Mosaikstein der Badgeschichte

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Foyer des Siebener Badehauses in den 1960er Jahren. Foto: Stadtarchiv
Foyer des Siebener Badehauses in den 1960er Jahren. Foto: Stadtarchiv
Frieda Geppert (Mitte) mit ihren Töchtern Almuth Bauer (links) und Petra Betz. Foto: Julia Raab
Frieda Geppert (Mitte) mit ihren Töchtern Almuth Bauer (links) und Petra Betz.  Foto: Julia Raab
 
Das Mosaik aus dem Badehaus ziert heute noch recht unscheinbar ein Häuschen am Rande des Siebener Parks. Foto: Julia Raab
Das Mosaik aus dem Badehaus ziert heute noch recht unscheinbar ein Häuschen am Rande des Siebener Parks.  Foto: Julia Raab
 

Frieda Geppert, die letzte Badefrau im Siebener Park, erinnert sich. Während der Saison arbeitete sie oft von früh bis spät.

Das Mosaik im Siebener Park wird Ende August an einen sicheren Ort gebracht: Die Sommerhalle in der Georgi-Kurhalle wird das neue Zuhause für das geschichtsträchtige Stück. Doch nur wenige wissen um die Herkunft und Bedeutung für die Stadt Bad Brückenau. Einst hing es am Empfang des ehemaligen Badehauses im Siebener Park, das im Jahre 1983 endgültig die Tore schloss.
Frieda Geppert (geborene Schön) sitzt auf ihrem Balkon im Seniorenwohnheim und erinnert sich an die Arbeit im Badehaus. "Wir waren drei Schwestern", erzählt sie. Über 30 Jahre hat die heute 87-Jährige im Siebener Park zusammen mit ihren Schwestern als Badefrau gearbeitet. Zuerst habe sie nur Wasser an einer der beiden Quellen ausgeschenkt. Das war die Stahlquelle. "Von der Schwefelquelle konnte man sich einfach nehmen", ergänzt ihre Tochter Petra Betz, die sich heute um ihre Mutter kümmert. Schließlich wurde sie zur Badefrau "befördert", wie bereits ihre beiden Schwestern Erna Buchta und Anneliese Seban.


Die Letzte ihres Standes

Frieda Gebbert ist die letzte der drei Badefrauen aus dem Siebener Park, die noch von ihrer Arbeit im Badehaus erzählen kann. Und ihre beiden Töchter natürlich, die "fast dort aufgewachsen sind", versichern Petra Betz und Almuth Bauer. "Es war wie unser zweites Wohnzimmer", fügt ihr Bruder Ulrich Geppert hinzu, der heute - ganz in der Tradition seiner Mutter - im Siebener Park eine therapeutische Einrichtung mit Physiotherapie, Heilbädern und Kurleistungen leitet.
Vom Bau des Badehauses im Jahre 1906 an bis zum Jahre 1983 verordneten Kurärzte Patienten mit rheumatischen Beschwerden Bäder mit Schwefel- oder Stahlwasser der Siebener und Winterteich Quelle sowie Moor-Anwendungen. 1998 wurde das Badehaus, in dem die drei Schwestern bis zu dessen Schließung arbeiteten, abgerissen. Zur 100-Jahr Feier der Quellerschließung im Jahre 2006 wurden das Areal um den Siebener Sprudel neugestaltet und ein Denkmal zur Erinnerung an die Geschichte des Parks aufgestellt.
Der Bäderbetrieb begann am Empfang des Badehauses, über dem das Mosaik thronte. In den Kabinen wurden die im Boden eingelassenen Wannen mit Bädern aus den beiden Quellen gefüllt, je nach Verordnung. Heißer Dampf erhitzte das Wasser direkt in den Wannen auf die gewünschte Temperatur. Das Moor für die Moorbäder kam per Lastwagen aus der Hochrhön, abgeladen wurde es im Maschinenbereich in einen großen Bottich. Die hauseigene Moormühle mahlte das Moor durch und erhitzte es. "Das warme Moor wurde in fahrbare Moorwannen eingefüllt und in die Kabinen geschoben", erinnert sich Frieda Geppert.


