Mehr Leben nach Hammelburg bringen

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Sorge bereitet den Hammelburger Geschäftsleuten die Schließung von Läden in der Bahnhofstraße. Foto: Markus Reeh
Sorge bereitet den Hammelburger Geschäftsleuten die Schließung von Läden in der Bahnhofstraße. Foto: Markus Reeh

Viele Geschäftsleute sehen die wirtschaftliche Entwicklung in Hammelburg mit Sorge. Der Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing (VWS) hofft auf diverse Projekte, um dem Trend gegenzusteuern.

Rund zehn Prozent der Einzelhändler und Gastronomen erwarten in den nächsten drei bis fünf Jahren eine eher positive Entwicklung. Knapp 30 Prozent glauben hingegen, dass die Lage eher schlechter wird. Die übrigen gehen davon aus, dass es in etwa so bleibt, wie es ist. Das ergab eine Befragung heimischer Gewerbetreibender durch die Firma GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung). Hintergrund ist die Erstellung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK).

"Ich glaube, dass die Stimmung, insbesondere in der Innenstadt, mittlerweile noch etwas schlechter geworden ist", erklärt VWS-Vorsitzender Sebastian Hose auf Anfrage und verweist auf die zwischenzeitliche Schließung von diversen Läden in der Bahnhofstraße.


Spezielle Angebote wichtig

Laut Befragung ist für die Geschäftsleute die Hammelburger Bevölkerung die mit Abstand wichtigste Kundengruppe. Der Anteil der Käufer aus dem Umland liegt bei etwa einem Drittel. Insbesondere spezielle Angebote von Fachgeschäften locken die Menschen in die Stadt. "Viele Kunden verbinden ihren Einkauf auch mit Arztbesuchen und Behördengängen", weiß Hose auch aus Gesprächen mit VWS-Mitgliedern. Daher sei es unabdingbar, solche Einrichtungen in der Innenstadt zu halten.

Touristen sind vor allem für die gastronomischen Betriebe von Bedeutung, spielen für den Umsatz in Einzelhandel und Dienstleistung jedoch eine untergeordnete Rolle. "Die Weiterentwicklung des Tourismus ist für Hammelburg aber ganz wichtig, auch der Einzelhandel kann noch stärker profitieren", ist der VWS-Chef überzeugt.

"Stadt braucht Parkleitsystem"

Bei der Beurteilung der Verkehrs- und Parkplatzsituation gaben die Gewerbetreibenden auf einer Skala von 1 bis 5 die beste Note mit einer 1,8 für die Erreichbarkeit mit dem Pkw. Ebenfalls noch als gut bewerteten sie die Lage der Parkplätze zu den Geschäften (2,2) und das Angebot an Stellflächen (2,3). "Am schlechtesten schnitt indes der Punkt Verkehrsführung ab, für den es nur eine 3,8 gab", hat Stadtplaner Jan Vorholt vom GMA-Büro München bei der Befragung herausgefunden.

Diese Einschätzung teilt auch Sebastian Hose. "Die Stadt braucht unbedingt ein Parkleitsytem und eine bessere Verkehrsführung, damit Ortsunkundige gleich wissen, wo sie wie lange und zu welchen Tarifen ihr Auto abstellen können", meint er. Hier könnte auch der VWS einen Beitrag leisten und zum Beispiel ein Faltblatt für Kunden herausgeben.

Stärken und Schwächen

Hammelburg hat natürlich auch seine Stärken. "Die sehen die Geschäftsleute unter anderem in den kurzen Wegen, dem Service und dem persönlichen Kontakt zu den Kunden sowie in der Weinstadt und ihrer reizvollen Landschaft", erklärt Jan Vorholt. Als Schwächen haben sie zum Beispiel die fehlende Verbindung zwischen Fachmarktzentrum und Innenstadt benannt, den Rückgang der Besucherfrequenz und den Zustand der Bahnhofstraße. "Zudem sind sie der Meinung, der Viehmarkt könnte mehr genutzt und die Kompetenz der Fachleute, zum Beispiel des VWS, öfter eingebunden werden", führt der Stadtplaner weiter aus.

Auch Sebastian Hose wünscht sich Änderungen am Viehmarkt: "Er sieht derzeit schlimm aus und sollte attraktiver gestaltet werden. Hierbei könnte durchaus auch ein Teil der Parkplätze wegfallen."
Als zentrale Projekte zur Belebung der Innenstadt wurden schon im vorigen Jahr die Einführung eines Wochenmarktes, die Weiterentwicklung der Tourist-Information und eine Service-Offensive diskutiert. Auch die Etablierung eines "Kümmerers" beziehungsweise Innenstadtmanagers mit mindestens 20 Arbeitsstunden in der Woche war ein Thema. "Ein Kümmerer sollte dann aber auch die Möglichkeit haben, Projekte durchzusetzen", macht der VWS-Vorsitzende deutlich.

Die vom Stadtrat bereits beschlossene Einführung eines Wochenmarktes ab diesem Frühjahr begrüßt er: "Ich bin mir sicher, dass er mehr Besucher in die Stadt bringt, und ich hoffe, dass auch die Skeptiker noch überzeugt werden können." Die Tourist-Info sollte größer und attraktiver sowie barrierefrei zugänglich sein und nicht wie jetzt über eine Treppe. Zudem hofft der VWS-Chef auf touristenfreundlichere Öffnungszeiten.