Dem Besitzer der Bad Kissinger Eishalle droht in seiner Heimat ein Prozess. Dem Ukrainer wird Steuerbetrug im großen Stil vorgeworfen.
Alexander Kondrashov steht unter Hausarrest. Das jedenfalls berichtet das ukrainische Analyse-Portal "Slovo i Delo" (Wort und Tat) in einem online-Bericht vom 14. Mai. Es ist - aus Bad Kissinger Sicht - ein weiterer unerquicklicher Höhepunkt rund um die Eishallen-Posse in der Kurstadt.
Erst vor wenigen Tagen hatte das Landratsamt Bad Kissingen über eine Fachfirma aus Lindau das Ammoniak aus der Kühlanlage aus Sicherheitsgründen abpumpen lassen (wir berichteten). Einer entsprechenden Aufforderung war der Besitzer der Immobilie zuvor nicht nachgekommen. "Die entstehenden Kosten werden dem Betreiber in Rechnung gestellt", hieß es in einer Stellungnahme aus dem Landratsamt.
Neuer Firmensitz
Bleibt zu hoffen, dass den Verantwortlichen eine aktuelle Adresse des ukrainischen Geschäftsmannes bekannt ist, zumal die Eissport Bad Kissingen GmbH mittlerweile ihren Sitz verlegt hat, und zwar nach Fulda. Und dort offensichtlich unter dem neuen Namen "IEG GmbH Fulda Hotel- und Gaststättengewerbe" firmiert.
Im benachbarten Hessen sowie in Bad Kissingen wurde Kondrashov in den vergangenen Monaten mehrmals gesichtet. Laut dem Medien-Bericht hätte sich der Ukrainer zuletzt aber in Italien aufgehalten und wäre seit April wieder in seiner Heimat. Womöglich zwangen fehlende Aufenthalts-Genehmigungen im EU-Ausland Kondrashov zur Rückkehr.
Millionen-Schaden
Die Vorwürfe der ukrainischen Justiz wiegen schwer. Kondrashov wird der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung und der Begehung einer Straftat durch eine kriminelle Vereinigung sowie des Amtsmissbrauchs verdächtigt. Und zwar aus der Zeit, als der Geschäftsmann als hochrangiger Steuerbeamter auf der Krim tätig war. Dessen Handeln hätte den Staat um erhebliche Steuereinnahmen gebracht. Umgerechnet etwa 37 Millionen Euro Schaden für den ukrainischen Staat würden ihm zur Last gelegt.
"Nach Angaben von Strafverfolgungsbeamten verließ der Verdächtige die Ukraine Ende Mai 2017 und kehrte erst im April 2020 zurück", heißt es in besagtem Artikel. Im Juli 2017 erwarb Kondrashov, damals mit seinem Geschäftspartner Dmytro Kryvorutskyy, die Eishalle samt einem Grundstück mit einer Fläche von 5500 Quadratmetern für den Preis von etwa 230 000 Euro. Floss also illegales Geld in den Kauf der Eishalle?
Mit Abschluss des Kaufvertrages hatten sich die neuen Eigentümer mit entsprechenden Auflagen allerdings auch verpflichtet, den Eislaufbetrieb zu gewährleisten. Dies gelang zunächst dank der Kooperation mit den Kissinger Wölfen, die allerdings im Frühjahr 2019 den Pachtvertrag einseitig kündigten, mit der Begründung, der Besitzer würde seinen Verpflichtungen nur ungenügend nachkommen. Verschiedene Stufen der Eskalation führten zu juristischen Auseinandersetzungen sowie zur Sperrung der Halle und mündeten schließlich in den Rückzug der Mannschaft aus der Eishockey-Bayernliga aufgrund der nicht vorhandenen Spielstätte, die seit über einem Jahr nun geschlossen ist. Daraus ließe sich laut Kaufvertrag übrigens ein Rückkauf-Recht der Stadt Bad Kissingen ableiten. Bleibt die Frage, an wen sich Stadt und Landkreis bei Grundstücks-Fragen künftig wenden müssen. An eine neue GmbH mit Sitz in Fulda oder an einen Geschäftsmann, der in der Ukraine unter Hausarrest steht? Die letzte Geschichte über die Bad Kissinger Eishalle ist noch lange nicht geschrieben.