Loriot bleibt unsterblich

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Die Ente bleibt draußen: Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Dr. Klöbner in der Badewanne. Fotos:Klaus Werner
Die Ente bleibt draußen: Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Dr. Klöbner in der Badewanne. Fotos:Klaus Werner
Liebe im Büro
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Das weiche Ei
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Eheseminar
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Vertreterbesuch
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Zum 90. Geburtstag des Humoristen Victor von Bülow ernteten "Loriots dramatische Werke" im Kurtheater begeisterten Applaus.

Bad Kissingen — Ein unterhaltsames Schelmenstück präsentierte das Ensemble der Komödie im Bayrischen Hof zu München mit "Loriots dramatische Werke" im Kurtheater. Humorvoll, unterhaltend, spritzig, erfrischend - die Szenen aus dem umfangreichen Schaffen von Victor von Bülow hatten alle Attribute, die man sich nur wünschen kann.
Die Begeisterung wie auch der Applaus waren grenzenlos.
Woran liegt es wohl, dass Loriots kleine Alltagsdramen die Menschen begeistern, zum Lachen bringen und gleichzeitig zum Nachdenken anregen? Es ist Otto Normalverbraucher, den er zu Wort kommen lässt, den er in Situationen versetzt, die einem vertraut sind, die man sich vorstellen kann. Mit dem Gespür für die Sprache und für das Komische des Augenblicks lässt es Loriot in seinen Cartoons und Sketchen so richtig "zwischen-menscheln". Auch wenn eigentlich alles schief geht, bleibt der Mensch in Loriots Szene ein liebenswertes, manchmal ein zu bedauerndes Geschöpf - doch niemals wird er unter dem Deckmantel der Satire bloßgestellt.

Alle Highlights mit dabei

Gespür bewiesen auch die Verantwortlichen der Münchner Bühne bei der Auswahl aus dem riesigen Fundus des Humoristen. Da gab es ein Wiedersehen mit der Jodelschule und "Du-dödel-die im 2. Futura bei Sonnenaufgang", der mit Floskeln und Worthülsen gespickten Bundestagsrede, der Eheberatung mit Kussversuchen am Modell, dem grotesken Konzertbesuch oder Mutters Klavier, das für eine Videoaufnahme mehrmals ins Zimmer geschleppt werden muss. Nach kurzen Umbauten erlebten die knapp 350 Gäste im Kurtheater Lottogewinner Erwin Lindemann mit Papstbesuch und seiner Herrenboutique in Wuppertal, den Disput um das weiche Frühstücks-Ei mit "gefühlten 4-1/2-Minuten" oder den zungenbrechenden Evergreen "Inhaltsgabe" zur englischen Serie "Die zwei Cousinen" mit Priscilla und Gwyneth Molesworth auf dem Landsitz North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue.
Weitere Highlights waren die beiden Knollennasenmännchen in der berühmten Badewanne: Herr Müller-Lüdenscheidt und Herr Dr. Klöbner agierten splitterfasernackt mit der gelben Ente und einem Sichtschutz ob der wippenden Manneszierde.

Große Spielfreude

Ein Höhepunkt war der Vertreterbesuch, der dank Weinprobe und dem Saug-Blaser von Heinzelmann in einem unterhaltsamen Gelage mit Zwerchfell reizenden Kalauern endete.
Wortgetreu, in Gestik, Mimik sowie Sprachmodulation sehr nah am Original - so präsentierte das spielfreudige Ensemble über zwei Stunden Loriots dramatische Werke.
Einzig die schlichte Ausstattung trübte den Gesamteindruck: es fehlten die liebevoll ausgesuchten Details, die man aus dem Fernsehen kennt, und die wohl dem schnellen Umbaumaßnahmen zum Opfer gefallen sind. So lag es ganz in den Händen der Schauspieler das Loriot-Gefühl zu wecken und Hans Peter Korff sowie Christiane Leuchtmann alias Loriot bzw. Evelyn Hamann waren die Sympathieträger der 20 Szenen.