"Mein Opa ist seit Jahrzehnten Feldgeschworener." So beschreibt Roman Metz seinen Anreiz, selbst ein "Siebener" zu werden. Auch bei Christoph Kriener liegt das Ehrenamt in der Familie.
Aber auch innerhalb der Familie wird das berühmte "Siebener-Geheimnis" nicht weitergegeben: "Wenn Du es wissen willst, musst Du selbst Siebener werden", hatte ihm sein Großvater beschieden.
Die beiden sind mit Geburtsjahr 1991 und 1990 relativ jung für ein "Ehrenamt auf Lebenszeit", jedoch erfüllen sie die Voraussetzung, dass sie mindestens das 21. Lebensjahr vollendet haben müssen. Darüber hinaus sind Überparteilichkeit, Objektivität, Verantwortungsbewusstsein, Gerechtigkeitssinn und daraus resultierendes gerechtes Handeln weitere Attribute eines Feldgeschworenen.
Für dieses Amt kann man sich nicht bewerben, meint Roman Metz, "man wird gefragt, ob man es ausüben möchte". Beim ihm war es der Obmann der Feldgeschworenen aus Burkardroth - "und es ein Ehrenamt, das man nicht ablehnt". Was alles auf einem zukommt, weiß Christoph Kriener noch nicht. Erst mit der Vereidigung in das Amt erhält man ein Büchlein mit dem bezeichnenden Titel "Was der Feldgeschworene alles wissen sollte".
Grund und Boden und Grenzsteine Darin geht es um Grund und Boden, um Eigentum, Gemarkungsgrenzen und Grenzsteine, die gesetzt oder vermessen werden, und darin kennen sich beide trotz ihres jugendlichen Alters als gelernte Landwirte aus. Außerdem bauen beide auf die aktiven Feldgeschworenen, "die uns mit ihrer Erfahrung schon alles beibringen werden", meint Christoph Kriener aus Wollbach und trägt wie sein Kollege voller Stolz das Siebener-Abzeichen - ein Grenzstein - und ein kleines Maiglöckchengebinde als Frühllingsgruß.
Die Jahrestagung der Feldgeschworenen, bei der nicht nur die neuen Siebener vereidigt, sondern auch aktive Siebener für ihr jahrzehntelanges Engagement geehrt werden, fand diesmal in Stangenroth statt. Treffpunkt der Siebener aus insgesamt 25 lokalen Gemeinschaften war die Rhönfesthalle. Von da ging es in einer Kirchenparade - und unter musikalischer Begleitung des Musikvereins Stangenroth - zum Festgottesdienst, wo Pfarrvikar Tobias Fuchs in seiner Predigt auf das Siebener-Amt einging, das schon seit 700 Jahre existiert und für "Gerechtigkeit und Frieden in den Dörfern sorgt". Damit sei das Amt ein Dienst am Nächsten zum Wohle der Gemeinschaft.
Im Festgottesdienst würdigte auch Landrat Thomas Bold das "älteste Ehrenamt, das wir haben" und das auch im Zeitalter von Computer und Satelliten seine Berechtigung habe. Er sei froh, dass man in Bayern und vor allem in Franken an der Institution der "Siebener" festgehalten habe, denn sie sichern in "unserer Kulturlandschaft den Grenzfrieden" und seien aufgrund ihrer Ortskenntnis unersetzlich. Natürlich sprach er auch das Siebener-Geheimnis an, um das sich Legenden ranken und das zur Sicherung von Grenzen wichtig sei. Mit Eidesformel und Handschlag wurden die neuen Siebener vereidigt - nicht von ungefähr unter dem Kreuz der Kirche: Roman Metz (Burkardroth), Joseph May (Zahlbach), Sebastian Schneider, Christoph Kriener und Bruno Keßler (alle Wollbach). Bei der anschließenden Totenehrung legte Kreisobmann Otto Funck beim Ehrenmal vor der Kirche einen Kranz nieder.
