Kliegl-Schüler stiften untereinander Frieden

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Jessica Heß (links) und Sophie Warmuth zanken sich. Kimberley Parente geht dazwischen. Fotos: Benedikt Borst
Jessica Heß (links) und Sophie Warmuth zanken sich. Kimberley Parente geht dazwischen. Fotos: Benedikt Borst
Birgit Wikstrom (links) und Harald Bötsch (rechts) gratulieren den zehn Schülerinnen und Schülern, die die Schlichterprüfung bestanden haben.
Birgit Wikstrom (links) und Harald Bötsch (rechts) gratulieren den zehn Schülerinnen und Schülern, die die Schlichterprüfung bestanden haben.
 

Wenn es Ärger gibt, sind Jugendliche der Kliegl-Mittelschule nicht unbedingt auf Lehrer angewiesen. Sie schlichten selbst. Sechs Mädchen und vier Jungen der Schule haben jetzt eine Ausbildung zum Streitschlichter absolviert.

Viele Menschen haben viele Meinungen. Dass diese Ansichten manchmal miteinander kollidieren, gehört zum Leben. "Ihr habt jetzt gelernt, wie man mit Streit umgeht. Ihr habt gelernt, wie man Streitigkeiten lösen kann." Schulleiter Harald Bötsch lobt die sechs Mädchen und vier Jungen der Kliegl-Mittelschule, die jetzt eine Ausbildung zu Streitschlichtern absolviert haben.

Eine Woche wurden die zehn Siebtklässler von ihren Lehrkräften Birgit Wikstrom und Katja Dittmayer darin geschult, wie sie Konflikte beilegen können. "Inhaltlich geht es vor allem darum, den Schülern Gesprächsführung zu zeigen", sagt Wikstrom. Denn als Schlichter sollen sie im Gespräch zwischen zwei Streitenden vermitteln. Im Idealfall kommen die Schüler, die miteinander Probleme haben auf die Schlichter zu, sprechen sich mit deren Hilfe aus und sind danach wieder Freunde.

"Ein Schlichtungsgespräch verläuft in fünf verschiedenen Phasen", erörtert Wikstrom. Die Streitschlichter haben die Stufen wie einen Leitfaden gelernt und können sich an ihnen orientieren, wenn sie ein Gespräch leiten. Das haben sie immer wieder in Rollenspielen geübt. "In der ersten Phase geht es darum, sich gegenseitig kennen zu lernen und die Regeln für das Gespräch zu erklären", sagt Kimberley Parente. Also: Ausreden lassen, sich nicht anschreien und niemanden beleidigen. Dann dürfen die Streithähne ihre Positionen äußern und es werden Lösungen erarbeitet, die in einem Vertrag festgehalten werden. Den unterschreiben alle Beteiligten. "Das Ziel ist immer, eine gemeinsame Lösung zu finden", hat Kimberley gelernt.

Es ist toll, anderen zu helfen

Sie findet es richtig cool, dass sie die Prüfung gepackt hat. "Ich wollte sowas ja schon immer machen. Ich finde es gut, wenn man anderen helfen kann." Jetzt kommt zu ihrer Pflicht als Schülerlotsin noch die Verantwortung als Streitschlichterin dazu.

"Die Mediatoren sollen vor allem die Lehrer unterstützen", so Wikstrom. Sie haben in Zwei-Mann-Teams Pausendienst, wo sie nach dem Rechten schauen und bei Problemen eingreifen. Im Wesentlichen sind sie aber Ansprechperson, wenn es Ärger gibt. Die Pädagogin weiß: "Da geht es um verletzte Gefühle und um Freundschaften, die in Schieflage geraten sind." Es geht weniger um handfeste Auseinandersetzungen, als mehr um alltägliche Konflikte. Die können die Schüler untereinander besser lösen, als mit Lehrern.

"Wenn jemand wütend ist, geht es meist nicht nur um den ausgeliehenen Füller, der nicht zurückgegeben wurde, sondern da steckt ein ganzer Schwall Gefühle dahinter, der sich lange Zeit aufgestaut hat", hat Wikstrom beobachtet. Aktives Zuhören ist also von den Schlichtern gefragt. Und jede Menge Einfühlungsvermögen. Auch darin wurden sie in der Ausbildung geschult.

Kimberley ist sicher, dass sie als Mediator einiges für die Zukunft mitnimmt: "Wir haben gelernt, uns in andere hineinzuversetzen." Dadurch, und das sagt nicht nur Kimberley, sondern alle anderen auch, habe sie mehr Respekt für andere gelernt - für Geschwister, Eltern, Mitschüler und Lehrer.