Helferin der Patienten

Die Badefrauen halfen den Patienten bei Bedarf in die Wannen, legten ihnen die Handtücher zurecht und reinigten schließlich die Wannen für den nächsten Gast. Nach den Anwendungen durften sich die Patienten in einem separaten Ruheraum ausruhen. "Einmal in der Woche, am Samstag, gab es auch Reinigungsbäder für die Brückenauer", erinnert sich Frieda Geppert, da es in vielen Haushalten noch keine Duschmöglichkeiten gab, so ihre Tochter Petra Betz.


Kindheitserinnerungen

Während der Kursaison vom Frühjahr bis in den Herbst arbeiteten die Badefrauen oft von früh bis spät, so dass die Kinder ihre Nachmittage dort verbringen mussten. "Im Winter gingen sie stempeln", erzählt Dieter Seban, Sohn von Anneliese Seban. "Mit den fahrbaren Wannen sind wir Kinder damals durch das Badehaus gesaust, wenn kein Betrieb war", erinnert sich Seban an seine Kindheit. Nach der Schule sei er mit seinen Cousinen im Ruheraum des Badehauses gesessen und habe Schulaufgaben gemacht.
Als Kinder der Badefrauen haben sie natürlich oft von dem Wasser getrunken, das eine anerkannte Heilwirkung hat. "Das Wasser hat uns alle jung gehalten", sagen die Töchter von Frieda Geppert lachend. Erst im letzten Jahr wurde ein Gutachten erstellt, das die hervorragende Qualität des Wassers bestätigte. Heute ist das Wasser der Sieberner Quelle frei zugänglich in der Straße zur Therme Sinnflut. In der Therme wird es ebenfalls in einigen Becken verwendet sowie in der Physiotherapiepraxis von Ulrich Geppert, der die Tradition seiner Mutter und Tanten am Leben hält.


Blick in die Geschichte

Anfang des 20. Jahrhunderts hatten sich sieben verwandte oder verschwägerte Männer aus Bad Brückenau zusammengeschlossen, um nach einer Quelle zu bohren. Wenige Monate später, im Mai 1906, zahlte sich die harte Arbeit aus, und die erste Schwefelquelle kam zu Tage. Sie nannten die Quelle "Siebener Sprudel". Mit einer Schüttung von 700 Minutenlitern war das ein richtiger Erfolg für die Männer. Doch sie bohrten weiter, da sie auf eine stahlhaltige Quelle gehofft hatten und fanden wieder einige Monate später die Stahlquelle, die sie "Winterteich Sprudel" nannten. Ein florierender Betrieb entstand, doch der Erste Weltkrieg, Inflation und Weltwirtschaftskrise führten auch beim Bäderbetrieb zu schlimmen Rückschlägen.


Blütezeit nach dem Krieg

Erst 1939, nach vielen Jahren der Krise, als es wieder bergauf ging, kaufte die Stadt den "Siebener Sprudel". Die Zahl der Anwendungen nahm nach dem Zweiten Weltkrieg enorm zu, und das Badehaus wurde 1966 modernisiert. Beim Ausbau brachte man das berühmte Mosaik von Fritz Otto Kaufmann im Eingangsbereich an.


Fortlaufende Arbeiten

Im Jahr 1978 wurde der Siebender Sprudel saniert, doch auch das hielt die Schließung des Badehauses nur wenige Jahre später - im Jahre 1982 - nicht auf. 1998 wurden das Badehaus abgerissen und der Park um den Siebener Anfang 2003 durch Sanierungsarbeiten an der Quelle und zwei Jahre später durch Neubohrung und Neugestaltung des Areals zum 100-jährigen Bestehen in seinen jetzigen Zustand versetzt.