Auch im vergangenen Hitzesommer sei der Pegel des Trinkwassers im Landkreis im grünen Bereich gewesen. "In den letzten neunzig Tagen hat es gut geregnet, sodass sich die Grundwassersituation nicht so dramatisch entwickelt hat, wie befürchtet", beschreibt Seidl den Herbst im Landkreis.
Dies sei allerdings kein Grund zum Aufatmen, da das Grundwasser nur wenige Zentimeter gestiegen sei und sich immer noch unter dem langjährigen Mittel befände: "Wir hoffen auf einen feuchten Winter."
Wasser regional besser schützen
Allenfalls kurz Luftholen könne man derzeit, sagt Richard Mergner, erster Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern: "Es war einer der trockensten Sommer, an die ich mich erinnern kann. In Bad Kissingen hat es in den drei Monaten Juni bis August keine 30 Liter pro Quadratmeter geregnet."
In den tieferen Schichten sei immer noch die Trockenheit nicht nur dieses Sommers, sondern auch die der vergangenen Jahre spürbar. Dafür sind neben den geringen Niederschlägen auch höhere Temperaturen, längere Sonnenscheindauer und steigende Verdunstungsraten verantwortlich.
Viele Bereiche in der Natur leiden
Darunter leiden Landwirtschaft und Weinbau, Amphibien wie Erdkröten und Grasfrösche, deren Bestand Jahr für Jahr zurückgeht und sogar Obstbäume in den Gärten. Den Bund Naturschutz habe es überrascht, "dass selbst Arten wie die konkurrenzstarke Buche oder die trockenheitstolerante Kiefer unter der Trockenheit leiden."
Die Zukunft des Wasserhaushaltes in Unterfranken sieht Mergner als schwierig an. Es müsse alles unternommen werden, um das Wasser in der Landschaft zu halten und lokal und regional besser zu schützen. Zum Szenario einer Trinkwasserleitung nach Unterfranken sagt der Experte: "Wir dürfen uns nicht auf Fernwasser verlassen. Sonst kommen wir irgendwann in eine Situation wie in vielen anderen europäischen Ländern, in denen man sauberes Trinkwasser nur noch im Laden in Flaschen abgefüllt kaufen kann."
Damit sich die Natur vollständig erholen kann, müsste es monatelangen Landregen geben, was der Diplom-Geograf als unrealistisch einschätzt. Wichtig sei weitere Schadensbegrenzung, die nur durch einen Stopp der weiteren Erwärmung erreicht werden kann.
"Wenn wir so weiter machen, werden wir das Ziel, die Klimaerwärmung auch nur auf 1,5 Grad zu begrenzen, krachend verfehlen", warnt Mergner. Und: "Auch wenn ich nicht jede einzelne Aktion gut finde, so habe ich doch großes Verständnis für die letzte Generation. Wir haben keine Zeit mehr für Konferenzen ohne Ergebnis. Wir müssen handeln - jetzt."