Jasmin Wagner im Alexandra-Musical

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Alexandra (Jasmin Wagner) singt, während das Management ihre Vermarktung plant (im Hintergrund Produzent Gregor Fechtner (Christian Fischer) und Herr Bockmayer (Harald Effenberg). Foto: Christian Dijkstal
Alexandra (Jasmin Wagner) singt, während das Management ihre Vermarktung plant (im Hintergrund Produzent Gregor Fechtner (Christian Fischer) und Herr Bockmayer (Harald Effenberg).  Foto: Christian Dijkstal
Fotos: Christian Dijkstal
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Das Schlosspark-Theater Berlin zeigte im Bad Kissinger Kurtheater ein Musical in zwei Akten von Michael Kunze. Es heißt "Alexandra - Glück und Verhängnis eines Stars", und was der Titel sagt, das ist das Werk: ein hübsches Rührstück. Kein schlecht gemachtes, aber auch keine Jahrhundertschöpfung.

Erfolg - davon darf man ausgehen - wird es haben; eben weil es so harmlos und schön ist. Denn das Leben der anderen ist immer interessant; zumal dann, wenn sie etwas erreicht haben und unsere Sympathie finden. Die hatte Alexandra, geboren als Doris Treitz.

Das Musical erzählt, wie die junge Doris, gespielt von Jasmin Wagner, mit russischen Schnulzen, die eine Zeitlang ihr Markenzeichen sind, durch Kneipen und Lokale tingelt, dort den russischen Emigranten Nikolai Nefedov trifft und ihn heiratet. Es lässt Mutter Wally (sehr anschaulich und stets sympathisch: Susanne Häusler) ihre Bedenken anmelden. Es nimmt das Publikum unter reichlich Gesang mit auf die Reise zu Erfolg und Rückschlag, zeigt die Welt eines angehenden Stars zwischen eigenem Anspruch, Verkaufsargumenten und der Geschäftspolitik von Agenten und Produzenten, flicht Privates ein, ist bemüht, verschiedene Seiten der Persönlichkeit seiner Protagonistin zu zeigen.

Das alles ist anschaulich gemacht und gut besetzt und weckt Mitgefühl und Interesse. Es mag denen, die Alexandra zu ihren Lebzeiten bewundert haben, und der nicht geringen Zahl derer aus nachfolgenden Generationen, denen ihr Name und ihre Titel noch immer ein Begriff sind, Ungewusstes offenbaren, Gedächtnislücken auffrischen oder Zusammenhänge erläutern. Es mag Erinnerungen an Zeiten des Kalten Krieges wecken und aufzeigen, wie leicht es einem Menschen tatsächlich geschehen konnte, vollkommen unwissend in politische Ränkespiele involviert zu werden. Es zeigt, wie Weltpolitik am Rande auch Einfluss auf Karrieren nahm, lässt offen, ob ein Statement der Überzeugung einer Künstlerin entsprach oder - erschreckend genug, es zu sagen - Werbemittel war. Der Ost-West-Komplex bietet zusätzlich Stoff für eine eindrucksvolle Verschwörungstheorie, die wohlriechendes Öl ins Feuer der Spekulationen um den mysteriösen Unfalltod des Stars gießt und für ein wenig Schauern und Unbehagen am Ende des Abends sorgt.

Bekannte Hits von Alexandra ziehen sich durch den Abend; sie sind schön arrangiert und gut begleitet von Andreas Peschel (Klavier) und Ingo York (Gitarre). Sie sind von Jasmin Wagner intensiv und ohne übertriebenes Bemühen, Alexandra platt zu kopieren, gesungen. Manchmal liegen sie für die Interpretin ein wenig tief. Das Ensemble spielt präzise; es erfüllt auch klischeehaft die Erwartungen, die man an bestimmte Typen und Berufsgruppen stellt. Die Bühne ist so gestaltet, dass sie ein wenig Studioatmosphäre hat, sich mit wenig Aufwand, aber effektvoll die Stimmung verändern lässt, und sie wirkt im Dekor sehr zeittypisch. Die Kostüme unterstützen das Empfinden einer kleinen Zeitreise.

Das Ganze hat fraglos seinen Reiz. Was ihm fehlt, ist ein wenig Schwung und der Entschluss, dem Bühnenspiel eine bestimmte Richtung zu geben. Für eine witzige Schau hat das Stück zu viele ernste Momente, die allerdings vielfach watteweich abgefedert werden, damit der Zuschauer zwar kurzfristig bestürzt oder betroffen ist, sich aber nicht wirklich verletzt fühlen muss. Für ein im Charakter überwiegend tragisches (oder zumindest ernstes) Stück kommen in Dialogen dann doch zu viele Witzchen vor, die für kurzfristige Heiterkeit sorgen und schnell verfliegen. Was also ist dieses Musical? Eine chronologische Aneinanderreihung von biografischen Schwerpunkten aus dem Leben der Doris Treitz, genannt Alexandra, die bühnengerecht aufbereitet wurden. Eine Folge von Hits des beliebten Stars, die zu hören eine Freude für ihre alten und jungen Fans ist. Eine Erinnerungsshow; ein episodenumlegtes Vergissmeinnicht für eine erfolgreiche Sängerin, die vermutlich auch weiterhin eine große Karriere vor sich gehabt hätte.

Für ein großes Denkmal hat es nicht gereicht; der Steinmetz hat einen harmlosen Erinnerungsstein gemeißelt, an dem die Nachwelt ihre Freude haben kann.