähnliche Probleme hatte die Stadt Münnerstadt. In deren Kläranlage fallen pro Jahr etwa 3500 Kubikmeter Klärschlamm an, die ebenfalls gepresst und dann entsorgt werden müssen. Münnerstadt ist sowieso Mitglied im Abwasserzweckverband Obere Lauer, da die östlichen Stadtteile an dessen Kläranlage angeschlossen sind. Das Abwasser der beiden westlichen Stadtteile Burghausen und Reichenbach allerdings wird in der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Saale-Lauer in Hohenroth geklärt.
Wie funktioniert die Schneckenpresse?
Insgesamt rund 11.500 Kubikmeter Klärschlamm (Münnerstadt eingeschlossen) werden nun pro Jahr in der neuen Schneckenpresse von einem Teil ihres Wassergehaltes befreit. Von außen ist nicht zu erkennen, wie sie funktioniert. Auf der Internet-Seite des Herstellers Leiblein GmbH Hardheim heißt es (etwas verkürzt) "Im Wesentlichen besteht die Schneckenpresse aus einer innenliegenden Schneckenwelle mit einer ummantelten Siebtrommel bzw. einem Siebzylinder. Der geflockte Schlamm wird in die Siebtrommel gepumpt. Die Schnecke rotiert und fördert so den Schlamm in Richtung des Schlammaustrags, wo sich ein Widerstand (Gegendruckkonus) befindet, gegen den der Schlamm gepresst wird. Dabei wird das Filtrat durch den umliegenden Siebmantel gedrückt. Das Filtrat läuft über einen Filtratablauf ab. Je weiter der Schlamm nach hinten, also in Richtung des Widerstands transportiert wird, desto größer ist die Volumenreduktion, und desto höher ist der Druck auf den Schlamm. Dadurch wird noch mehr Flüssigkeit aus dem Schlamm gepresst, die als Filtrat abläuft. Zum Schluss verlässt der entwässerte Schlamm die Schneckenpresse über den Schlammaustrag".
Unbeaufsichtigt laufen
Die Anlage wird vollelektronisch gesteuert und kann unbeaufsichtigt rund um die Uhr laufen, zumal sie sich bei einem Defekt automatisch abschaltet. Übrig bleibt schließlich die schon erwähnte schwarze Masse. Wenn sich wieder genügend angesammelt hat, wird sie abtransportiert. Wohin? Das soll in nächster Zeit neu ausgeschrieben werden. Insgesamt hat die neue Anlage 506.000 Euro gekostet, davon Bautechnik 189.000 Euro, die Halle 65.000 Euro, Elektroinstallationen 27.000 Euro, Rührwerke 11.000 Euro und schließlich die eigentliche Schneckenpresse 214.000 Euro.
Finanziert wird die Schlammentwässerungsanlage über eine Investitionsumlage, die alle Mitgliedsgemeinden zahlen müssen. Sie richtet sich nach der Zahl der am Jahresende der letzten fünf Jahre an die Kläranlage angeschlossenen Einwohner mit Erstwohnsitz. Größter Zahler ist der Markt Maßbach mit 32,91 Prozent, gefolgt vom Markt Stadtlauringen mit 30,29 Prozent, der Stadt Münnerstadt mit 15,74 Prozent, Thundorf in Unterfranken mit 7,82 Prozent, Üchtelhausen mit 11,67 Prozent und schließlich Sulzfeld mit 1,57 Prozent.