Standing ovations für die Büttenredner Rosina Eckert und Wilhelm Schmitt: Der Auftritt beim Kolpingfasching war der letzte.
Gut vier Stunden buntgemischte Unterhaltung mit Garde-Auftritten, Sketchen und Büttenreden - das boten die beiden Faschingssitzungen des Kolping-Elferrates im ehemaligen Jugendhaus. Das Motto "es war einmal" sehr wörtlich genommen haben Rosina Eckert und Wilhelm Schmitt. Beide zählen zum Urgestein des Mürschter Faschings und stehen seit Jahrzehnten in der Bütt. Ihre scharfsinnigen bis scharfzüngigen Beiträge sind bei den einen beliebt, bei den anderen berüchtigt. Sie kündigten an, dass ihre diesjährigen Auftritte die letzten waren. Mit stehenden Ovationen wurden sie verabschiedet.
Gassenhauer Hallenbad
Über das Motto "Es war einmal" philosophierte Sitzungspräsident Andreas Albert bei der Begrüßung der Gäste, unter denen bei der Premiere am Samstag der zweite und der dritte Bürgermeister, Andreas Trägner und Axel Knauff sowie mehrere Stadträte waren. Das Hallenbad und die Disco fielen ihm ein, die nicht mehr sind, aber auch die Klosterschule und das Studienseminar und die vielen Geschäfte in der Innenstadt.
Die zwölf jungen Damen der Elferratsgarde, trainiert von Monika Petsch, begeisterten danach das Publikum mit ihrem Marsch. Auch ganz zum Schluss kamen sie nochmals als Mexikanerinnen. Die junge Katharina Mayer suchte als Faschingsprinzessin den passenden Prinzen, "denn ohne Prinz, das ist ja klar, gibt's eben auch kein Prinzenpaar." Sie schaute sich im Elferrat um, aber keiner konnte ihr Recht machen - "na ja, dann bleib ich halt allein, weil mir doch sowieso kein Mann jemals das Wasser reichen kann."
EU, Brexit und der Kahlschlag an der Lauer
Auch Wilhelm Schmitt nahm sich als Mürschter Nagel das Motto "Es war einmal" vor die und blickte dabei bis ins Weiße Haus nach Washington: der Präsident dort war mal ein Mann mit Renommee, aber es war einmal. Über die EU, den Brexit und die Regierungsbildung in München landete er natürlich in Münnerstadt und schaute sich die zahlreichen Bäume an, die zum Hochwasserschutz entlang der Lauer gefällt worden waren: "Sankt Bürokratius ließ es krachen, es war einmal." Vergangenheit sind auch Arbeitsplätze bei Remog, fürchtet er: "denn, wenn man investiert im Osten, nimmt man in Kauf, dass ausgeht ‚ 's Licht ... Hauptsach‘ ist, die Kohle stimmt, alles and're ist egal." Und er wundert sich über die Haltung mancher Stadträte zum Hallenbad: "eins will in diesen Kopf nicht rein, dass Eltern von drei, vier, fünf Kindern bleiben bei ihrem sturen Nein, um die Sanierung zu verhindern."
Zweifelhaftes Lob
Auch die Bürgermeisterwahl wirft schon ihre Schatten voraus. Stadtrat Michael Kastl hat bekanntlich Interesse angemeldet. Wilhelm Schmitts Kommentar dazu: "wenn Helmut lobt den Michael, oder vielleicht auch umgekehrt, dann muss ich mich schon reichlich quäl‘, um zu erkennen, was ist's wert. Denn auch Seehofer und Söder machen auf Kollegialität ..."
Die Sternchengarde, die von Christina Skuppin und Sophia Gopp trainiert wird, entführte die Besucher mit ihrem Schleiertanz in den Orient, viel Applaus war den jungen Mädchen sicher. Edi Schmitt stellte die Besucher zunächst vor ein Rätsel, denn "in letzter Zeit, da denk ich bloß, wie werde ich meine Alte los." Doch es war "nur" eine alte Kutsche, die von einem alten Gaul gezogen wird. Er kommentierte auch das Volksbegehren "rettet die Bienen". Die Unterzeichner hätten das Kleingedruckte nicht gelesen. Jeder solle nun im Monat ein Glas Honig kaufen und ein Insektenhotel bauen sowie zehn Prozent der Fläche im Garten verwildern lassen.
Caramba!
Um die halbe Welt reiste Rita Schmitt, um den richtigen Mann zu finden. Sie landete in Südamerika, wurde Miss Brasil und dann nach Münnerstadt geschickt, weil es dort den besten Frankenwein haben soll. "Caramba, mir kocht der Blut, ist dieses Gesöff hier gut" stellte sich schnell fest. Sie wunderte sich "schwimmen tun wir viel und gern im Meer und ihr gebt euer Hallenbad her."