Konditor-Azubi zaubert Süßes

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Beim Zuschneiden der filigranen Zuckerfiguren braucht Sarah Weiglmeier Fingerspitzengefühl. Foto: Ronald Heck
Beim Zuschneiden der filigranen Zuckerfiguren braucht Sarah Weiglmeier Fingerspitzengefühl.  Foto: Ronald Heck
Die Auszubildende lernt das Konditorhandwerk bei ihrer Mutter Karola Weiglmeier (rechts). Zusammen backen sie in "Karos Tortenzauber". Foto: Ronald Heck
Die Auszubildende lernt das Konditorhandwerk bei ihrer Mutter Karola Weiglmeier (rechts). Zusammen backen sie in "Karos Tortenzauber". Foto: Ronald Heck
 
Die Torten entstehen in Handarbeit, jede ist ein Unikat. Foto: Ronald Heck
Die Torten entstehen in Handarbeit, jede ist ein Unikat.  Foto: Ronald Heck
 
Tortenboden, Cremes und Fondant stellen Konditoren selbst her. Zuckerfiguren und Buchstaben modellieren sie von Hand. Foto: Ronald Heck
Tortenboden, Cremes und Fondant stellen Konditoren selbst her. Zuckerfiguren und Buchstaben modellieren sie von Hand.  Foto: Ronald Heck
 
Als Konditor muss man kreativ sein. So wie bei dieser Torte, die wie ein Drach aussieht. Foto: Karola Weiglmeier
Als Konditor muss man kreativ sein. So wie bei dieser Torte, die wie ein Drach aussieht.  Foto: Karola Weiglmeier
 
Diese Kreation wurde auf der eigenen Facebook-Seite bereits 66 Mal mit einem "Daumen hoch" markiert. Es stellt eine Figur aus Harry-Potter dar. Foto: Karola Weiglmeier
Diese Kreation wurde auf der eigenen Facebook-Seite bereits 66 Mal mit einem "Daumen hoch" markiert. Es stellt eine Figur aus Harry-Potter dar.  Foto: Karola Weiglmeier
 
Auch der Rock dieser Prinzessinnenfigur ist essbar. Foto: Karola Weiglmeier
Auch der Rock dieser Prinzessinnenfigur ist essbar. Foto: Karola Weiglmeier
 
Die Konditorei backt viele mehrstöckige Hochzeitstorten. Foto: Karola Weiglmeier
Die Konditorei backt viele mehrstöckige Hochzeitstorten.  Foto: Karola Weiglmeier
 

Bäcker und Konditoren finden nur schwer Lehrlinge. Eine Auszubildende erklärt, was sie an dem Beruf fasziniert und wie man Torten über Facebook bestellt.

Sarah Weiglmeier steht in der Backstube und modelliert mit einem feinen Messer bunte Zuckerfiguren. Creme- und Sahnetorten, Pralinen, Desserts, Feingebäck und andere süße Köstlichkeiten sind ihre Welt. Seit dem 1. September lernt die 17-Jährige das Konditorhandwerk. "Das Tolle ist, dass man wirklich etwas erschaffen kann", sagt sie begeistert. Sie geht bei ihrer Mutter Karola Weiglmeier in die Lehre. Die Bäckermeisterin hat im Oktober letzten Jahres ihren eigenen Konditorladen "Karos Tortenzauber" mit kleinem Café in Euerdorf eröffnet. Ihre Tochter Sarah ist die erste Auszubildende.


Bäckern fehlt der Nachwuchs

"Es wird immer schwieriger, junge Leute für den Bäckerberuf zu begeistern", weiß Karola Weiglmeier, die mehrere Jahre an der Berufsschule in Kitzingen Bäckerlehrlinge unterrichtete. "Als ich dort 2007 angefangen habe, gab es 24 Schüler aus Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen", erinnert sie sich. Letztes Jahr hingegen haben in der Region nur drei Lehrlinge die Gesellenprüfung als Bäcker abgelegt.

Früh aufstehen und auch am Wochenende in der Backstube stehen - die Arbeitszeiten der Bäcker und Konditoren schrecken viele junge Menschen ab, meint Karola Weiglmeier. Unter den Handwerksberufen haben Bäcker, Metzger und Köche die größten Nachwuchssorgen, bestätigt Kreishandwerksmeister Anton Hesselbach, der selbst eine Bäckerei in Sulztal betreibt. In der Bäckerinnung Bad Kissingen-Rhön-Grabfeld sind zurzeit 39 Betriebe organisiert. Um 1985 waren es im gleichen Einzugsgebiet noch rund 200 Bäckereibetriebe, sagt Innungs-obermeister Ullrich Amthor. "Bei uns in der ländlichen Gegend sind die kleinen Familienbetriebe am Aussterben."

