Kanal verstopft - Austausch muss warten in Bad Bocklet

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Die beiden Schieber, die gewechselt werden müssen. Fotos: Mäuser
Die beiden Schieber, die gewechselt werden müssen.  Fotos: Mäuser
Richard Schmitt, Dirk Wolff und ein Mitarbeiter der Bohrfirma blicken auf das zurück laufende Wasser in der Brunnenstube.
Richard Schmitt, Dirk Wolff und ein Mitarbeiter der Bohrfirma blicken auf das zurück laufende Wasser in der Brunnenstube.
 
Das Wasser sprudelt im Überlaufkanal und perlt nach außen.
Das Wasser sprudelt im Überlaufkanal und perlt nach außen.
 
 
 
 
 

Dumm gelaufen! Alles war bestens vorbereitet. Alle waren da, die Mitarbeiter der Fachfirma aus Hof, Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes und des Brunnenpächters, um die beiden Schieber (Absperrventile) der Stahlquelle auszuwechseln. Und dann macht ein verstopfter Kanal einen Strich durch die Rechnung.

Allen Beteiligten war klar, dass der Schieber-Wechsel kein Spaziergang werden würde. Denn die Bad Bockleter Stahlquelle lässt sich für Wartungsarbeiten nicht einfach abstellen. Gase treiben das Wasser nach oben, und bei einem dieser Gase handelt es sich um CO2 , auch Kohlensäure genannt. Und dieses Gas ist gefährlich, kann schlimmstenfalls tödlich sein.

"Der eigentliche Schieberwechsel dauert eineinhalb Stunden, wichtig sind das Vorher und das Nachher," sagt Richard Schmitt, technischer Leiter der Caritas, die das Badehaus und die Quelle gepachtet hat. Und zum Vorher" gehört die Ableitung des Wassers.

Denn: Würde man die Quelle für den Austausch der Schieber verschließen, könnte es sein, dass sich das Heilwasser andere Wege sucht. Und das könnte zur Folge haben, dass der Brunnen nicht mehr so viel fördert wie bisher oder im Untergrund ganz woanders hinfließt.
Das wäre der Gau für den Kurort, der nur diese einzige Quelle hat.

Bereits um 9 Uhr haben die Arbeiten begonnen . Dirk Wolff von der Firma E + M und seine Mitarbeiter bereiten alles vor, um das Wasser der Stahlquelle und das CO2 ableiten zu können. Als erstes installieren sie ein großes Gebläse, dass die Gase absaugen soll. Ganz vorsichtig, immer die Messgeräte im Auge, die den CO2 -Gehalt der Luft anzeigen und bei Gefahr lautstark piepsen.

Dann wird der Schieber für den Überlauf aufgedreht. Nun kann das Quellenwasser in den Kanal abfließen, der nur für den Abfluss des Mineralwassers gebaut wurde, und der in die Saale mündet. Als nächstes sollte noch ein Rohr auf den Brunnenkopf aufgeflanscht werden, um über eine weitere Leitung zusätzlich Wasser in den Kanal abführen zu können.


Wasser drückt in den Schacht

Doch dann gibt es Probleme. Die Brunnenstube füllt sich mit Heilwasser. Langsam, aber nicht aufzuhalten. Auch die eingebaute Pumpe wird angeworfen. Doch noch immer steigt der Wasserspiegel leicht. Das Wasser an sich ist nicht das einzige Problem. Das Gas-Messgerät schlägt an. Mit dem Wasser fließt auch Gas zurück. Genug Gas, um die Arbeit in der Brunnenstube gefährlich zu machen.

Zusammen mit Hartmut Holzheimer vom Wasserwirtschaftsamt suchen Richard Schmitt und Dirk Wolff nach der Ursache. Schließlich sind sie sich einig: Der Überlauf-Kanal ist dicht. Entweder hat das eben eingeleitete Wasser der Quelle irgendwelchen Dreck vorwärts gespült, bis sich ein Pfropf gebildet hat. Oder der Kanal ist mit dem im Heilwasser enthaltenen Eisen zugesetzt. Die Stahlquelle hat ihren Namen nicht umsonst.


Austausch vertagt

Konsequenz: Um die Mittagszeit werden die Arbeiten abgebrochen. "Wir müssen erst einmal den Kanal frei machen," sagt Holzheimer. Dann wird zu einem späteren Zeitpunkt erneut versucht, die beiden Schieber zu wechseln.

Und das ist dringend nötig. Einer der Schieber, die den Weg der Quelle Richtung Hochbehälter im Badehaus freigeben, ist gerissen. Der 2. tut es zwar noch, soll aber mit gewechselt werden, wenn ohnedies das Spezialisten-Team anrückt ist und die Quelle für die Arbeiten umgeleitet werden muss.

Denn jeder Eingriff ist riskant, wissen Hartmut Holzheimer und Richard Schmitt. Besonders nach der Reparatur. Denn wenn die Schieber wieder geöffnet werden, kann sich bei aller Vorsicht zu viel Druck aufgestaut haben. Richard Schmitt erinnert an einen Vorfall vor zwei Jahren. Auch damals wurde am Brunnen gearbeitet. Als wieder aufgedreht wurde, hat der starke Überdruck den Dom am Überlauf des Hochbehälters einfach weggerissen. "Die Stahlquelle ist eine Diva", hat er einmal gesagt. Und daran hat sich nichts geändert.

Entdeckung Die Stahlquelle wurde 1724 vom Aschacher Pfarrer Johann georg Schöppner entdeckt, der Würzburger Fürstbischof Christoph Franz von Hutten ließ die Quelle 1725 von Barockbaumeister Balthasar Neumann fassen. Daran erinnert auch ihr Namen: Balthasar Neumann Quelle.

Eisenhaltig Die Bad Bockleter Heilquelle ist Deutschlands stärkste Eisenquelle und enthält zahlreiche weitere Mineralien sowie ungewöhnlich viel gelöste Kohlensäure. Sie kann als Trink- und als Badequelle genutzt werden, unter anderem bei eisen- und Mineralstoffmangel, bei Herz- und Kreislaiferkrankungen, Venenleiden und rheumatische Erkrankungen.