Klares Nein zum Nationalpark

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Gegen den geplanten Nationalpark formiert sich auch am Fuße des Kreuzbergs Widerstand. Foto: Jürgen Hüfner
Gegen den geplanten Nationalpark formiert sich auch am Fuße des Kreuzbergs Widerstand.  Foto: Jürgen Hüfner
Erwin Kruczek, Sprecher der Bürgerinitiative. Foto: Sebastian Schmitt-Matthea
Erwin Kruczek, Sprecher der Bürgerinitiative. Foto: Sebastian Schmitt-Matthea
 
Bürgermeister Gerd Kleinhenz. Foto: Sebastian Schmitt-Matthea
Bürgermeister Gerd Kleinhenz. Foto: Sebastian Schmitt-Matthea
 

Unternehmer, Gemeinde und Bürgerinitiative befürchten den Verlust der Arbeitsplätze und der Infrastruktur sowie eine Verknappung des Rohstoffes Holz.

Gegen einen Nationalpark in der Rhön hat sich Manfred Kunert, Geschäftsführer bei Paul & Co in Wildflecken, ausgesprochen. In einer außerordentlichen Betriebsversammlung legte Kunert seine Argumente gegen den "völlig unnötigen Nationalpark" dar. Auch Erwin Kruczek aus Hohenroth von der neu gegründeten Bürgerinitiative gegen den Nationalpark Rhön referierte anlässlich der Betriebsversammlung vor mehreren hundert Beschäftigten am Standort Oberwildflecken über das brandaktuelle Thema.
Kunert ging in seinem Vortrag auf die schrumpfende Bevölkerungszahlen in der Rhön und den damit verbundenen Fachkräftemangel ein. Gerade kleinen Handwerksbetrieben, aber auch den mittelständischen Unternehmen falle es zunehmend schwerer, jungen Nachwuchs für die Belegschaft zu finden. Umso wichtiger sei es, dass die Lebensqualität und die Freizeitmöglichkeiten in der Rhön erhalten bleiben. Ein neuer Rhöner Urwald gehe völlig an den Interessen der einheimischen Bevölkerung vorbei. "Das ganze Vorhaben war ein grober Fehler", sagte Kunert weiter. Ein Nationalpark gefährde nicht nur die Infrastruktur der Kommunen, sondern auch die Zukunftschancen der jungen Generation. Die Entscheidung für einen Nationalpark habe Auswirkungen auf viele Jahrzehnte und stehe im Widerspruch zum Biosphärenreservat Rhön, das ganz bewusst einen Einklang von Mensch und Natur fördert und fordert. "Schon jetzt ist unser Standort von Kernzone und Pflegezonen umgeben", sagte Kunert. Die Interessen von Industrie, Handwerk und Holzwirtschaft seien in den bisherigen Planungen für einen dritten bayerischen Nationalpark nicht ausreichend berücksichtigt worden. "Im Moment gibt es nur eine Antwort auf die vielen offenen Fragen: Ein klares Nein zum Nationalpark in der Rhön."


"Zwangsbeglückungen"

Erwin Kruczek, der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Hohenroth und frühere forstliche Berater der Forstbetriebsgemeinschaft Fränkische Rhön und Grabfeld, ist derzeit Sprecher der Bürgerinitiative. Er machte auf die Verknappung des Rohstoffes Holz durch einen Nationalpark Rhön aufmerksam. Rund 7500 Hektar Wald würden in einem neuen Nationalpark stillgelegt und aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen. Über die Jahre sei ein massiver Schädlingsbefall besonders in den Fichtenbeständen dadurch kaum zu verhindern. "Die Bevölkerung hat solche Zwangsbeglückungen langsam satt", sagte Kruczek. Die Brennholzversorgung in der Rhön dürfe nicht gefährdet werden. Holzimporte aus dem Ausland seien ein fauler Kompromiss. Auch den Verladebahnhof in Bad Neustadt sieht Kruczek in Gefahr, wenn die bisherigen Holztransporte ausbleiben. "Ein Wegfall von regionalen Arbeitsplätzen ist die Folge." Menschen und Wirtschaft müssten viel stärker in den Dialog einbezogen werden. Beim Biosphärenreservat habe man daran noch gedacht, beim Nationalpark könne davon keine Rede mehr sein. Gerade in der Forstwirtschaft bringe ein neuer Nationalpark in der Rhön einen Verlust von Ausbildungsplätzen und Perspektiven mit sich. Holzrücker und kleine Forstunternehmen könnten in ihrer Existenz bedroht werden.


Kein Überfluss

"Wir brauchen keine künstliche Verknappung des Rohstoffes Holz." Rund 60 000 bis zu 70 000 Festmeter Holz würden durch einen Nationalpark aus der Nutzung genommen. "Wir haben keinen Holzüberfluss", so Kruczek. Und dabei gehe es eben nicht nur um Brennholz, sondern um die gesamte Vermarktung des Rohstoffes.
Die gravierenden Einschnitte und Beschränkungen durch einen Nationalpark bekommen auch die Jäger zu spüren, ist Kruczek sicher. Zwar werde ein Wildtiermanagement eingesetzt, aber die modernen Methoden entsprächen nicht der Tradition des Jagens und hätten mit einem respektvollen Umgang mit dem Tier nicht mehr viel zu tun. "Ein Nationalpark ist weder eine Wunderpille, noch ein Zaubertrank. Wir müssen für unsere strukturellen Probleme anderweitige Lösungen finden." Die aktuelle Diskussion rund um einen dritten Nationalpark spalte ganze Familien und sorge für erheblichen Zündstoff.
"Wir müssen ganz deutlich Position beziehen in der Rhön", forderte Kunert. Gerade mit Hinblick auf die wenigen verbleibenden Wochen bis zu einer Entscheidung dürfe man keine Zeit verlieren. Die Gründung eines Vereins rund um die Bürgerinitiative stehe kurz bevor.


Zu viele offene Fragen

Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) freute sich, "dass endlich Bewegung in die Diskussion kommt". Bislang fehle aber die konkrete Information durch den Freistaat, um was es bei dem neuen Nationalpark eigentlich geht. "Wir sind schon jetzt in einem Korsett gefangen. Wenn das so durchgeht, dann können wir kaum noch atmen", sagte der Rathauschef zur geographischen und strukturellen Lage Wildfleckens. Der Flickerlteppich des geplanten Nationalparks sei auf merkwürdige Weise zusammenkonstruiert worden. "Der richtige Dialog hat gerade erst begonnen." Kleinhenz verwies auf die Bedeutung von Paul & Co mit rund 500 Arbeitsplätzen für die Marktgemeinde. Auch die Bundeswehr mit rund 250 zivilen Arbeitsstellen sei unverzichtbar für die Kommune. Es dürfe daher nicht sein, dass der Übungsbetrieb der Bundeswehr durch einen Nationalpark gefährdet wird. "Es gibt zu viele Unklarheiten. Die offenen Fragen wurden noch nicht beantwortet", sagte Kleinhenz. In der strukturschwachen Region könne man es sich nicht erlauben, riskante Experimente zu wagen, die Arbeitsplätze in Gefahr bringen.