Karola Weiglmeier ist trotzdem zuversichtlich, was die Zukunft des Bäckerhandwerks angeht. "Viele Menschen achten wieder auf Qualität. Es gibt ein Klientel, das Bäckereien und Konditoreien dem Discounter vorzieht", findet sie. Außerdem können kleine Läden Sonderwünsche erfüllen. Jeder Bäckereibetrieb brauche heutzutage ein Alleinstellungsmerkmal, meint der Obermeister der Bäckerinnung.


Mit Individualität punkten

Die Euerdorfer Konditorei bietet individuelle Torten für Hochzeiten, Geburtstage und andere Anlässe an. Die Konditorin und ihr Lehrling kreieren beispielsweise Torten, die wie eine Prinzessin, eine Berglandschaft oder eine Comicfigur aussehen. Die einzigartigen Torten werden in Handarbeit gemacht. Teig, Cremes, Fondant, Zuckerfiguren und Buchstaben stellen sie selbst her. Fertige Backmischungen verwendet die Konditorei nicht, erklärt die Bäckermeisterin.

Wer Konditor werden möchte, muss kreativ und handwerklich begabt sein, meint ihre Tochter Sarah Weiglmeier. Wenn die Kunden sich eine individuelle Torte bestellen, dann sind Einfallsreichtum und ästhetisches Gespür gefragt. Das Backen und Dekorieren erfordern zudem eine ruhige Hand und feinmotorisches Geschick. Die Konditorausbildung dauert drei Jahre. Ergänzend zur Arbeit in dem Laden ihrer Mutter besucht Sarah Weiglmeier einmal in der Woche die Berufsschule. Die 17-Jährige hat vor ihrer Konditorlehre eine Ausbildung als Kinderpflegerin begonnen. Diese Arbeit war ihr aber nicht kreativ genug, und sie hat sich für den Beruf ihrer Mutter entschieden. Ihr gefällt das Konditorhandwerk, weil sie nun etwas herstellt, "das man anfassen kann". "Und wenn man dann direkt die Reaktionen von den Kunden bekommt: Ja, das war so lecker!, dann ist das schon etwas wert."


Torten online bestellen

Den Kontakt mit den Kunden hält die Konditorei auch über das Internet. Den Facebook-Auftritt von "Karos Tortenzauber" haben momentan 929 Nutzer mit "Gefällt mir" markiert. Sobald eine Torte fertig ist, wird davon ein Bild gemacht und auf Facebook veröffentlicht. Das Foto einer Harry-Potter-Motivtorte zum Beispiel bekam auf Facebook 66 Mal ein "Daumen hoch". Dadurch erreicht die Konditorei mehr potenzielle Kunden. Das Internet wird für die Handwerksbetriebe immer wichtiger. "Um zukunftsfähig zu sein, sollte man das Internet nutzen, um auf seine speziellen Produkte aufmerksam zu machen", findet Ullrich Amthor. In Euerdorf profitiert man bereits davon: "Und so stelle ich das auch fest. Die Leute kommen auch schon aus Schondra oder Bergrheinfeld und bestellen Torten", sagt Weiglmeier. Über moderne Kommunikationsmöglichkeiten wie Facebook oder Whatsapp treffen heutzutage sogar Bestellungen bei "Karos Tortenzauber" ein. Die Kunden schicken eine digitale Nachricht mit ihren Wünschen oder ein Bild, und die Konditorei fertigt die Torte. Handynummer und Facebook-Link stehen deshalb auch auf allen Visitenkarten mit drauf. "Wenn man sich dem Handytrend widersetzen würde, dann verliert man halt solche Chancen", findet der Konditorlehrling. Der Umgang mit Computer und Smartphone - auch in der Arbeit - ist für die 17-Jährige selbstverständlich. Sarah Weiglmeier möchte ihre Mutter überzeugen, auch auf Instagram aktiv zu werden. Die Foto-Plattform nutzen vor allem Jugendliche. Damit in Zukunft noch mehr Menschen, die bunten Tortenkreationen aus Euerdorf sehen werden.


Handwerk 4.0 und Handwerkertag 2016:

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