Keine Angst vorm schwarzen Mann

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Arnika Büttner ist die einzige Frau unter den Kaminkehrergesellen. Aber sie fühlt sich wohl in der Männerriege und ist in ihrem Beruf, den sie bald im Raum Bamberg ausübt, gerne unter Leuten. Fotos: Gerd Schaar
Arnika Büttner ist die einzige Frau unter den Kaminkehrergesellen. Aber sie fühlt sich wohl in der Männerriege und ist in ihrem Beruf, den sie bald im Raum Bamberg ausübt, gerne unter Leuten. Fotos: Gerd Schaar
14 von 20 neuen Kaminkehrergesellen kamen, um ihren Brief entgegen zu nehmen.
14 von 20 neuen Kaminkehrergesellen kamen, um ihren Brief entgegen zu nehmen.
 
Frisch gebackener Meister: André Reusch aus Wasserlosen.
Frisch gebackener Meister: André Reusch aus Wasserlosen.
 
Drei frisch gebackene Kaminkehrer-Meister (v. l.): André Reusch, Simon Bauer (Schweinfurt) und Maximilian Heider (Mainaschaff).
Drei frisch gebackene Kaminkehrer-Meister (v. l.): André Reusch, Simon Bauer (Schweinfurt) und Maximilian Heider (Mainaschaff).
 
Jürgen Zellhahn (rechts) hat in seiner Firma Meister Reusch und Geselle Johannes Fella (Hammelburg) ausgebildet.
Jürgen Zellhahn (rechts) hat in seiner Firma Meister Reusch und Geselle Johannes Fella (Hammelburg) ausgebildet.
 

Aus ganz Unterfranken kamen die jungen Kaminkehrer, die am Freitag in der Hammelburger Musikakademie ihre Meister- und Gesellenbriefe erhielten.

Hammelburg — Die Kaminkehrer-Innung des Bezirks Unterfranken sprach g 14 Gesellen frei und kürte drei Meister. Obermeister Reinhold Noe überreichte die Meister- und Gesellenbriefe nach einer ausgiebigen Feier. Den musikalischen Rahmen gestaltete das Saxophonquartett der Hammelburger Stadtkapelle.
Zwei der "schwarzen Glücksbringer" sind im Machtilshausener Betrieb von Jürgen Zellhahn beschäftigt: der frisch gebackene Geselle Johannes Fella aus Hammelburg und der neue Meister André Reusch (Wasserlosen). "Weil ich täglich Kontakt mit vielen Menschen habe und wegen meiner vielseitigen Aufgaben liebe ich meinen schönen Beruf", verrät der neue Kaminkehrer-Meister Reusch. Hart habe er für die Meisterprüfung gebüffelt und sei oft zu den Ausbildungsseminaren in die Oberpfalz gefahren.
"Freizeit war in den vergangenen drei Jahren ein Fremdwort für mich", dankt Reusch seiner Familie und seinem Freundeskreis für das Verständnis.
Mit dem Meisterbrief in seinen Händen ist Reusch jetzt ein dicker Stein vom Herzen gefallen. Überglücklich ist auch der neue Geselle Johannes Fella. Mit den Worten "wir haben es gepackt" reiht sich der Hammelburger gerne zum Gruppenfoto der neuen unterfränkischen Gesellen ein. Vor seinen nächsten Kaminkehrer-Einsätzen will er noch seinen freiwilligen Bundeswehrdienst ableisten.
"Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?", zitierte Bürgermeister Ernst Stross (SPD) den bekannten Spruch zu Beginn eines Fangspiels. Der Beruf des Kaminkehrers habe trotz des bevorstehenden Auflösens des Kaminkehrer-Monopols zum kommenden Jahreswechsel berechtigte Aussichten auf eine gute Zukunft. "Denn Sie sind mit Ihrem gehörigen Fachwissen die Garanten für die häusliche Sicherheit und kompetente Energieberater", betonte Stross.

Fell: "Energie sparen hilft"

Die Energie sei nicht nur für die landesweite Wirtschaft, sondern in zunehmenden Maße auch für die privaten Haushalte ein wichtiges Thema geworden, hob MdB Hans-Josef Fell (Grüne / Bündnis 90) in seiner Festrede hervor. Angesichts immens gestiegener Heizölpreise seien Vorsorgemaßnahmen zur Wärmedämmung gerade auch von alten Gebäuden und der verantwortliche Umgang mit den Energiestoffen immer dringlicher.
"Besonders für die sozial Schwachen ergibt sich die Konsequenz der sorgsamen Energieeinsparung", meinte Fell. So würden als positiver Nebeneffekt auch weniger Schadstoffe in die Luft gelangen. "Auf dem Lande haben Sie eine gute berufliche Zukunft, weil Sie die Menschen dort kennen", sprach Fell den neuen Kaminkehrern Mut zu.
"Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und fachlich kompetente Leistung zahlen sich aus", ermunterte Noe die jungen Kaminkehrer zur lebenslangen Weiterbildung. Auch Teamfähigkeit und sozial-kommunikative Kompetenz seien gefragt. "Fleiß, Talent und Arbeitseifer", wünschte sich der unterfränkische Ausbildungsleiter Harald Schuldes außerdem noch von den Neuen.
Dass es nur so wenige Meistertitel gegeben habe, liege an den harten Prüfungsanforderungen, bestätigte Ernst Richter, der stellvertretende Vorsitzende des unterfränkischen Innungs-Prüfungsausschusses. Neben André Reusch (Wasserlosen) erhielten auch Simon Bauer (Schweinfurt) und Maximilian Heider (Mainaschaff) ihren Meisterbrief.
Nur 14 der insgesamt 20 Gesellen konnten zur Feier erscheinen. Darunter auch die einzige weibliche Kaminkehrerin Arnika Büttner aus Frensdorf (bei Aschaffenburg), die demnächst im Raum Bamberg zum Einsatz kommen will. "Ich fühle mich wohl in der Herrenriege und gebrauche notfalls meine Ellenbogen", verrät sie. Nach ihrem Fachabitur brauchte die charmante Kaminkehrerin nur zwei Jahre Ausbildung. "Ich bin gerne unter Leuten und möchte ihnen auch Glück bringen", sagt Arnika. Die Prüfungsbesten, Geselle Mario Zimmermann aus Heimbuchenthal und Jungmeister Maximilian Heider aus Mainaschaff, erhielten vom IKK-Regionaldirektor Reinhold Heller eine kleine finanzielle Anerkennung. Der ehemalige zweite Obermeister Jürgen Zellhahn hatte die Freisprechungsfeier, die jedes Jahr an einem anderen Ort stattfindet, organisiert. Mit der Musikakademie hatte er eine glückliche Wahl getroffen, wie ihm von mehreren Seiten bestätigt wurde.