Eine Delegation aus dem Landkreis informierte sich drei Tage lang in Karlsbad, Marienbad und Franzensbad über die gemeinsame Bewerbung in die Liste der Weltkulturerbe.
Drei Tage, drei Bäder: Voller Eindrücke sind die Teilnehmer der diesjährigen Kreistagsfahrt am Samstagabend aus Tschechien zurück gekommen. "Die vergangenen Tage waren sehr interessant und wir haben viel Neues erfahren", zog Landrat Thomas Bold Bilanz. Hauptthema der Gespräche war die gemeinsame Bewerbung von Karlsbad, Marienbad und Franzensbad mit Bad Kissingen um das Prädikat UNESCO-Weltkulturerbe: "Ich denke, es passt, dass sie sich gemeinsam bewerben", sagte Bold zum Abschluss der Fahrt.
Vier Millionen Übernachtungen
"Jedes Bad hat seine eigene Struktur", fasste Bold die Informationen zusammen. Überraschend war für viele der 65 Teilnehmer die Größe der Bäder: Lange Promenaden, Häuserzeilen mit Baudenkmälern, große Parks und blühende Gärten sahen die Besucher. Auch die Zahlen waren spannend: Mehr als vier Millionen Übernachtungen verzeichnen die drei Bäder gemeinsam (siehe Info-Kasten). Bad Kissingen, Bad Brückenau udn Bad Bocklet haben gemeinsam gerade einmal halb so viele Übernachtungen. "Selbst die kleinen böhmischen Bäder sind ja noch deutlich größer als Bad Bocklet und Bad Brückenau", sagt Bold. Deshalb sei auch nachvollziehbar, dass im Landkreis nur Bad Kissingen für die UNESCO-Bewerbung in Frage kommt.
Über den Antrag bei der UNESCO in Paris informiert der stellvertretende Bürgermeister von Karlsbad, Michal Risko, die "deutschen Freunde aus Bad Kissingen". 16 Kurbäder aus sieben europäischen Ländern nehmen für sich in Anspruch, "die Kurstädte der ganzen Welt zu repräsentieren". Die Stadt Karlsbad ist federführend, die Anträge laufen über das tschechische Kultusministerium. Anfang des Jahres wurde der Antrag offiziell eingereicht. Jetzt müssten die 16 Kandidaten ihre Anträge ausführlich begründen, bis Januar 2017 fasst dann eine Arbeitsgruppe alle Daten zum endgültigen Antrag zusammen.
Tradition und Natur-Heilmittel
"Der Weg ist noch weit", sagte Risko. Und der Bad Kissinger Landrat Thomas Bold verwies darauf, dass die Erweiterung des UNESCO-Biosphärenreservats zehn Jahre gedauert hat. Die Liste der Kandidaten sei zwar nicht endgültig, sagte Risko, allerdings schließt er zusätzliche Kurorte aus, eher könnten welche auf der Strecke bleiben. Um sich von anderen Bädern abzugrenzen, wurden deshalb gemeinsame Kriterien festgelegt: Seebäder etwa wurden generell ausgenommen. Zudem müssen Natur-Heilmittel und medizinische Kompetenz vorhanden sein: "Nur Wellness-Angebote alleine reichen uns nicht." Schließlich hätten alle Kandidaten eine "große Vergangenheit" mit vielen berühmten Gästen vorzuweisen, denn: "Tradition kann man nicht kaufen", sagte der Karlsbader Bürgermeister zur Begründung.
Bewerber Um die Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste bewerben sich 16 Kurorte aus sieben Ländern: Aus Deutschland sind das Bad Kissingen, Baden-Baden, Wiesbaden, Bad Ems, Bad Homburg und Bad Pyrmont, aus Tschechien Karlsbad, Marienbad, Franzensbad und Luhacovice, aus Österreich Bad Ischl und Baden bei Wien, aus Italien Montecatini Terme, aus Frankreich Vichy, aus England Bath und aus Belgien Spa.
Daten Karlsbad ist mit aktuell 48 700 Einwohnern das größte der tschechische Kurbad. Die 110 Beherbergungsbetriebe, darunter vier Fünf-Sterne- und 43 Vier-Sterne-Hotels verfügen über knapp 11 000 Betten. Im Jahr 2014 gab es laut der offiziellen Statistik 265 000 Gäste und 1,7 Millionen Übernachtungen. Marienbad hat rund 13 000 Einwohner und 7600 Gäste-Betten. Für das Jahr 2014 meldet die Stadt 244 000 Besucher und 1,26 Millionen Übernachtungen. Franzensbad hat rund 5500 Einwohner. Genaue Statistiken gibt es nicht, aut Aussagen vor Ort gibt es rund 4000 Gästebetten, etwa 100 000 Besucher und gut eine Million Übernachtungen.