Der Schlüssel zum Ganzen liegt im Teilen.
Allein der Klang des Wortes ist betörend: Oh, du liebliches Realerbteilungsrecht! Es klingt nach Freiheit, nach Gleichheit, nach Besitzzersplitterung. Was gibt es bezaubernderes, als das Klirren der antiken, unbezahlbaren Ming-Vase, die mit einem Hammer unter den Geschwistern aufgeteilt wird? Auch ein ultraflacher LED-Fernseher ließe sich super in mehreren Wohnungen unterbringen.
Und was man nicht sonst noch alles teilen kann: Meinungen, Arbeit und am Besten sein Bett mit
einer heißen Affäre. Teilen ist segensreich. Darum tun wir es auch bei jeder Gelegenheit. Schon Jesus hat gern gesegnet und noch lieber geteilt. Ein Beispiel gefällig? Auf der Hochzeit zu Kanaan wurde solange geteilt und gesegnet bis alle beschickert waren. Damals wie heute gilt der Merksatz: Jedem das Seine, und noch mehr für mich. Das sorgt zumindest mit Wein für gut Laune.
Zur Strafe und als Zeichen der Sühne für die lästerliche Verwendung der eisernen Torinschrift des KZ Buchenwald sollte der Autor mal das Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung zu diesem zwar seit der Antike bekannten, aber von den Nazis missbrauchten Wort lesen - am besten dreimal von A bis Z. Anschließend sollte er sich das Grauen vor Ort ansehen, um fortan etwas vorsichtiger mit den Parolen der schlimmsten Verbrecher unserer Geschichte umzugehen. Am besten nimmt er dazu einen ganzen Volontärskurs mit. Man sollte als Journalist die no gos des Nazi-Vokabulars kennen und in der täglichen Arbeit meiden, vor allem für banale Zwecke.