Jetzt ist es amtlich: Auch Städte und Gemeinden sowie der Landkreis Bad Kissingen stellen Flächen zur Verfügung, damit die Kernzone des Biosphärenreservats Rhön möglichst bald ausgeweitet werden kann.
Die Verträge wurden am Montag im Landratsamt Bad Neustadt unterzeichnet.
Die Landräte Thomas Bold und Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld, beide CSU) waren sich einig: Die Entscheidung von Kreisen und Gemeinden, Flächen für die Kernzonen-Ausweitung des Biosphärenreservats Rhön zur Verfügung zu stellen, sei richtig. Das werde sich in zehn, 15 Jahren herausstellen. Davon zeigte sich bei der Vertragsunterzeichnung in Bad Neustadt auch Regierungspräsident Paul Beinhofer überzeugt. Er sprach von einem "ganz wichtigen Meilenstein". Trotz Irrungen und Wirrungen sei ein gutes Ergebnis erreicht worden.
Damit ist auch die Gefahr gebannt, dass die Region das schmückende und werbeträchtige Prädikat verlieren könnte.
Beinhofer stellte die Biosphäre auf eine Stufe mit dem UNESCO-Weltkulturerbe Würzburger Residenz. Er sprach von einem international anerkannten Alleinstellungsmerkmal. Der Staat habe den Willen, die Biosphäre zum Erfolg zu führen. Ziel sei die Erhaltung der Rhön als Kulturlandschaft. Die Kommunen hätten den vom Ministerrat in Bad Kissingen geforderten "angemessenen Beitrag" zur Behebung des Kernzonen-Defizits geleistet.
Neben den Kreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld engagieren sich 16 Kommunen; darunter Hammelburg, Bad Bocklet, Elfershausen und Oberthulba. Bold sagte, fünf weitere hätten gerne Flächen bereitgestellt, konnten das jedoch nicht, weil sie keine geeigneten Grundstücke tauschen konnten.
Der Landkreis hätte 120 Hektar des Ex-Standortübungsplatzes Wildflecken eingebracht. Das ist gescheitert, weil die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) nicht in der Lage gewesen sei, den Kaufpreis zu ermitteln. Macht nichts: Jetzt überlässt der Bund diese Fläche und der Kreis hat Geld gespart.
Die Zeit drängt
Die Regierung werde, so Beinhofer, "schnellstmöglich" einen Entwurf für einen Erweiterungsantrag erarbeiten, den die bayerische Staatsregierung noch im Sommer stellen will. Das MBA-Nationalkomitee (MBA: The man and the biosphere) legt diesen dann der Unesco vor.
Gleichzeitig wird die Regierung alle gemeldeten Kernzonenflächen - außer der im Truppenübungsplatz Wildflecken - als Naturschutzgebiet ausweisen. Sämtliche Teilflächen sollen in einer Verordnung mit rechtlichem Schutz versehen werden. Damit sei bald zu beginnen.
1991 hat die Unesco das Biosphärenreservat Rhön anerkannt. Es erstreckt sich über Teile von Bayern, Hessen und Thüringen. Die Gesamtfläche beträgt 184.939 Hektar. Davon liegen 72.802 Hektar in Bayern, 63.564 in Hessen und 48.573 in Thüringen. In der Rhön sind 4199 Hektar (2,27 Prozent) als Kernzone benannt, die von jeglicher Nutzung - auch Land- und Forstwirtschaft - ausgeschlossen sind. Weitere 67.483 Hektar (36,49 Prozent) wurden als Pflegezonen benannt. Hier soll nur eine naturnahe Landnutzung stattfinden. Der Rest ist Entwicklungszone.
Aufgrund der Bedeutung wird der bayerische Teil auf 130.500 Hektar vergrößert. Die Anregung dazu gab 2002 Landrat Thomas Bold. Drei Prozent davon, 3915 Hektar, müssen als Kernzone ausgewiesen werden. 729,1 Hektar davon stellen die Kommunen zur Verfügung, 569,2 Hektar der Bund und 2593,7 Hektar die Bayerischen Staatsforsten.
15 Biosphärenreservate gibt es in Deutschland. Sie gelten als Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung. Dabei sollen vor allem die sozialen, ökologischen und ökonomischen Belange in Einklang gebracht werden.