Geht nicht am Computer Zur Jahrestagung in der Rhönfesthalle bedankte sich Kreisobmann Otto Funck für die gute Zusammenarbeit bei den Kommunen. Burkardroths Bürgermeister Waldemar Bug sagte über die Feldgeschworenen: "Sie finden Grenzsteine, sie setzen Grenzsteine - das kann man am Computer nicht machen." Immer wenn Flur- oder Waldbereinigungen anstehen, seien die Feldgeschworenen überdurchschnittlich gefordert, damit die neuen Grenzen sicher stehen. Weitere Grußworte kamen von Landwirtschaftsdirektor Stefan Fella (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bad Neustadt) und von Baudirektor Raimund Fischer (Amt für landwirtschaftliche Entwicklung), der die Aufgaben der Siebener auf Dorferneuerungs- und Infrastrukturmaßnahmen erweiterte - auf alles, "was das Grundeigentum betrifft."
Vor allem der Entwicklungsprozess im ländlichen Raum stelle neue Herausforderungen an die Feldgeschworenen als "stabile und vertrauenswürdige Gemeinschaft, die unverzichtbar ist". MdL Robert Kiesel würdigte vor allem die Vermittlungsfunktion der Feldgeschworenen, die aufgrund ihrer Position allgemein anerkannt seien. Er lobt die Entscheidung zum Beibehalten der Funktion: "Was sich bewährt hat, soll man beibehalten."
Fachliches gab es beim Festvortrag von Vermessungsdirektor Konrad Unsleber vom Vermessungsamt Bad Kissingen und für die fachliche Aufsicht der Feldgeschworenen verantwortlich. Er räumte auch ein, dass die Terminvereinbarungen zur Abmarkung aufgrund der beruflichen Verpflichtungen immer schwieriger werden, "aber bisher hat es immer noch geklappt". Der fachliche Teil seines Festvortrages befasste sich mit dem neuen "amtlichen Liegenschaftskataster-Informationssystem" (ALKIS), das Ende dieses Jahres auch in Bad Kissingen zur Verfügung stehen soll.
Historischer Rückblick In einem kurzen historischen Rückblick ging er auf den Beginn der Erfassung der bayrischen Grundstücke im Jahre 1808 ein, um ein Grundsteuerkataster zu erstellen. 150 Jahre später hatte das Grundsteuerkataster ausgedient, es entstand das Liegenschaftskataster. Dieses wurde zusammen mit anderen Büchern vor 20 Jahren digitalisiert. Es entstanden das automatisierte Liegenschaftsbuch (ALB) und die Digitale Flurkarte (DFK) mit zusammen zehn Millionen Grundstücken mit rund sechs Millionen Gebäuden.
Anfang des neuen Jahrtausends wurde das ALKIS beschlossen, das bundesweit identische Grundinformationen bereitstellt und Grundlage für länderübergreifende Datennutzung ist. So können die Daten - z. B. digitale Geländemodelle und 3D-Gebäudedaten - für den Netzausbau im Rahmen der Energiewende oder Aufbau digitaler Flurkarten. "Und trotz dieser digitalen Zukunft wird das Steine setzen auch in Zukunft wichtig sein", so Konrad Unsleber abschließend zur Perspektive der Feldgeschworenen.
In seinem Jahresbericht ging Kreisobmann Otto Funck unter anderem auf das Kostenargument ein, das für die Feldgeschworenen spreche. Bei allen Maßnahmen, die Grenzen berührten, seien die Feldgeschworen gefordert und dies auch zum finanziellen Vorteil von Kommunen und Grundeigentümern. Von den Kommunen wünschte er sich, dass sie den Feldgeschworenen aktuelles und gutes Kartenmaterial zur Verfügung stellen. Ein besonderes Anliegen war ihm ein Beschluss zum Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft unterfränkischer Feldgeschworenenvereinigungen. Er sprach sich gegen einen Beitritt aus, weil alle Punkte der AG im Landkreis Bad Kissingen vorliegen: die fachliche Aufsicht durch das Vermessungsamt, die dienstliche Aufsicht durch das Landratsamt und Pflege des Brauchtums durch die Jahrestagung. "Zudem ist meiner Ansicht nach die Finanzierung der Arbeitsgemeinschaft nicht ordentlich dargestellt", war ein weiteres Argument für seine Empfehlung, der AG nicht beizutreten. Diesen Argumenten folgten die anwesenden Feldgeschworenen einstimmig.