Kissinger Asylbewerber bekommen Einkaufstipps

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Einkaufshilfe: Brigitte Bauer vom Hammelburger Freundeskreis berät die beiden Asylbewerber Omar Mahdi Saleh (Irak) und Shiv Ghai (Afghanistan). Foto: Arkadius Guzy
Einkaufshilfe: Brigitte Bauer vom Hammelburger Freundeskreis berät die beiden Asylbewerber Omar Mahdi Saleh (Irak) und Shiv Ghai (Afghanistan). Foto: Arkadius Guzy

Asylbewerber in Bad Kissingen erhalten seit dieser Woche Bargeld statt Essenspaketen. Die ersten Erfahrungen sind gut, Betreuer sind gespannt auf das Monatsende.

Omar Mahdi Saleh steht in einem Discounter vor dem Regal mit Tee, Kaffee und Kakao. "Man muss immer gut schauen - nicht nur oben", weiß er. "Die Angebote sind meistens nicht auf Augenhöhe", bestätigt Brigitte Bauer. Sie und andere Mitglieder des Hammelburger Freundeskreises für Flüchtlinge helfen den Asylbewerbern nun durch die Angebotsflut.

Bereits im Januar organisierten sie im Wohnheim und bei sich privat ein Einkaufstraining.
"Wir sammelten die Prospekte mit den wöchentlichen Angeboten und fingen an, Themen zu sortieren", berichtet Margit Pfisterer. Sie erklärte den Flüchtlingen, nicht nur den Packungspreis, sondern auch den Kilo- und Literpreis zu vergleichen. Außerdem ging es darum, was Formulierungen wie "mindestens haltbar bis" oder "zu verbrauchen bis" bedeuten.

Mahdi Saleh begrüßt es, dass er nun Geld statt der Essenspakete bekommt. Denn jetzt kann er völlig frei wählen. Trotz der Auswahllisten habe es in den Paketen immer etwas gegeben, was die Flüchtlinge nicht mochten, sagt Bauer. Es seien immer die gleichen Sachen dabei gewesen. Nun stellt sich aber die Frage, ob das Geld auch ausreicht. "Das muss sich noch zeigen", ist Brigitte Bauer gespannt.

"Ich staune, wie gut die Asylbewerber damit umgehen können", sagt Betreuerin Ursula Hartmann nach der ersten Woche. Sie ist für das Heim in Münnerstadt zuständig. Viel Zeit für die Einarbeitung habe sie bei ihrem Stunden-Kontingent nicht gehabt. "Man muss einfach sorgsam mit dem Geld umgehen", lautete deshalb die Haupt-Botschaft für die Bewohner. Und: "Ich warte natürlich gespannt auf die so genannte Gummiwoche", verweist sie auf die letzte Woche des Monats.

Ehrenamtliche helfen mit

"Aus meiner Sicht läuft das reibungslos", sagt auch Norbert Kanz, der Verwalter des Münnerstädter Heimes. "Allerdings haben einige Bewohner auch schon gesagt, dass es vorher besser war." Für Kanz ist die Umstellung eine enorme Erleichterung: "Oft musste man den Bewohnern hinterher laufen oder sie wollten die Pakete genau dann, wenn es nicht gepasst hat." Auch sein Kollege Hermann Fella in Hammelburg ist froh, dass er nicht mehr lange Listen auswerten und Tiefkühlkost in die Gefriertruhen sortieren muss. "Das Essen ist zwei Mal in der Woche frisch aus Nürnberg gekommen", berichtet er über den Ablauf bis Ende Januar. Nun könne er sich mehr auf andere Tätigkeitsbereiche konzentrieren: "Es fallen ja auch Verwaltungsaufgaben und Reparaturen im Haus an."

Die Ankündigung, dass von Essenspaketen auf Bargeld umgestellt wird, kam bereits im Herbst. Deshalb wurde in Ebenhausen erst gar kein Caterer bestellt, berichtet Thomas Weingart, Leiter des Sachgebietes Flüchtlingsbetreuung an der Regierung von Unterfranken. "In Hammelburg und Münnerstadt gibt es jetzt neu das Geld vom Sozialamt." Weingart ist optimistisch: "Wir haben bereits gesehen, dass das funktioniert", verweist er auf die Erfahrungen aus Ebenhausen und ein Modellprojekt in Würzburg. "Natürlich ist es in Würzburg etwas anderes als in Ebenhausen", macht er Einschränkungen wegen der Zahl der Einkaufsmöglichkeiten. Aber auch im Oerlenbacher Gemeindeteil kämen die Asylbewerber gut zurecht, obwohl der Supermarkt einen Kilometer weit weg ist.

"Als die Entscheidung gefallen war, sind wir gleich auf unsere Mitarbeiter, die Wohlfahrtsverbände und die Ehrenamtlichen zugegangen", beschreibt Weingart die Vorbereitungen. Er ist froh, dass in vielen Orten ehrenamtliche Helfer den Asylbewerber praktische Tipps für den Einkauf geben, weil die Sozialberater das nicht alles leisten könnten. "In Hammelburg läuft das ja hervorragend", lobt Weingart den dortigen Freundeskreis ganz besonders.