Vor 50 Jahren unterzeichneten Oberbürgermeister Hans Weiß und Bürgermeister Alfred Müller den Vertrag über die Wasserlieferungen. Das lief nicht immer ganz harmonisch.
"Wie zu einer Trauung war gestern der Rathaussaal geschmückt", war im Mai 1970 in der Zeitung zu lesen. Streng genommen war es auch eine Verbindung, die die Städte Bad Kissingen und Münnerstadt im Mai 1970 eingingen. Und diese Beziehung hält nun schon 50 Jahre, länger als so manche Ehe. Aber wie beim Bund fürs Leben hat es gute und auch schlechte Zeiten gegeben. Anders ist allerdings, dass die Zweckvereinbarung zur Sicherstellung der Wasserversorgung immer mal wieder erneuert werden muss.
Die Anfänge liegen aber noch viel weiter zurück. Schon 1914 war den Bad Kissinger Stadtvätern klar geworden, dass sie mit der Liebeskindquelle die Wasserversorgung nicht langfristig aufrecht erhalten können. Deshalb gaben sie ein Gutachten beim Zivilingenieur Haßold in Nürnberg in Auftrag. Der sollte neuer Wassergewinnungsgebiete erkunden. Ins Auge gefasst wurde eine Hochquellenleitung aus der Vorrhön, eine Hochquellenleitung aus dem Sinngrund bei Oberbach und eine Wassergewinnung im Talgrund bei Münnerstadt mit Hebewerk.
Wasser passt zusammen
Der Zivilingenieur entschied sich für Münnerstadt, einerseits, weil die Erschließungskosten recht günstig wären und vor allem, weil das Wasser ebenso wie die Bad Kissinger Quellen aus Muschelkalk kommt und somit gut mischbar wäre. Es gingen allerdings noch ein paar Jahre ins Land, bis der Kaufvertrag zwischen einem Münnerstädter Landwirt und der Stadt Bad Kissingen notariell beglaubigt war. Das war im August 1962. Für viele Münnerstädter war der Verkauf ein Skandal.
Es folgten erste Pumpversuche um zu schauen, ob sich die Wasserentnahme auf die Fließgewässer auswirken. Dann sperrte sich die Stadt Münnerstadt, weil sie die eigene Wasserversorgung gefährdet sah. Die Stadt Bad Kissingen kam dem entgegen, es wurde eine Leitung zwischen den nah beieinander liegenden Brunnen gebaut, um Münnerstadt notfalls mit Wasser aus den Bad Kissinger Brunnen versorgen zu können. Darauf genehmigten die Stadträte die vorläufige Wasserentnahme, die zunächst auf ein Jahr befristet war. Bei der Vertragsunterzeichnung hob Hans Weiß hervor, dass von keiner Seite versucht worden sei zu mogeln und es zu einem fairen Vertrag gekommen sei.
Ein Jahr später wurde die Förderung von Wasser für Bad Kissingen aus dem Tal aufgenommen. Die wasserrechtliche Genehmigung, beinhaltete ganz genauer Regelungen bezüglich der Entnahmemenge. Nicht mehr als 160 Liter in einer Sekunde, 10 000 Kubikmeter an einem Tag und 750 000 Kubikmeter in einem Jahr durften es sein.
Vereinbarung geschlossen
Schon damals war klar, dass diese Jahresmenge nicht ausreichen wird. Gleichzeitig stand die Gebietsreform ins Haus. In Münnerstadt war schon beschlossen, dass künftig einige neue Stadtteile im Osten von der Münnerstädter Gruppe mit Wasser aus dem Tal versorgt werden. Weil die Bad Kissinger aber absehbar ebenfalls mehr Wasser aus den neuen benachbarten Brunnen im Tal brauchten, wurde vor 50 Jahren die Vereinbarung zur Sicherstellung der Wasserversorgung der Stadt Münnerstadt von beiden Städten unterzeichnet.
Darin war geregelt, dass die Stadtwerke Bad Kissingen die Münnerstädter mit Wasser mitversorgen, falls der Bedarf steigt, die Schüttung der Münnerstädter Quellen abnimmt oder beides eintritt. Oder auch, wenn ein anderer nicht von der Stadt Münnerstadt zu vertretender Grund die Wasserversorgung beeinträchtigte. Die Wasserlieferung sollte zum Selbstkostenpreis erfolgen.Und das wurde zum Problem.