Lieder und Weisen stimmen ein

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Il Cantare und weitere sieben Musikgruppen stimmten auf die Weihnachtszeit ein. Fotos: Christian Dijkstal
Il Cantare und weitere sieben Musikgruppen stimmten auf die Weihnachtszeit ein.  Fotos: Christian Dijkstal
Il Cantare
Il Cantare
 
 
 
Rhöner Blechbläser
Rhöner Blechbläser
 
Rhöner Blechbläser
Rhöner Blechbläser
 
Hambacher Volkssänger
Hambacher Volkssänger
 
Hassfurter Stubenmusik
Hassfurter Stubenmusik
 
Hoibücher Muisig
Hoibücher Muisig
 

 Die "Fränkische Weihnacht" hat ihr Publikum. Aber einige Plätze blieben frei.

Die zuverlässig in jedem Jahr stattfindende "Fränkische Weihnacht" war eine weiße. Eine Atmosphäre, die zu dem, was im Max-Littmann-Saal geboten wurde, passte. Denn hier hatten acht Musikgruppen volkstümliche Weihnachtsweisen, Lieder und Instrumentalstücke zusammengestellt, die von der schönen Weihnacht erzählten. Allerdings waren doch einige Plätze im Publikum frei geblieben.

Blick zurück in die Kindheit

Obgleich Bad Kissingens zweiter Bürgermeister, Peter Deeg, in seiner Begrüßung feststellte, der Blick auf die Bühne offenbare, dass sich dort sehr vitale Mitwirkende befänden und dass dies auch "ein Blick in die Zukunft sei", räumte er doch ein, dass "Volksmusik, besonders in der Weihnachtszeit, ein Blick zurück in die Kindheit" sei. Diese Sicht dominierte in den Vorträgen, die in einem unterhaltsam-besinnlichen, zweistündigen Programm einander ablösten.
Die Rhöner Blechbläser eröffneten den Reigen mit weichem, tiefem Klang, der an Hörner erinnerte; ruhig und festlich stimmten sie ein mit "Raue Winter, karger Lohn". "Genießt es, kommts zur Ruh‘, ihr Leut‘", hieß es im Gedicht, das Gabi Kanz, die durch den Abend führte, vortrug. Das funktionierte im Folgenden sehr gut. Ein Menuett, wie es die "Hassenbacher Stubenmusik" spielte, oder der "Weihnachtslandler", den die "Hassfurter Stubenmusik" spielte, brachten volkstümliche, intime Klänge gezupfter oder geschlagener Instrumente wie Hackbrett, Zither oder Harfe ins Programm. Sehr schöne, liebliche Beiträge waren das, die ein aufmerksames Ohr verlangten. Ihnen verwandt war, was die "Üchtelhäuser Holzbläser" mit warmem Klang in hübschen, oft Vokabular der klassischen "ernsten" Musik verwendenden Sätzen spielten.
ich ab Und mit viel Liebe vorgetragen waren auch die (teilweise begleiteten) Vokalstücke: Die "Hambacher Volkssänger" erfreuten mit mundartlichen Sätzen wie "Wenn es erschte Lichtla brennt" oder dem "Rhöner Weihnachtslied", der "Grettschter Dreigesang", der einen sehr geraden Gesangsstil pflegt, brachte Lieder wie "Die stille Zeit" und den sehr bergig anmutenden, von der einfachen Volksmusik geprägten Satz "Als Maria übers Gebirge ging" ein. Die "Hoibüche Muisig" pflegte mitunter einen passend naiv gefärbten Klang, wie in "Schönne Weihnochtszeit": "Mach dein Herz auf, sei dankbar und der Friede kehrt ein." Da setzte sich der Chor "Il Cantare" mit synkopischen, im Stil neuer geistlicher Lieder gehaltenen Sätzen recht deutlich ab.

Mit familiärer Note

"Wir hoffen, wir haben mit unserem Programm Ihre Vorfreude geweckt", wünschte Gabi Kanz am Ende, bevor die festlich gestimmte Gemeinde gemeinsam "O freudenreicher Tag" anstimmte. Das hatten die Mitwirkenden zweifellos. Die "Fränkische Weihnacht" hat ihr Publikum. Und das ist glücklich und zufrieden mit dem, was es hier hört. Man sieht den Menschen an, dass es ihnen gefällt, und das ist gut so, denn alle Beteiligten haben sich große Mühe gegeben, einen still-festlichen, ganz ursprünglichen Adventsnachmittag mit einer familiären Note zu arrangieren. Und es ist ihnen gelungen.
Aber das Publikum wird sichtbar kleiner. Waren vor etwa zehn Jahren noch zwei dieser Veranstaltungen - wie kundige Beobachter wissen lassen - ausverkauft, so war in diesem Jahr das Parkett noch zu höchstens drei Vierteln besetzt; rund 30 Personen auf den Emporen kamen hinzu. Und das Publikum wird älter; zwei Gesichter, die (geschätzt) zur Gruppe "U 20" gehören, waren zu sehen. Dann folgt in der Zusammensetzung ein Sprung um etliche Jahrzehnte. Man kann sich Gedanken machen, woran das liegt. Wirklich Volkstümliches findet sein Publikum; zum Teil auch unter jüngeren Leuten. Aber möglicherweise mögen viele von ihnen sich die beschönigenden Erzählungen von der Welt, die so friedlich und froh sein könnte, und den illusionistischen Gesang vom lieben, herzigen Heiland ("Es Nösle, es Göschle, die Fingerlich fein...") mit den goldenen Löckchen, der alles durch seine Ankunft heile macht, und einen Andachtsjodler à la "Tjo, tjoiri" einfach nicht mehr massiert anhören. Die Jugend hat andere Probleme. Für Teile der älteren Generation mag die Flucht in die Vergangenheit, das kollektive Abtauchen in Illusionen bei Kerzenschein ein schönes Mittel sein, sich auf Weihnachten einzustimmen. Viele nervt das eher. Und sie bleiben fern. Wer echtes regionales Brauchtum pflegt, den mag das in diesem Fall schmerzen. Aber er wird sein Publikum möglicherweise bei anderen, emotional weniger aufgeladenen Gelegenheiten finden, als in der Vorweihnachtszeit. Das Einfache rührt auf besondere Weise an. Aber manchmal ist selbst das Naive und Schlichte zu viel des Guten.