Nach genau 40 Jahren schließt die Metzgerei Klöffel am Münnerstädter Marktplatz. Der Pachtvertrag läuft zum Jahresende aus. Eine Verlängerung für weitere fünf Jahre kam für Inhaberin Sabine Klöffel nicht mehr in Frage.
Es fehlen gerade einmal zwei Tage. Am 2. Januar 1982 übernahmen Sabine und Siegfried Klöffel die frühere Metzgerei Fuchs am Marktplatz. Am 31. Dezember 2021 wird Sabine Klöffel ihre Metzgerei schließen. Zwei Tage später hätte sie 40-jähriges Jubiläum feiern können. Aber daraus wird nichts mehr. Sabine Klöffel macht Schluss. Endgültig. Am Samstag, 24. Dezember, ist der letzte normale Öffnungstag. In der Woche zwischen Weihnachten und Silvester bleibt der Laden für den Reste-Verkauf offen, während sie und ihr Personal die Metzgerei ausräumen. Am 31. Dezember muss alles raus sein. "Dann ist Schicht im Schacht", sagt Sabine Klöffel.
Als sie mit ihrem Mann die Metzgerei übernommen hat, war Sabine Klöffel gerade einmal 21 Jahre alt. "Es ging erst langsam los, dann kam der Party-Service dazu." Viele Feierlichkeiten und Feste in der Umgebung hat die Metzgerei Klöffel beliefert. Die berühmten "Winner Haxn", die es beim Vatertagsfest in Windheim gibt, stammen aus der Metzgerei Klöffel, sie haben schon das Reitturnier in Großbardorf beliefert, und es gibt keinen Markttag in Münnerstadt, an dem nicht die "Mürschter Nägel" verkauft werden und, wenn es kalt ist, auch noch grüner Glühwein. Die Metzgerei Klöffel ist eine feste Institution in Münnerstadt, die eigentlich nicht wegzudenken ist. Obwohl auf zwei Plakaten deutlich auf die Schließung aufmerksam gemacht wird, fragen die Kunden immer wieder nach. "Sie wollen es halt nicht wahr haben", sagt Verkäuferin Kerstin Krisam. Aber es ist wahr.
"Wir machen die fünf Jahre noch, dann ist Schluss." So hatte sie sich mit ihrem Mann vor fünf Jahren verständigt. Aber es kam anders. Siegfried Klöffel wurde 2019 krank, weshalb Sabine Klöffel stärker in die Produktion eingriff und nur noch selten im Laden stand. Siegfried Klöffel ist im Februar dieses Jahres verstorben.
Großes Lob für das Team
Das Ende ihrer Metzgerei bedeutet natürlich auch den Arbeitsplatzverlust für die Angestellten. "Mein Team ist top", sagt sie und bezieht das auf die "Mädels im Geschäft" und die Metzgerinnen und Metzger in der Produktion gleichermaßen. "Hut ab vor dem, was sie in den letzten zwei Jahren geleistet haben." In den vier Jahrzehnten haben die Klöffels unzählige Metzger und Verkäuferinnen ausgebildet, manche sind geblieben, etliche seit vielen Jahren im Geschäft. Alle Angestellten mussten sich bereits beim Arbeitsamt melden. "Die Nachfrage ist da, ich bin zuversichtlich dass alle wieder einen Arbeitsplatz finden", meint Sabine Klöffel. Das sich die Angestellten auch.
Aber einfach ist das alles nicht. "Das wird ein tränenreicher Dezember für uns, die Mädels und die Kunden", sagt sie. Denn es gebe einen Unterschied zwischen so einer Metzgerei und einem Kühlregal mit Wurstwaren im Supermarkt. "Das Menschliche fehlt", ist die Metzgermeisterin überzeugt. Im Laden reden die Kunden auch mal mit der Verkäuferin über ihre Probleme.
Noch ist es nicht wo weit, noch hat das Team einiges vor. "Mit Pauken und Trompeten" will die Metzgerei sich beim Weihnachtsmarkt am Sonntag, 28. November, von den Münnerstädtern verabschieden. Es gibt Mürschter Nägel, grünen Glühwein und Bruzzelich. Der Beiname "die etwas andere Metzgerei" soll in Erinnerung bleiben.
Sabine Klöffel spricht von einem weinenden und einem lachenden Auge, wobei man spürt, dass das weinende derzeit überwiegt. Denn es gibt da noch ein kleines Problem: "Ruhestand ist nichts für mich", sagt die 61-Jährige. "40 Jahre hatte ich immer mit Leuten zu tun, ich kann mir nicht vorstellen, ständig zu Hause zu sitzen." Und so kommt Sabine Klöffel zu dem Schluss: "Ich werde mir eine Beschäftigung suchen."
Ich kann diese Euphorie überhaupt nicht verstehen. Ich fand das Personal nicht besonders freundlich, oft ungeduldig und die Ware teuer. Der Laden alt, kalt und eng und da wurde auch nie mal etwas Geld investiert. Hier scheint an so manchen Stellen die Zeit stehen geblieben zu sein und nicht immer zum Besten. Viele der Alteingesessenen verhalten sich nach wie vor wie die selbsternannte Ordnungshüter, leben in ihren Einfamilienhäusern, kennen sich untereinander und tun alles, damit sich nichts ändert. Ich bin nur eine Zugezogene und bin froh, wieder von hier weg zu sein. Diese ewige Reglementierung wegen Nichtigkeiten gegenüber Zugezogene, obwohl sie sich selbst all diese Freiheiten nehmen können, erinnert eher an die 50iger Jahren, während der Lokaljournalismus weiterhin nostalgische Texte schreibt. Während sich die Ex-DDR positiv und die Menschen dort sich weiterentwickelt haben, erlebt man hier ein Deja-vu aus längst vergangenen Zeiten.